Geist, Den jeder, doch ich mehr, als Jhn jeder ehret, ehre. Freund, Dem ein so redlichs Herz die gelehrte Brust be- lebt, Daß Dich dessen Eigenschaft mehr, als jener noch, erhebt, Welches, zeigtest Du es nicht, sonst kaum zu begreifen wäre. Unsers unnachahmbar'n Denners fast lebendigs Meister- Stück,* Das Dein Bruder schildern ließ, send ich Dir hiebey zurück. Wenn Du Jhm es überschickest, meld Jhm unbeschwehrt dabey: Daß, in meinem Geist, von Jhm ein Jhm ähnlich treflichs Bild, Durch Sein sonderbar Verdienst, kräftig abgeschildert sey. Jn dem Schildereyen-Saal, den Er Selber angefüllt Mit so manchem Farben-Wunder, die uns Welsch- und Holland schenket, Seh ich Jhn im Geist spatzieren, wie Er Seine Blicke lenket Auf der Künstler kluge Werke, doch noch mehr auf die Natur, Als der Wunder Wunder-Quell. Könnt' Euch Euer Vater sehen, Dessen Treue Dännemark noch bemüht ist zu erhöhen,
Wie
* Ein alter Frauen-Kopf.
AnS. T. Herrn F. von Hagedorn.
Geiſt, Den jeder, doch ich mehr, als Jhn jeder ehret, ehre. Freund, Dem ein ſo redlichs Herz die gelehrte Bruſt be- lebt, Daß Dich deſſen Eigenſchaft mehr, als jener noch, erhebt, Welches, zeigteſt Du es nicht, ſonſt kaum zu begreifen waͤre. Unſers unnachahmbar’n Denners faſt lebendigs Meiſter- Stuͤck,* Das Dein Bruder ſchildern ließ, ſend ich Dir hiebey zuruͤck. Wenn Du Jhm es uͤberſchickeſt, meld Jhm unbeſchwehrt dabey: Daß, in meinem Geiſt, von Jhm ein Jhm aͤhnlich treflichs Bild, Durch Sein ſonderbar Verdienſt, kraͤftig abgeſchildert ſey. Jn dem Schildereyen-Saal, den Er Selber angefuͤllt Mit ſo manchem Farben-Wunder, die uns Welſch- und Holland ſchenket, Seh ich Jhn im Geiſt ſpatzieren, wie Er Seine Blicke lenket Auf der Kuͤnſtler kluge Werke, doch noch mehr auf die Natur, Als der Wunder Wunder-Quell. Koͤnnt’ Euch Euer Vater ſehen, Deſſen Treue Daͤnnemark noch bemuͤht iſt zu erhoͤhen,
Wie
* Ein alter Frauen-Kopf.
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An S. T.
Herrn F. von Hagedorn.
Geiſt, Den jeder, doch ich mehr, als Jhn jeder ehret,
ehre.
Freund, Dem ein ſo redlichs Herz die gelehrte Bruſt be-
lebt,
Daß Dich deſſen Eigenſchaft mehr, als jener noch, erhebt,
Welches, zeigteſt Du es nicht, ſonſt kaum zu begreifen
waͤre.
Unſers unnachahmbar’n Denners faſt lebendigs Meiſter-
Stuͤck, *
Das Dein Bruder ſchildern ließ, ſend ich Dir hiebey
zuruͤck.
Wenn Du Jhm es uͤberſchickeſt, meld Jhm unbeſchwehrt
dabey:
Daß, in meinem Geiſt, von Jhm ein Jhm aͤhnlich treflichs
Bild,
Durch Sein ſonderbar Verdienſt, kraͤftig abgeſchildert
ſey.
Jn dem Schildereyen-Saal, den Er Selber angefuͤllt
Mit ſo manchem Farben-Wunder, die uns Welſch- und
Holland ſchenket,
Seh ich Jhn im Geiſt ſpatzieren, wie Er Seine Blicke
lenket
Auf der Kuͤnſtler kluge Werke, doch noch mehr auf die
Natur,
Als der Wunder Wunder-Quell. Koͤnnt’ Euch Euer
Vater ſehen,
Deſſen Treue Daͤnnemark noch bemuͤht iſt zu erhoͤhen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/740>, abgerufen am 22.11.2024.
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