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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Andenken der grimmigen Kälte
Wie? stehet denn nicht in der Schrift? ist es nicht
deutlich gnug erkläret:

Nie hören Frost und Sommer auf, so lange als
die Erde währet?
Fällt denn der kräftigste Beweis der Schrift sowohl,
als der Natur,

Nicht, durch die Aendrung, völlig weg? Wo bleibt
der Gottheit hellste Spuhr?

So sprach der Kleinglaub'; und es schien, als ob ich
selber, diese Gründe,

Von ziemlicher Erheblichkeit, und nicht so ungereimet,
fünde.

Allein, so bald ich mich besann, verspühret' ich, wie,
nach und nach,

Das helle Sonnen-Licht der Wahrheit des Jrrthums
trüben Duft durchbrach;

Wobey sie mir doch eine Lehre, die von Gewicht, vor
Augen legte,

Und meinen Geist recht innig rührt': Ach daß er ander'
auch bewegte!
"Verdienet die Unachtsamkeit, wodurch die Men-
schen Gottes Segen,

"So unerkenntlich, nicht zu schätzen, ja gleichsam zu ver-
achten pflegen,

"Nicht eine kleine Züchtigung? Es muß der May
uns Gras gewähren;
"Das Wasser das muß geben Fisch: * so wird
man fast von jedem hören.
"Von
* Aus dem gemißbrauchten Vers des Gesanges:
Singen wir aus Herzens Grund etc.
Andenken der grimmigen Kaͤlte
Wie? ſtehet denn nicht in der Schrift? iſt es nicht
deutlich gnug erklaͤret:

Nie hoͤren Froſt und Sommer auf, ſo lange als
die Erde waͤhret?
Faͤllt denn der kraͤftigſte Beweis der Schrift ſowohl,
als der Natur,

Nicht, durch die Aendrung, voͤllig weg? Wo bleibt
der Gottheit hellſte Spuhr?

So ſprach der Kleinglaub’; und es ſchien, als ob ich
ſelber, dieſe Gruͤnde,

Von ziemlicher Erheblichkeit, und nicht ſo ungereimet,
fuͤnde.

Allein, ſo bald ich mich beſann, verſpuͤhret’ ich, wie,
nach und nach,

Das helle Sonnen-Licht der Wahrheit des Jrrthums
truͤben Duft durchbrach;

Wobey ſie mir doch eine Lehre, die von Gewicht, vor
Augen legte,

Und meinen Geiſt recht innig ruͤhrt’: Ach daß er ander’
auch bewegte!
“Verdienet die Unachtſamkeit, wodurch die Men-
ſchen Gottes Segen,

“So unerkenntlich, nicht zu ſchaͤtzen, ja gleichſam zu ver-
achten pflegen,

“Nicht eine kleine Zuͤchtigung? Es muß der May
uns Gras gewaͤhren;
Das Waſſer das muß geben Fiſch: * ſo wird
man faſt von jedem hoͤren.
“Von
* Aus dem gemißbrauchten Vers des Geſanges:
Singen wir aus Herzens Grund ꝛc.
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[346/0360] Andenken der grimmigen Kaͤlte Wie? ſtehet denn nicht in der Schrift? iſt es nicht deutlich gnug erklaͤret: Nie hoͤren Froſt und Sommer auf, ſo lange als die Erde waͤhret? Faͤllt denn der kraͤftigſte Beweis der Schrift ſowohl, als der Natur, Nicht, durch die Aendrung, voͤllig weg? Wo bleibt der Gottheit hellſte Spuhr? So ſprach der Kleinglaub’; und es ſchien, als ob ich ſelber, dieſe Gruͤnde, Von ziemlicher Erheblichkeit, und nicht ſo ungereimet, fuͤnde. Allein, ſo bald ich mich beſann, verſpuͤhret’ ich, wie, nach und nach, Das helle Sonnen-Licht der Wahrheit des Jrrthums truͤben Duft durchbrach; Wobey ſie mir doch eine Lehre, die von Gewicht, vor Augen legte, Und meinen Geiſt recht innig ruͤhrt’: Ach daß er ander’ auch bewegte! “Verdienet die Unachtſamkeit, wodurch die Men- ſchen Gottes Segen, “So unerkenntlich, nicht zu ſchaͤtzen, ja gleichſam zu ver- achten pflegen, “Nicht eine kleine Zuͤchtigung? Es muß der May uns Gras gewaͤhren; “Das Waſſer das muß geben Fiſch: * ſo wird man faſt von jedem hoͤren. “Von * Aus dem gemißbrauchten Vers des Geſanges: Singen wir aus Herzens Grund ꝛc.

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/360>, abgerufen am 22.11.2024.