Ja noch mehr! die Bluhmen haben, Uns auch im Geschmack zu laben, Tausendfache Süßigkeit; Die, im Honig, uns erfreut.
Laßt uns also ferner nicht Diese Creatur verachten. Lasset uns, nach unsrer Pflicht, Bey den Bluhmen, dieß betrachten: Daß nicht nur durch einen Sinn Man von Bluhmen wird gerühret; Sondern, daß der Geist darinn, Fast durch jeden, Lust verspühret.
Gott hat sie für uns erkohren. Achten wir, nach unsrer Pflicht, Sie, zu Seinem Ruhm, nun nicht; Jst Sein' Absicht ja verlohren.
Wozu nützt uns der Verstand, Als allein in Gottes Werken Seine Weisheit zu bemerken? Nirgends wird Er so bekannt. Unsre Sinnen sind die Thüren, Wodurch unsers Schöpfers Macht, Jn der Creaturen Pracht, Und Sein Daseyn, zu verspühren.
Jn
M 4
Die Bluhmen-Allee.
Ja noch mehr! die Bluhmen haben, Uns auch im Geſchmack zu laben, Tauſendfache Suͤßigkeit; Die, im Honig, uns erfreut.
Laßt uns alſo ferner nicht Dieſe Creatur verachten. Laſſet uns, nach unſrer Pflicht, Bey den Bluhmen, dieß betrachten: Daß nicht nur durch einen Sinn Man von Bluhmen wird geruͤhret; Sondern, daß der Geiſt darinn, Faſt durch jeden, Luſt verſpuͤhret.
Gott hat ſie fuͤr uns erkohren. Achten wir, nach unſrer Pflicht, Sie, zu Seinem Ruhm, nun nicht; Jſt Sein’ Abſicht ja verlohren.
Wozu nuͤtzt uns der Verſtand, Als allein in Gottes Werken Seine Weisheit zu bemerken? Nirgends wird Er ſo bekannt. Unſre Sinnen ſind die Thuͤren, Wodurch unſers Schoͤpfers Macht, Jn der Creaturen Pracht, Und Sein Daſeyn, zu verſpuͤhren.
Jn
M 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0197"n="183"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bluhmen-Allee.</hi></fw><lb/><lgn="16"><l>Ja noch mehr! die Bluhmen haben,</l><lb/><l>Uns auch im <hirendition="#fr">Geſchmack</hi> zu laben,</l><lb/><l>Tauſendfache Suͤßigkeit;</l><lb/><l>Die, im Honig, uns erfreut.</l></lg><lb/><lgn="17"><l>Laßt uns alſo ferner nicht</l><lb/><l>Dieſe Creatur verachten.</l><lb/><l>Laſſet uns, nach unſrer Pflicht,</l><lb/><l>Bey den Bluhmen, dieß betrachten:</l><lb/><l>Daß nicht nur durch einen Sinn</l><lb/><l>Man von Bluhmen wird geruͤhret;</l><lb/><l>Sondern, daß der Geiſt darinn,</l><lb/><l>Faſt durch jeden, Luſt verſpuͤhret.</l></lg><lb/><lgn="18"><l>Gott hat ſie fuͤr uns erkohren.</l><lb/><l>Achten wir, nach unſrer Pflicht,</l><lb/><l>Sie, zu Seinem Ruhm, nun nicht;</l><lb/><l>Jſt Sein’ Abſicht ja verlohren.</l></lg><lb/><lgn="19"><l>Wozu nuͤtzt uns der Verſtand,</l><lb/><l>Als allein in Gottes Werken</l><lb/><l>Seine Weisheit zu bemerken?</l><lb/><l>Nirgends wird Er ſo bekannt.</l><lb/><l>Unſre Sinnen ſind die Thuͤren,</l><lb/><l>Wodurch unſers Schoͤpfers Macht,</l><lb/><l>Jn der Creaturen Pracht,</l><lb/><l>Und Sein Daſeyn, zu verſpuͤhren.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jn</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[183/0197]
Die Bluhmen-Allee.
Ja noch mehr! die Bluhmen haben,
Uns auch im Geſchmack zu laben,
Tauſendfache Suͤßigkeit;
Die, im Honig, uns erfreut.
Laßt uns alſo ferner nicht
Dieſe Creatur verachten.
Laſſet uns, nach unſrer Pflicht,
Bey den Bluhmen, dieß betrachten:
Daß nicht nur durch einen Sinn
Man von Bluhmen wird geruͤhret;
Sondern, daß der Geiſt darinn,
Faſt durch jeden, Luſt verſpuͤhret.
Gott hat ſie fuͤr uns erkohren.
Achten wir, nach unſrer Pflicht,
Sie, zu Seinem Ruhm, nun nicht;
Jſt Sein’ Abſicht ja verlohren.
Wozu nuͤtzt uns der Verſtand,
Als allein in Gottes Werken
Seine Weisheit zu bemerken?
Nirgends wird Er ſo bekannt.
Unſre Sinnen ſind die Thuͤren,
Wodurch unſers Schoͤpfers Macht,
Jn der Creaturen Pracht,
Und Sein Daſeyn, zu verſpuͤhren.
Jn
M 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/197>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.