Vergieb, o großer Schöpfer! denn der Neubegier Verwegenheit, Wenn, da ich, ämsig zu erforschen der Wunder Man- nigfaltigkeit, Mich, bald die Ebnen, bald die Wälder, in ihnen, hin und wieder gehn, Und bald von Dir, bald meiner Liebe, mich Wechsels- weise sprechen sehn. Jch komme nicht in dieser Wälder so Laub-als Schat- ten-reiche Büsche, Der Vögel Lieder anzuhören, noch ihr hell-klingendes Gezische; Jch komme bloß allein, o GOTT! um Deiner Stimme Lieblichkeit Zu hören, welche der Natur Gesetze giebt, und Maaß und Zeit. Jch fühl ein inniges Vergnügen, allein bey kühl- und stillen Bächen, Jn einem feurigen Gebeth, mit Dir, o GOTT! mich zu besprechen. Da rühm ich Deine Weisheit, Macht und Lieb in hellen heilgen Liedern, Und höre die gefällig' Echo, im Wiederhall, den Klang erwiedern. Vom Balsam-Duft, den uns die Ros' aus ihren offnen Blättern schickt, Sind meine Sinnen fast bezaubert, und wird die Seele selbst erquickt. Es wendet meine Augen aufwärts, zu Dir, der Düfte süße Schwall. Für eine Seele, die Dich sucht, bist Du, o Schöpfer! überall.
Wer
in den Geſchoͤpfen.
Vergieb, o großer Schoͤpfer! denn der Neubegier Verwegenheit, Wenn, da ich, aͤmſig zu erforſchen der Wunder Man- nigfaltigkeit, Mich, bald die Ebnen, bald die Waͤlder, in ihnen, hin und wieder gehn, Und bald von Dir, bald meiner Liebe, mich Wechſels- weiſe ſprechen ſehn. Jch komme nicht in dieſer Waͤlder ſo Laub-als Schat- ten-reiche Buͤſche, Der Voͤgel Lieder anzuhoͤren, noch ihr hell-klingendes Geziſche; Jch komme bloß allein, o GOTT! um Deiner Stimme Lieblichkeit Zu hoͤren, welche der Natur Geſetze giebt, und Maaß und Zeit. Jch fuͤhl ein inniges Vergnuͤgen, allein bey kuͤhl- und ſtillen Baͤchen, Jn einem feurigen Gebeth, mit Dir, o GOTT! mich zu beſprechen. Da ruͤhm ich Deine Weisheit, Macht und Lieb in hellen heilgen Liedern, Und hoͤre die gefaͤllig’ Echo, im Wiederhall, den Klang erwiedern. Vom Balſam-Duft, den uns die Roſ’ aus ihren offnen Blaͤttern ſchickt, Sind meine Sinnen faſt bezaubert, und wird die Seele ſelbſt erquickt. Es wendet meine Augen aufwaͤrts, zu Dir, der Duͤfte ſuͤße Schwall. Fuͤr eine Seele, die Dich ſucht, biſt Du, o Schoͤpfer! uͤberall.
Wer
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[207/0221]
in den Geſchoͤpfen.
Vergieb, o großer Schoͤpfer! denn der Neubegier
Verwegenheit,
Wenn, da ich, aͤmſig zu erforſchen der Wunder Man-
nigfaltigkeit,
Mich, bald die Ebnen, bald die Waͤlder, in ihnen, hin
und wieder gehn,
Und bald von Dir, bald meiner Liebe, mich Wechſels-
weiſe ſprechen ſehn.
Jch komme nicht in dieſer Waͤlder ſo Laub-als Schat-
ten-reiche Buͤſche,
Der Voͤgel Lieder anzuhoͤren, noch ihr hell-klingendes
Geziſche;
Jch komme bloß allein, o GOTT! um Deiner Stimme
Lieblichkeit
Zu hoͤren, welche der Natur Geſetze giebt, und Maaß
und Zeit.
Jch fuͤhl ein inniges Vergnuͤgen, allein bey kuͤhl- und
ſtillen Baͤchen,
Jn einem feurigen Gebeth, mit Dir, o GOTT! mich
zu beſprechen.
Da ruͤhm ich Deine Weisheit, Macht und Lieb in hellen
heilgen Liedern,
Und hoͤre die gefaͤllig’ Echo, im Wiederhall, den Klang
erwiedern.
Vom Balſam-Duft, den uns die Roſ’ aus ihren offnen
Blaͤttern ſchickt,
Sind meine Sinnen faſt bezaubert, und wird die Seele
ſelbſt erquickt.
Es wendet meine Augen aufwaͤrts, zu Dir, der Duͤfte
ſuͤße Schwall.
Fuͤr eine Seele, die Dich ſucht, biſt Du, o Schoͤpfer!
uͤberall.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/221>, abgerufen am 16.02.2025.
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