Nützliche Betrachtung der Schönheit der Welt, nicht nur für Reiche und Gesunde, sondern auch für Arme und Kranke.
Geliebte Menschen, laßt uns einst in unserm Leben stille stehn, Und unsern eigentlichen Stand, beym Licht der Wahrheit, übersehn, Erwegen, was wir Guts besitzen, und was für uns der Kreis der Welt Für ungezählte Güter, Wunder und unschätzbare Schätz' enthält, Die alle bloß für uns bestimmt! Wir werden, wenn wir auf der Erden (Aus unserm dunklen Nichts gezogen) erscheinen und gebohren werden, Jn einem Pallast ja gebohren, der, so an Größ' als Zier- lichkeit, Bey weitem alle übertrift, die alle Kunst je aufgeführet. Die Kunst ist nie so weit gekommen, sie kann auch an die Seltenheit Der bildenden Natur nicht reichen, der allezeit der Preis gebühret. Das unermäßliche Gewölbe, der Boden- lose Stern-Altan, Zeigt diese Grösse, sonder gleichen, am allerdeutlichsten uns an.
Es
7 Theil. Y y
Nuͤtzliche Betrachtung der Schoͤnheit der Welt, nicht nur fuͤr Reiche und Geſunde, ſondern auch fuͤr Arme und Kranke.
Geliebte Menſchen, laßt uns einſt in unſerm Leben ſtille ſtehn, Und unſern eigentlichen Stand, beym Licht der Wahrheit, uͤberſehn, Erwegen, was wir Guts beſitzen, und was fuͤr uns der Kreis der Welt Fuͤr ungezaͤhlte Guͤter, Wunder und unſchaͤtzbare Schaͤtz’ enthaͤlt, Die alle bloß fuͤr uns beſtimmt! Wir werden, wenn wir auf der Erden (Aus unſerm dunklen Nichts gezogen) erſcheinen und gebohren werden, Jn einem Pallaſt ja gebohren, der, ſo an Groͤß’ als Zier- lichkeit, Bey weitem alle uͤbertrift, die alle Kunſt je aufgefuͤhret. Die Kunſt iſt nie ſo weit gekommen, ſie kann auch an die Seltenheit Der bildenden Natur nicht reichen, der allezeit der Preis gebuͤhret. Das unermaͤßliche Gewoͤlbe, der Boden- loſe Stern-Altan, Zeigt dieſe Groͤſſe, ſonder gleichen, am allerdeutlichſten uns an.
Es
7 Theil. Y y
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0723"n="705"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Nuͤtzliche Betrachtung</hi><lb/>
der<lb/><hirendition="#b">Schoͤnheit der Welt,</hi><lb/>
nicht nur<lb/><hirendition="#b">fuͤr Reiche und Geſunde, ſondern auch<lb/>
fuͤr Arme und Kranke.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">G</hi>eliebte Menſchen, laßt uns einſt in unſerm Leben</l><lb/><l><hirendition="#et">ſtille ſtehn,</hi></l><lb/><l>Und unſern eigentlichen Stand, beym Licht der Wahrheit,</l><lb/><l><hirendition="#et">uͤberſehn,</hi></l><lb/><l>Erwegen, was wir Guts beſitzen, und was fuͤr uns der</l><lb/><l><hirendition="#et">Kreis der Welt</hi></l><lb/><l>Fuͤr ungezaͤhlte Guͤter, Wunder und unſchaͤtzbare Schaͤtz’</l><lb/><l><hirendition="#et">enthaͤlt,</hi></l><lb/><l>Die alle bloß fuͤr uns beſtimmt! Wir werden, wenn wir</l><lb/><l><hirendition="#et">auf der Erden</hi></l><lb/><l>(Aus unſerm dunklen Nichts gezogen) erſcheinen und</l><lb/><l><hirendition="#et">gebohren werden,</hi></l><lb/><l>Jn einem Pallaſt ja gebohren, der, ſo an Groͤß’ als Zier-</l><lb/><l><hirendition="#et">lichkeit,</hi></l><lb/><l>Bey weitem alle uͤbertrift, die alle Kunſt je aufgefuͤhret.</l><lb/><l>Die Kunſt iſt nie ſo weit gekommen, ſie kann auch an die</l><lb/><l><hirendition="#et">Seltenheit</hi></l><lb/><l>Der bildenden Natur nicht reichen, der allezeit der Preis</l><lb/><l><hirendition="#et">gebuͤhret.</hi></l><lb/><l>Das unermaͤßliche Gewoͤlbe, der Boden- loſe Stern-Altan,</l><lb/><l>Zeigt dieſe Groͤſſe, ſonder gleichen, am allerdeutlichſten</l><lb/><l><hirendition="#et">uns an.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">7 <hirendition="#fr">Theil.</hi> Y y</fw><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[705/0723]
Nuͤtzliche Betrachtung
der
Schoͤnheit der Welt,
nicht nur
fuͤr Reiche und Geſunde, ſondern auch
fuͤr Arme und Kranke.
Geliebte Menſchen, laßt uns einſt in unſerm Leben
ſtille ſtehn,
Und unſern eigentlichen Stand, beym Licht der Wahrheit,
uͤberſehn,
Erwegen, was wir Guts beſitzen, und was fuͤr uns der
Kreis der Welt
Fuͤr ungezaͤhlte Guͤter, Wunder und unſchaͤtzbare Schaͤtz’
enthaͤlt,
Die alle bloß fuͤr uns beſtimmt! Wir werden, wenn wir
auf der Erden
(Aus unſerm dunklen Nichts gezogen) erſcheinen und
gebohren werden,
Jn einem Pallaſt ja gebohren, der, ſo an Groͤß’ als Zier-
lichkeit,
Bey weitem alle uͤbertrift, die alle Kunſt je aufgefuͤhret.
Die Kunſt iſt nie ſo weit gekommen, ſie kann auch an die
Seltenheit
Der bildenden Natur nicht reichen, der allezeit der Preis
gebuͤhret.
Das unermaͤßliche Gewoͤlbe, der Boden- loſe Stern-Altan,
Zeigt dieſe Groͤſſe, ſonder gleichen, am allerdeutlichſten
uns an.
Es
7 Theil. Y y
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/723>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.