Uns zinsen alle Elementen, uns zollt die Luft, das Land, das Meer, Von Vögeln, Thieren und von Fischen ein nimmermehr zu zählend Heer, Zu unsrer Lust, zum Nutz, zur Nahrung. Sprich selbst, was war in Edens Auen, Das wir nicht noch auf unsrer Erden besitzen, fühlen, schmecken schauen? Allein, wer so, wie du, verfährt, wer taub und blind für alle Gaben, Der würde selbst im Paradiese gemurret und gewinselt haben. Wer auf der Welt nicht arm, nicht krank, ist schuldig, bloß dahin zu sehn, Jn dem Genuß der Creaturen, durch Lust, den Schöpfer zu erhöhn. Dieß ist ein wahrer Gottesdienst, wodurch sich GOttes Ruhm vermehrt, Den uns mit Gründen, die nicht trieglich, Natur, Vernunft und Bibel lehrt. Es liegt wahrhaftig nicht an GOtt. Er schuff die Welt, Er schuff sie schön, Er gab uns Sinnen, daß wir schmecken, auch riechen, fühlen, hören, sehn, Und ihre Schönheit nutzen können. Er wollt' uns eine Seele schenken, Damit wir den Genuß der Lüste, durch ein vernünftigs Ueberdenken, Uns zuzueignen fähig wären, und auch zugleich erkennen können, Es müss' ein' ew'ge Liebe seyn, die uns dergleichen wollen gönnen.
Hier-
Aus denComplaintsoderNight-Thougts,
Uns zinſen alle Elementen, uns zollt die Luft, das Land, das Meer, Von Voͤgeln, Thieren und von Fiſchen ein nimmermehr zu zaͤhlend Heer, Zu unſrer Luſt, zum Nutz, zur Nahrung. Sprich ſelbſt, was war in Edens Auen, Das wir nicht noch auf unſrer Erden beſitzen, fuͤhlen, ſchmecken ſchauen? Allein, wer ſo, wie du, verfaͤhrt, wer taub und blind fuͤr alle Gaben, Der wuͤrde ſelbſt im Paradieſe gemurret und gewinſelt haben. Wer auf der Welt nicht arm, nicht krank, iſt ſchuldig, bloß dahin zu ſehn, Jn dem Genuß der Creaturen, durch Luſt, den Schoͤpfer zu erhoͤhn. Dieß iſt ein wahrer Gottesdienſt, wodurch ſich GOttes Ruhm vermehrt, Den uns mit Gruͤnden, die nicht trieglich, Natur, Vernunft und Bibel lehrt. Es liegt wahrhaftig nicht an GOtt. Er ſchuff die Welt, Er ſchuff ſie ſchoͤn, Er gab uns Sinnen, daß wir ſchmecken, auch riechen, fuͤhlen, hoͤren, ſehn, Und ihre Schoͤnheit nutzen koͤnnen. Er wollt’ uns eine Seele ſchenken, Damit wir den Genuß der Luͤſte, durch ein vernuͤnftigs Ueberdenken, Uns zuzueignen faͤhig waͤren, und auch zugleich erkennen koͤnnen, Es muͤſſ’ ein’ ew’ge Liebe ſeyn, die uns dergleichen wollen goͤnnen.
Hier-
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Aus den Complaints oder Night-Thougts,
Uns zinſen alle Elementen, uns zollt die Luft, das Land,
das Meer,
Von Voͤgeln, Thieren und von Fiſchen ein nimmermehr zu
zaͤhlend Heer,
Zu unſrer Luſt, zum Nutz, zur Nahrung. Sprich ſelbſt,
was war in Edens Auen,
Das wir nicht noch auf unſrer Erden beſitzen, fuͤhlen,
ſchmecken ſchauen?
Allein, wer ſo, wie du, verfaͤhrt, wer taub und blind fuͤr
alle Gaben,
Der wuͤrde ſelbſt im Paradieſe gemurret und gewinſelt
haben.
Wer auf der Welt nicht arm, nicht krank, iſt ſchuldig,
bloß dahin zu ſehn,
Jn dem Genuß der Creaturen, durch Luſt, den Schoͤpfer zu
erhoͤhn.
Dieß iſt ein wahrer Gottesdienſt, wodurch ſich GOttes
Ruhm vermehrt,
Den uns mit Gruͤnden, die nicht trieglich, Natur, Vernunft
und Bibel lehrt.
Es liegt wahrhaftig nicht an GOtt. Er ſchuff die Welt,
Er ſchuff ſie ſchoͤn,
Er gab uns Sinnen, daß wir ſchmecken, auch riechen, fuͤhlen,
hoͤren, ſehn,
Und ihre Schoͤnheit nutzen koͤnnen. Er wollt’ uns eine
Seele ſchenken,
Damit wir den Genuß der Luͤſte, durch ein vernuͤnftigs
Ueberdenken,
Uns zuzueignen faͤhig waͤren, und auch zugleich erkennen
koͤnnen,
Es muͤſſ’ ein’ ew’ge Liebe ſeyn, die uns dergleichen wollen
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/754>, abgerufen am 18.05.2024.
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