Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Die Herrlichk. des Schöpf. in den Geschöpfen. Wer rühmt nicht, preiset und bewundert der hellen Sterne funkelnd Licht, Das durch die Finsterniß der Nacht, und ihren dunklen Schleyer, bricht; Zusammt der Morgen-Röthe Schimmer, der alle Sterb- lichen belehrt, Durch ihr gefärbtes feurigs Glänzen, daß Tag und Sonne wiederkehrt? Und endlich, wer erstaunet nicht, wenn er das helle Mond-Licht sieht, Zusammt der Sonne Wunder-Feuer, wenn es am hellen Mittag glüht? Jnzwischen ist doch aller Glanz, und aller ihrer Schön- heit Pracht, Bey meines Gottes eignem Licht, nur Schatten, Fin- sterniß und Nacht. "Unendlich-groß- und mächtger Schöpfer! die Pracht und Schönheit Deiner Werke, "Die zeigen Deine Herrlichkeit, und machen, daß ich Dich bemerke. "Was für verschiedene Bewegung erregt der Anblick aller Zier, "Worinn so Erd als Himmel glänzen, durch ihre Schön- heit, nicht in mir! "Welch Ordnung, Lieblichkeit, o GOTT! welch Anmuth, Harmonie und Pracht, "Wird mir, in Deinen Wunder-Werken, und doch zum Theil nur, kund gemacht! "Wer reicht denn selbst an Deines Wesens, und Majestät Vollkommenheit? "O HERR! der Mensch verlieret sich in Deine Unermäß- lichkeit. Hasen-
Die Herrlichk. des Schoͤpf. in den Geſchoͤpfen. Wer ruͤhmt nicht, preiſet und bewundert der hellen Sterne funkelnd Licht, Das durch die Finſterniß der Nacht, und ihren dunklen Schleyer, bricht; Zuſammt der Morgen-Roͤthe Schimmer, der alle Sterb- lichen belehrt, Durch ihr gefaͤrbtes feurigs Glaͤnzen, daß Tag und Sonne wiederkehrt? Und endlich, wer erſtaunet nicht, wenn er das helle Mond-Licht ſieht, Zuſammt der Sonne Wunder-Feuer, wenn es am hellen Mittag gluͤht? Jnzwiſchen iſt doch aller Glanz, und aller ihrer Schoͤn- heit Pracht, Bey meines Gottes eignem Licht, nur Schatten, Fin- ſterniß und Nacht. “Unendlich-groß- und maͤchtger Schoͤpfer! die Pracht und Schoͤnheit Deiner Werke, “Die zeigen Deine Herrlichkeit, und machen, daß ich Dich bemerke. “Was fuͤr verſchiedene Bewegung erregt der Anblick aller Zier, “Worinn ſo Erd als Himmel glaͤnzen, durch ihre Schoͤn- heit, nicht in mir! “Welch Ordnung, Lieblichkeit, o GOTT! welch Anmuth, Harmonie und Pracht, “Wird mir, in Deinen Wunder-Werken, und doch zum Theil nur, kund gemacht! “Wer reicht denn ſelbſt an Deines Weſens, und Majeſtaͤt Vollkommenheit? “O HERR! der Menſch verlieret ſich in Deine Unermaͤß- lichkeit. Haſen-
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Die Herrlichk. des Schoͤpf. in den Geſchoͤpfen.
Wer ruͤhmt nicht, preiſet und bewundert der hellen
Sterne funkelnd Licht,
Das durch die Finſterniß der Nacht, und ihren dunklen
Schleyer, bricht;
Zuſammt der Morgen-Roͤthe Schimmer, der alle Sterb-
lichen belehrt,
Durch ihr gefaͤrbtes feurigs Glaͤnzen, daß Tag und
Sonne wiederkehrt?
Und endlich, wer erſtaunet nicht, wenn er das helle
Mond-Licht ſieht,
Zuſammt der Sonne Wunder-Feuer, wenn es am hellen
Mittag gluͤht?
Jnzwiſchen iſt doch aller Glanz, und aller ihrer Schoͤn-
heit Pracht,
Bey meines Gottes eignem Licht, nur Schatten, Fin-
ſterniß und Nacht.
“Unendlich-groß- und maͤchtger Schoͤpfer! die Pracht
und Schoͤnheit Deiner Werke,
“Die zeigen Deine Herrlichkeit, und machen, daß ich Dich
bemerke.
“Was fuͤr verſchiedene Bewegung erregt der Anblick aller
Zier,
“Worinn ſo Erd als Himmel glaͤnzen, durch ihre Schoͤn-
heit, nicht in mir!
“Welch Ordnung, Lieblichkeit, o GOTT! welch Anmuth,
Harmonie und Pracht,
“Wird mir, in Deinen Wunder-Werken, und doch zum
Theil nur, kund gemacht!
“Wer reicht denn ſelbſt an Deines Weſens, und Majeſtaͤt
Vollkommenheit?
“O HERR! der Menſch verlieret ſich in Deine Unermaͤß-
lichkeit.
Haſen-
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