Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
des 1740sten Jahres.
"Von der unseligen Gewohnheit, des Frühlings Pracht
nicht anzusehn,

"Und, in der uns gebotnen Lust, des Schöpfers Ehre
zu erhöhn,

"Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die
Gabe des Gesichts

"Uns gleich, samt allen andern Sinnen, hier auf der
Welt, zu anders nichts,

"Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß
allein gegeben.
Nun wird die Ausnahm von der Regel der sonst
so wohl gepflegten Erden,

Uns eines besseren berichten, ein kräftiger Beweis-Grund
werden:

"Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was
wir hier geniessen,

"Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß
von Gott, erwarten müssen.
Jnzwischen spühren wir annoch, (o möcht' es doch
ein jeder spühren!)

"Daß, mitten in der Züchtigung, uns Strahlen Sei-
ner Güte rühren;

Da uns das nöthigste Getraide, obgleich der Sommer
fast gefehlt,

Obgleich der Winter noch so streng', und noch so heftig
uns gequält,

Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch
des großen Vaters Lieben,

Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Frost
behalten blieben.
Wie
des 1740ſten Jahres.
“Von der unſeligen Gewohnheit, des Fruͤhlings Pracht
nicht anzuſehn,

“Und, in der uns gebotnen Luſt, des Schoͤpfers Ehre
zu erhoͤhn,

“Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die
Gabe des Geſichts

“Uns gleich, ſamt allen andern Sinnen, hier auf der
Welt, zu anders nichts,

“Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß
allein gegeben.
Nun wird die Ausnahm von der Regel der ſonſt
ſo wohl gepflegten Erden,

Uns eines beſſeren berichten, ein kraͤftiger Beweis-Grund
werden:

“Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was
wir hier genieſſen,

“Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß
von Gott, erwarten muͤſſen.
Jnzwiſchen ſpuͤhren wir annoch, (o moͤcht’ es doch
ein jeder ſpuͤhren!)

“Daß, mitten in der Zuͤchtigung, uns Strahlen Sei-
ner Guͤte ruͤhren;

Da uns das noͤthigſte Getraide, obgleich der Sommer
faſt gefehlt,

Obgleich der Winter noch ſo ſtreng’, und noch ſo heftig
uns gequaͤlt,

Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch
des großen Vaters Lieben,

Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Froſt
behalten blieben.
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0361" n="347"/>
              <fw place="top" type="header">des 1740&#x017F;ten Jahres.</fw><lb/>
              <lg n="19">
                <l>&#x201C;Von der un&#x017F;eligen Gewohnheit, des Fru&#x0364;hlings Pracht<lb/><hi rendition="#et">nicht anzu&#x017F;ehn,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Und, in der uns gebotnen Lu&#x017F;t, des Scho&#x0364;pfers Ehre<lb/><hi rendition="#et">zu erho&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die<lb/><hi rendition="#et">Gabe des Ge&#x017F;ichts</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Uns gleich, &#x017F;amt allen andern Sinnen, hier auf der<lb/><hi rendition="#et">Welt, zu anders nichts,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß<lb/><hi rendition="#et">allein gegeben.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="20">
                <l>Nun wird die Ausnahm von der Regel der &#x017F;on&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o wohl gepflegten Erden,</hi></l><lb/>
                <l>Uns eines be&#x017F;&#x017F;eren berichten, ein kra&#x0364;ftiger Beweis-Grund<lb/><hi rendition="#et">werden:</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was<lb/><hi rendition="#et">wir hier genie&#x017F;&#x017F;en,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß<lb/><hi rendition="#et">von Gott, erwarten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="21">
                <l>Jnzwi&#x017F;chen &#x017F;pu&#x0364;hren wir annoch, (o mo&#x0364;cht&#x2019; es doch<lb/><hi rendition="#et">ein jeder &#x017F;pu&#x0364;hren!)</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Daß, mitten in der Zu&#x0364;chtigung, uns Strahlen Sei-<lb/><hi rendition="#et">ner Gu&#x0364;te ru&#x0364;hren;</hi></l><lb/>
                <l>Da uns das no&#x0364;thig&#x017F;te Getraide, obgleich der Sommer<lb/><hi rendition="#et">fa&#x017F;t gefehlt,</hi></l><lb/>
                <l>Obgleich der Winter noch &#x017F;o &#x017F;treng&#x2019;, und noch &#x017F;o heftig<lb/><hi rendition="#et">uns gequa&#x0364;lt,</hi></l><lb/>
                <l>Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch<lb/><hi rendition="#et">des großen Vaters Lieben,</hi></l><lb/>
                <l>Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Fro&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">behalten blieben.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[347/0361] des 1740ſten Jahres. “Von der unſeligen Gewohnheit, des Fruͤhlings Pracht nicht anzuſehn, “Und, in der uns gebotnen Luſt, des Schoͤpfers Ehre zu erhoͤhn, “Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die Gabe des Geſichts “Uns gleich, ſamt allen andern Sinnen, hier auf der Welt, zu anders nichts, “Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß allein gegeben. Nun wird die Ausnahm von der Regel der ſonſt ſo wohl gepflegten Erden, Uns eines beſſeren berichten, ein kraͤftiger Beweis-Grund werden: “Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was wir hier genieſſen, “Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß von Gott, erwarten muͤſſen. Jnzwiſchen ſpuͤhren wir annoch, (o moͤcht’ es doch ein jeder ſpuͤhren!) “Daß, mitten in der Zuͤchtigung, uns Strahlen Sei- ner Guͤte ruͤhren; Da uns das noͤthigſte Getraide, obgleich der Sommer faſt gefehlt, Obgleich der Winter noch ſo ſtreng’, und noch ſo heftig uns gequaͤlt, Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch des großen Vaters Lieben, Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Froſt behalten blieben. Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/361
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/361>, abgerufen am 22.11.2024.