Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Erinnerung einiger Umstände Daß keiner oben bleiben konnte. Zuletzt kam noch ein kleines Boot Mit drey Matrosen auf uns zu, und minderte Gefahr Noth. Zumal, als sie sich Seit-wärts legten, Und, durch den eingesenkten Anker, das Schiff von sei- nem Ort bewegten, Auch, ehe wir es fast gedachten, Das Schiff, von seiner seichten Bank, auf mehr als zwölf Fuß Wasser brachten. Ja, die nachher, wie wir verspühret, Uns noch den größten Dienst gethan; wodurch wir denn erstaunt gestehen, Daß diese erstere Gefahr Uns eine Hülfe zugeführet, Die, in der andern, nöthig war. Nunmehr war Sorg' und Furcht verschwunden; nun- mehr war die Gefahr vorbey, Wofür Dem, Der die Welt regiert, Lob, Ehr und Preis gewidmet sey. Allein, was stand uns noch bevor! Mir schaudert noch fast jetzt die Haut; Weil mir, wie damals vor der Noth, noch jetzt vor der Erinnrung, graut. Wir lagen stille, bis die Fluht, nach ihrer Ebbe, wieder kam, Und mit dem wiederkehrnden Wasser uns wieder auf den Rücken nahm. Wir eilten erst nach Grauer-Ort, Als
Erinnerung einiger Umſtaͤnde Daß keiner oben bleiben konnte. Zuletzt kam noch ein kleines Boot Mit drey Matroſen auf uns zu, und minderte Gefahr Noth. Zumal, als ſie ſich Seit-waͤrts legten, Und, durch den eingeſenkten Anker, das Schiff von ſei- nem Ort bewegten, Auch, ehe wir es faſt gedachten, Das Schiff, von ſeiner ſeichten Bank, auf mehr als zwoͤlf Fuß Waſſer brachten. Ja, die nachher, wie wir verſpuͤhret, Uns noch den groͤßten Dienſt gethan; wodurch wir denn erſtaunt geſtehen, Daß dieſe erſtere Gefahr Uns eine Huͤlfe zugefuͤhret, Die, in der andern, noͤthig war. Nunmehr war Sorg’ und Furcht verſchwunden; nun- mehr war die Gefahr vorbey, Wofuͤr Dem, Der die Welt regiert, Lob, Ehr und Preis gewidmet ſey. Allein, was ſtand uns noch bevor! Mir ſchaudert noch faſt jetzt die Haut; Weil mir, wie damals vor der Noth, noch jetzt vor der Erinnrung, graut. Wir lagen ſtille, bis die Fluht, nach ihrer Ebbe, wieder kam, Und mit dem wiederkehrnden Waſſer uns wieder auf den Ruͤcken nahm. Wir eilten erſt nach Grauer-Ort, Als
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0202" n="188"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erinnerung einiger Umſtaͤnde</hi> </fw><lb/> <lg n="4"> <l>Daß keiner oben bleiben konnte. Zuletzt kam noch ein<lb/><hi rendition="#et">kleines Boot</hi></l><lb/> <l>Mit drey Matroſen auf uns zu, und minderte Gefahr<lb/><hi rendition="#et">Noth.</hi></l><lb/> <l>Zumal, als ſie ſich Seit-waͤrts legten,</l><lb/> <l>Und, durch den eingeſenkten Anker, das Schiff von ſei-<lb/><hi rendition="#et">nem Ort bewegten,</hi></l><lb/> <l>Auch, ehe wir es faſt gedachten,</l><lb/> <l>Das Schiff, von ſeiner ſeichten Bank, auf mehr als<lb/><hi rendition="#et">zwoͤlf Fuß Waſſer brachten.</hi></l><lb/> <l>Ja, die nachher, wie wir verſpuͤhret,</l><lb/> <l>Uns noch den groͤßten Dienſt gethan; wodurch wir denn<lb/><hi rendition="#et">erſtaunt geſtehen,</hi></l><lb/> <l>Daß dieſe erſtere Gefahr</l><lb/> <l>Uns eine Huͤlfe zugefuͤhret,</l><lb/> <l>Die, in der andern, noͤthig war.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Nunmehr war Sorg’ und Furcht verſchwunden; nun-<lb/><hi rendition="#et">mehr war die Gefahr vorbey,</hi></l><lb/> <l>Wofuͤr Dem, Der die Welt regiert, Lob, Ehr und Preis<lb/><hi rendition="#et">gewidmet ſey.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Allein, was ſtand uns noch bevor! Mir ſchaudert<lb/><hi rendition="#et">noch faſt jetzt die Haut;</hi></l><lb/> <l>Weil mir, wie damals vor der Noth, noch jetzt vor der<lb/><hi rendition="#et">Erinnrung, graut.</hi></l><lb/> <l>Wir lagen ſtille, bis die Fluht, nach ihrer Ebbe, wieder<lb/><hi rendition="#et">kam,</hi></l><lb/> <l>Und mit dem wiederkehrnden Waſſer uns wieder auf den<lb/><hi rendition="#et">Ruͤcken nahm.</hi></l><lb/> <l>Wir eilten erſt nach Grauer-Ort,</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0202]
Erinnerung einiger Umſtaͤnde
Daß keiner oben bleiben konnte. Zuletzt kam noch ein
kleines Boot
Mit drey Matroſen auf uns zu, und minderte Gefahr
Noth.
Zumal, als ſie ſich Seit-waͤrts legten,
Und, durch den eingeſenkten Anker, das Schiff von ſei-
nem Ort bewegten,
Auch, ehe wir es faſt gedachten,
Das Schiff, von ſeiner ſeichten Bank, auf mehr als
zwoͤlf Fuß Waſſer brachten.
Ja, die nachher, wie wir verſpuͤhret,
Uns noch den groͤßten Dienſt gethan; wodurch wir denn
erſtaunt geſtehen,
Daß dieſe erſtere Gefahr
Uns eine Huͤlfe zugefuͤhret,
Die, in der andern, noͤthig war.
Nunmehr war Sorg’ und Furcht verſchwunden; nun-
mehr war die Gefahr vorbey,
Wofuͤr Dem, Der die Welt regiert, Lob, Ehr und Preis
gewidmet ſey.
Allein, was ſtand uns noch bevor! Mir ſchaudert
noch faſt jetzt die Haut;
Weil mir, wie damals vor der Noth, noch jetzt vor der
Erinnrung, graut.
Wir lagen ſtille, bis die Fluht, nach ihrer Ebbe, wieder
kam,
Und mit dem wiederkehrnden Waſſer uns wieder auf den
Ruͤcken nahm.
Wir eilten erſt nach Grauer-Ort,
Als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |