Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.bey einer gefährlichen Wasser-Fahrt. Daß dieses Boot nicht nur, den Vorsatz zu enden, nicht im Stande war; Sie kamen durch der Wellen Wut noch in die äusserste Gefahr, Jhr Leben, wir sie, zu verlieren; so auch gewiß gesche- hen wär, Wenn sie den zugeworfnen Strick nicht noch erhascht. Was nun noch mehr Uns unsern Zustand schlimmer machte, war, daß wir, ohne Grund nicht, schlossen, Daß, wenn durch die noch währnde Ebbe mehr Wasser würde seyn verflossen, Das Schiff gewiß zerstoßen würde. Worauf man denn so gleich befahl, Die Schau, wie man sie heisset, wehn, und einen Noth- Schuß thun zu lassen; Ja, dieß geschah, weil niemand kam, annoch zum zweyt- und drittenmal. Wie wir nun (wie es leicht zu glauben) so zwischen Furcht und Hoffnung sassen; Da ward ein großer Fischer-Ever von weitem unser noch gewahr, Und näherte sich unsrer Jagd. Wodurch denn unsere Gefahr Sich um ein gutes Theil verlohr. Denn wenn nun- mehr das Schiff auch brechen, Zerstoßen und zertrümmern würde, wir uns doch Hülf' annoch versprechen Und in den Ever retten konnten. Es stürmete der Win- de Wut, Es gossen schwarze Regen-Wolken auf uns solch eine dicke Fluht, Daß
bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt. Daß dieſes Boot nicht nur, den Vorſatz zu enden, nicht im Stande war; Sie kamen durch der Wellen Wut noch in die aͤuſſerſte Gefahr, Jhr Leben, wir ſie, zu verlieren; ſo auch gewiß geſche- hen waͤr, Wenn ſie den zugeworfnen Strick nicht noch erhaſcht. Was nun noch mehr Uns unſern Zuſtand ſchlimmer machte, war, daß wir, ohne Grund nicht, ſchloſſen, Daß, wenn durch die noch waͤhrnde Ebbe mehr Waſſer wuͤrde ſeyn verfloſſen, Das Schiff gewiß zerſtoßen wuͤrde. Worauf man denn ſo gleich befahl, Die Schau, wie man ſie heiſſet, wehn, und einen Noth- Schuß thun zu laſſen; Ja, dieß geſchah, weil niemand kam, annoch zum zweyt- und drittenmal. Wie wir nun (wie es leicht zu glauben) ſo zwiſchen Furcht und Hoffnung ſaſſen; Da ward ein großer Fiſcher-Ever von weitem unſer noch gewahr, Und naͤherte ſich unſrer Jagd. Wodurch denn unſere Gefahr Sich um ein gutes Theil verlohr. Denn wenn nun- mehr das Schiff auch brechen, Zerſtoßen und zertruͤmmern wuͤrde, wir uns doch Huͤlf’ annoch verſprechen Und in den Ever retten konnten. Es ſtuͤrmete der Win- de Wut, Es goſſen ſchwarze Regen-Wolken auf uns ſolch eine dicke Fluht, Daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0201" n="187"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt.</hi> </fw><lb/> <lg n="3"> <l>Daß dieſes Boot nicht nur, den Vorſatz zu enden, nicht<lb/><hi rendition="#et">im Stande war;</hi></l><lb/> <l>Sie kamen durch der Wellen Wut noch in die aͤuſſerſte<lb/><hi rendition="#et">Gefahr,</hi></l><lb/> <l>Jhr Leben, wir ſie, zu verlieren; ſo auch gewiß geſche-<lb/><hi rendition="#et">hen waͤr,</hi></l><lb/> <l>Wenn ſie den zugeworfnen Strick nicht noch erhaſcht.<lb/><hi rendition="#et">Was nun noch mehr</hi></l><lb/> <l>Uns unſern Zuſtand ſchlimmer machte, war, daß wir,<lb/><hi rendition="#et">ohne Grund nicht, ſchloſſen,</hi></l><lb/> <l>Daß, wenn durch die noch waͤhrnde Ebbe mehr Waſſer<lb/><hi rendition="#et">wuͤrde ſeyn verfloſſen,</hi></l><lb/> <l>Das Schiff gewiß zerſtoßen wuͤrde. Worauf man denn<lb/><hi rendition="#et">ſo gleich befahl,</hi></l><lb/> <l>Die Schau, wie man ſie heiſſet, wehn, und einen Noth-<lb/><hi rendition="#et">Schuß thun zu laſſen;</hi></l><lb/> <l>Ja, dieß geſchah, weil niemand kam, annoch zum zweyt-<lb/><hi rendition="#et">und drittenmal.</hi></l><lb/> <l>Wie wir nun (wie es leicht zu glauben) ſo zwiſchen<lb/><hi rendition="#et">Furcht und Hoffnung ſaſſen;</hi></l><lb/> <l>Da ward ein großer Fiſcher-Ever von weitem unſer noch<lb/><hi rendition="#et">gewahr,</hi></l><lb/> <l>Und naͤherte ſich unſrer Jagd. Wodurch denn unſere<lb/><hi rendition="#et">Gefahr</hi></l><lb/> <l>Sich um ein gutes Theil verlohr. Denn wenn nun-<lb/><hi rendition="#et">mehr das Schiff auch brechen,</hi></l><lb/> <l>Zerſtoßen und zertruͤmmern wuͤrde, wir uns doch Huͤlf’<lb/><hi rendition="#et">annoch verſprechen</hi></l><lb/> <l>Und in den Ever retten konnten. Es ſtuͤrmete der Win-<lb/><hi rendition="#et">de Wut,</hi></l><lb/> <l>Es goſſen ſchwarze Regen-Wolken auf uns ſolch eine<lb/><hi rendition="#et">dicke Fluht,</hi></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [187/0201]
bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt.
Daß dieſes Boot nicht nur, den Vorſatz zu enden, nicht
im Stande war;
Sie kamen durch der Wellen Wut noch in die aͤuſſerſte
Gefahr,
Jhr Leben, wir ſie, zu verlieren; ſo auch gewiß geſche-
hen waͤr,
Wenn ſie den zugeworfnen Strick nicht noch erhaſcht.
Was nun noch mehr
Uns unſern Zuſtand ſchlimmer machte, war, daß wir,
ohne Grund nicht, ſchloſſen,
Daß, wenn durch die noch waͤhrnde Ebbe mehr Waſſer
wuͤrde ſeyn verfloſſen,
Das Schiff gewiß zerſtoßen wuͤrde. Worauf man denn
ſo gleich befahl,
Die Schau, wie man ſie heiſſet, wehn, und einen Noth-
Schuß thun zu laſſen;
Ja, dieß geſchah, weil niemand kam, annoch zum zweyt-
und drittenmal.
Wie wir nun (wie es leicht zu glauben) ſo zwiſchen
Furcht und Hoffnung ſaſſen;
Da ward ein großer Fiſcher-Ever von weitem unſer noch
gewahr,
Und naͤherte ſich unſrer Jagd. Wodurch denn unſere
Gefahr
Sich um ein gutes Theil verlohr. Denn wenn nun-
mehr das Schiff auch brechen,
Zerſtoßen und zertruͤmmern wuͤrde, wir uns doch Huͤlf’
annoch verſprechen
Und in den Ever retten konnten. Es ſtuͤrmete der Win-
de Wut,
Es goſſen ſchwarze Regen-Wolken auf uns ſolch eine
dicke Fluht,
Daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |