Jm Sommer treten auf den Schau-Platz, um uns durchs Auge liebzukosen, Auf hell- und dunkel-grünen Büschen, die rothen, weiss- und bunten Rosen. Sie stellen uns das Welt-Theater in einem mehr als irdschen Flor, Als ein nicht ganz verlornes Eden, in Paradieses Far- ben, vor. Mit Balsam füllen sie die Luft. Jedwede Bluhme, jeder Straus, Haucht einen perfumirten Othem, der uns ergetzt, und lehret, aus. Jn einer Sprache, welche riecht, versuchen sie, vernünft- gen Seelen, Von ihres Schöpfers Weisheit, Macht und Liebe, vieles zu erzählen. Der Jnhalt, lieber Mensch! ist dieser: Bewund[re] in unsrer Blätter Pracht, Und, in dem Balsam, der uns füllet, Der, Wel- cher uns für dich gemacht. Willt du denn dem liebreichen Schöpfer, in einem Dank-erfüllten Leben, Nicht ein Jhm wohlgefälliges, dich selbst vergnü- gend, Opfer geben?
Es trat hierauf, mit neuer Pracht, gehüllt in einem Silber-Moor, Jm Glanz, der fast die Augen blendet, der Liljen weisses Heer hervor.
Die
Das herrliche Schau-Spiel
Jm Sommer treten auf den Schau-Platz, um uns durchs Auge liebzukoſen, Auf hell- und dunkel-gruͤnen Buͤſchen, die rothen, weiſſ- und bunten Roſen. Sie ſtellen uns das Welt-Theater in einem mehr als irdſchen Flor, Als ein nicht ganz verlornes Eden, in Paradieſes Far- ben, vor. Mit Balſam fuͤllen ſie die Luft. Jedwede Bluhme, jeder Straus, Haucht einen perfumirten Othem, der uns ergetzt, und lehret, aus. Jn einer Sprache, welche riecht, verſuchen ſie, vernuͤnft- gen Seelen, Von ihres Schoͤpfers Weisheit, Macht und Liebe, vieles zu erzaͤhlen. Der Jnhalt, lieber Menſch! iſt dieſer: Bewund[re] in unſrer Blaͤtter Pracht, Und, in dem Balſam, der uns fuͤllet, Der, Wel- cher uns fuͤr dich gemacht. Willt du denn dem liebreichen Schoͤpfer, in einem Dank-erfuͤllten Leben, Nicht ein Jhm wohlgefaͤlliges, dich ſelbſt vergnuͤ- gend, Opfer geben?
Es trat hierauf, mit neuer Pracht, gehuͤllt in einem Silber-Moor, Jm Glanz, der faſt die Augen blendet, der Liljen weiſſes Heer hervor.
Die
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Das herrliche Schau-Spiel
Jm Sommer treten auf den Schau-Platz, um uns
durchs Auge liebzukoſen,
Auf hell- und dunkel-gruͤnen Buͤſchen, die rothen, weiſſ-
und bunten Roſen.
Sie ſtellen uns das Welt-Theater in einem mehr als
irdſchen Flor,
Als ein nicht ganz verlornes Eden, in Paradieſes Far-
ben, vor.
Mit Balſam fuͤllen ſie die Luft. Jedwede Bluhme,
jeder Straus,
Haucht einen perfumirten Othem, der uns ergetzt, und
lehret, aus.
Jn einer Sprache, welche riecht, verſuchen ſie, vernuͤnft-
gen Seelen,
Von ihres Schoͤpfers Weisheit, Macht und Liebe, vieles
zu erzaͤhlen.
Der Jnhalt, lieber Menſch! iſt dieſer: Bewundre in
unſrer Blaͤtter Pracht,
Und, in dem Balſam, der uns fuͤllet, Der, Wel-
cher uns fuͤr dich gemacht.
Willt du denn dem liebreichen Schoͤpfer, in einem
Dank-erfuͤllten Leben,
Nicht ein Jhm wohlgefaͤlliges, dich ſelbſt vergnuͤ-
gend, Opfer geben?
Es trat hierauf, mit neuer Pracht, gehuͤllt in einem
Silber-Moor,
Jm Glanz, der faſt die Augen blendet, der Liljen weiſſes
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/214>, abgerufen am 16.02.2025.
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