So gingen wir mit sanftem Schritt, und redeten bald dieß, bald das, Bis unser Abendmahl bereitet, da wir uns denn zusam- men setzten, Recht in des Waldes Mittelpunct, in einen Kreis, aufs grüne Gras, Der rings um einen kleinen Tisch, der sich beständig dort befindet, Jn einer ausgehohlten Tiefe, mit Rasen ausgesetzt, sich ründet.
Hier ward, nachdem an diesem Orte Des Tisch-Gebehts bekannte Worte: GOtt, aus welchem alles quillet, Was so Fluht als Erde füllet etc. Von Jemand unter uns gesprochen, Voll Lust und Appetit das Abend-Brodt gebrochen. Ein Gläschen Wein facht, nach der Eigenschaft, Die in ihm liegt, und seiner muntern Kraft, Die schon vorhin in unserm Blut Entstandene Vergnügungs-Gluht Noch etwas mehr in Jedem an, Worüber jeglicher sich auf ein Lied besann, Das sich zu unserm Zustand schickte, und ward, daß Wald und Feld erklungen, Hierauf zuerst, von einem nur allein, Denn von dem Chor, der allgemein, Zu anfangs folgendes gesungen:
Jn den bunt-beblühmten feldern etc.
Jn den angenehmen Büschen, Wo sich Licht und Schatten mischen,
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Abend-Vergnuͤgen
So gingen wir mit ſanftem Schritt, und redeten bald dieß, bald das, Bis unſer Abendmahl bereitet, da wir uns denn zuſam- men ſetzten, Recht in des Waldes Mittelpunct, in einen Kreis, aufs gruͤne Gras, Der rings um einen kleinen Tiſch, der ſich beſtaͤndig dort befindet, Jn einer ausgehohlten Tiefe, mit Raſen ausgeſetzt, ſich ruͤndet.
Hier ward, nachdem an dieſem Orte Des Tiſch-Gebehts bekannte Worte: GOtt, aus welchem alles quillet, Was ſo Fluht als Erde fuͤllet ꝛc. Von Jemand unter uns geſprochen, Voll Luſt und Appetit das Abend-Brodt gebrochen. Ein Glaͤschen Wein facht, nach der Eigenſchaft, Die in ihm liegt, und ſeiner muntern Kraft, Die ſchon vorhin in unſerm Blut Entſtandene Vergnuͤgungs-Gluht Noch etwas mehr in Jedem an, Woruͤber jeglicher ſich auf ein Lied beſann, Das ſich zu unſerm Zuſtand ſchickte, und ward, daß Wald und Feld erklungen, Hierauf zuerſt, von einem nur allein, Denn von dem Chor, der allgemein, Zu anfangs folgendes geſungen:
Jn den bunt-bebluͤhmten feldern ꝛc.
Jn den angenehmen Buͤſchen, Wo ſich Licht und Schatten miſchen,
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Abend-Vergnuͤgen
So gingen wir mit ſanftem Schritt, und redeten bald
dieß, bald das,
Bis unſer Abendmahl bereitet, da wir uns denn zuſam-
men ſetzten,
Recht in des Waldes Mittelpunct, in einen Kreis, aufs
gruͤne Gras,
Der rings um einen kleinen Tiſch, der ſich beſtaͤndig dort
befindet,
Jn einer ausgehohlten Tiefe, mit Raſen ausgeſetzt, ſich
ruͤndet.
Hier ward, nachdem an dieſem Orte
Des Tiſch-Gebehts bekannte Worte:
GOtt, aus welchem alles quillet,
Was ſo Fluht als Erde fuͤllet ꝛc.
Von Jemand unter uns geſprochen,
Voll Luſt und Appetit das Abend-Brodt gebrochen.
Ein Glaͤschen Wein facht, nach der Eigenſchaft,
Die in ihm liegt, und ſeiner muntern Kraft,
Die ſchon vorhin in unſerm Blut
Entſtandene Vergnuͤgungs-Gluht
Noch etwas mehr in Jedem an,
Woruͤber jeglicher ſich auf ein Lied beſann,
Das ſich zu unſerm Zuſtand ſchickte, und ward, daß
Wald und Feld erklungen,
Hierauf zuerſt, von einem nur allein,
Denn von dem Chor, der allgemein,
Zu anfangs folgendes geſungen:
Jn den bunt-bebluͤhmten feldern ꝛc.
Jn den angenehmen Buͤſchen,
Wo ſich Licht und Schatten miſchen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/94>, abgerufen am 21.11.2024.
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