Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Aus den Complaints oder Night-Thougts,
Von Wasser-Fluhten, Feuers-Brünsten, wenn Erd-
Erschütt'rungen entstehen,
Von Donner, Hagel, Blitz und Stürmen, von Pest
und Krankheit? Nennest du
Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach!
auch hier ist nichts verlohren.
Die Ordnung bleibt in der Natur, die, für das Ganze nur,
erkohren;
Das Ganze bleibt in seinem Wesen, und aus den mehresten
entspringt
Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz!
versetzest du vielleicht,
Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das
Ganze ganz. Mich deucht,
Wenn solch ein Unfall, solche Noht, auf mich und auf
die Meinen dringt,
Jch könne mich mit Recht beschwehren. So denke doch
einmahl zurück.
Was bist denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis
der Erden?
Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders
werden?
Für dich ein Wunderwerk geschehn? Verdienest du ein
stetes Glück?
Ja ist dein ganzes Leben hier nicht gleichsam nur ein Au-
genblick
Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna-
den-Wille
Den kleinen hiesigen Verlust des, welches dir doch nur
geliehn,
Und
Aus den Complaints oder Night-Thougts,
Von Waſſer-Fluhten, Feuers-Bruͤnſten, wenn Erd-
Erſchuͤtt’rungen entſtehen,
Von Donner, Hagel, Blitz und Stuͤrmen, von Peſt
und Krankheit? Nenneſt du
Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach!
auch hier iſt nichts verlohren.
Die Ordnung bleibt in der Natur, die, fuͤr das Ganze nur,
erkohren;
Das Ganze bleibt in ſeinem Weſen, und aus den mehreſten
entſpringt
Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz!
verſetzeſt du vielleicht,
Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das
Ganze ganz. Mich deucht,
Wenn ſolch ein Unfall, ſolche Noht, auf mich und auf
die Meinen dringt,
Jch koͤnne mich mit Recht beſchwehren. So denke doch
einmahl zuruͤck.
Was biſt denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis
der Erden?
Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders
werden?
Fuͤr dich ein Wunderwerk geſchehn? Verdieneſt du ein
ſtetes Gluͤck?
Ja iſt dein ganzes Leben hier nicht gleichſam nur ein Au-
genblick
Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna-
den-Wille
Den kleinen hieſigen Verluſt des, welches dir doch nur
geliehn,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <lg type="poem">
                <pb facs="#f0756" n="738"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Aus den</hi> <hi rendition="#aq">Complaints</hi> <hi rendition="#b">oder</hi> <hi rendition="#aq">Night-Thougts,</hi> </fw><lb/>
                <lg n="12">
                  <l>Von Wa&#x017F;&#x017F;er-Fluhten, Feuers-Bru&#x0364;n&#x017F;ten, wenn Erd-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Er&#x017F;chu&#x0364;tt&#x2019;rungen ent&#x017F;tehen,</hi> </l><lb/>
                  <l>Von Donner, Hagel, Blitz und Stu&#x0364;rmen, von Pe&#x017F;t</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">und Krankheit? Nenne&#x017F;t du</hi> </l><lb/>
                  <l>Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach!</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">auch hier i&#x017F;t nichts verlohren.</hi> </l><lb/>
                  <l>Die Ordnung bleibt in der Natur, die, fu&#x0364;r das <hi rendition="#fr">Ganze</hi> nur,</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">erkohren;</hi> </l><lb/>
                  <l>Das <hi rendition="#fr">Ganze</hi> bleibt in &#x017F;einem We&#x017F;en, und aus den mehre&#x017F;ten</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">ent&#x017F;pringt</hi> </l><lb/>
                  <l>Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz!</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">ver&#x017F;etze&#x017F;t du vielleicht,</hi> </l><lb/>
                  <l>Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Ganze ganz. Mich deucht,</hi> </l><lb/>
                  <l>Wenn &#x017F;olch ein Unfall, &#x017F;olche Noht, auf mich und auf</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">die Meinen dringt,</hi> </l><lb/>
                  <l>Jch ko&#x0364;nne mich mit Recht be&#x017F;chwehren. So denke doch</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">einmahl zuru&#x0364;ck.</hi> </l><lb/>
                  <l>Was bi&#x017F;t denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">der Erden?</hi> </l><lb/>
                  <l>Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">werden?</hi> </l><lb/>
                  <l>Fu&#x0364;r dich ein Wunderwerk ge&#x017F;chehn? Verdiene&#x017F;t du ein</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tetes Glu&#x0364;ck?</hi> </l><lb/>
                  <l>Ja i&#x017F;t dein ganzes Leben hier nicht gleich&#x017F;am nur ein Au-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">genblick</hi> </l><lb/>
                  <l>Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna-</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">den-Wille</hi> </l><lb/>
                  <l>Den kleinen hie&#x017F;igen Verlu&#x017F;t des, welches dir doch nur</l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">geliehn,</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
              </lg>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[738/0756] Aus den Complaints oder Night-Thougts, Von Waſſer-Fluhten, Feuers-Bruͤnſten, wenn Erd- Erſchuͤtt’rungen entſtehen, Von Donner, Hagel, Blitz und Stuͤrmen, von Peſt und Krankheit? Nenneſt du Denn dieß auch Ordnung? keine Plagen? Gemach! auch hier iſt nichts verlohren. Die Ordnung bleibt in der Natur, die, fuͤr das Ganze nur, erkohren; Das Ganze bleibt in ſeinem Weſen, und aus den mehreſten entſpringt Ein Gut, das wir nur nicht begreifen. Was Ganz! verſetzeſt du vielleicht, Jch leide ja dadurch nicht minder, bleibt gleich das Ganze ganz. Mich deucht, Wenn ſolch ein Unfall, ſolche Noht, auf mich und auf die Meinen dringt, Jch koͤnne mich mit Recht beſchwehren. So denke doch einmahl zuruͤck. Was biſt denn du, im Gegenhalt mit allen auf dem Kreis der Erden? Soll deinentwegen denn der Stoff der Elementen anders werden? Fuͤr dich ein Wunderwerk geſchehn? Verdieneſt du ein ſtetes Gluͤck? Ja iſt dein ganzes Leben hier nicht gleichſam nur ein Au- genblick Mit jener Ewigkeit verglichen, in welcher Gottes Gna- den-Wille Den kleinen hieſigen Verluſt des, welches dir doch nur geliehn, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/756
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/756>, abgerufen am 22.05.2024.