Ein schön- und zierliches Gebäude, Das oben, wo der Berg am stärksten sich erhöht, Nebst zween geraden Flügeln, steht, Jst unsrer Augen Ziel. Vor diesen stehn sechs Bogen Von Linden, nach der Kunst gezogen, Auf welchem sechs erhabne Stämme sich, Jn richtig zugespitzten Zweigen, Recht zierlich, künst- und meisterlich, Als wie Laurieren-Kronen, zeigen.
Dieß alles traf, in dieser schönen Nacht, Des Mondes heller Strahl. Es stund das Haus in einer weissen Pracht: Der Bäume Dunkelheit Erhob des Lichtes Herrlichkeit; Ja machten solche scharfe Schatten, Daß wir, am weißlichten Gebäude, Statt sechs, zu noch vermehrter Freude, Zwölf Bäume zu bemerken hatten. Durch diese funkelten, recht wie ein heller Tag, So hell, daß es nicht zu beschreiben, Die angestrahlten Fenster-Scheiben, Vom hellen Mond, im Wiederschlag. Hiedurch war das Gebäude ganz Jlluminirt; es fiel und schien, Erhöhet durch der Bäume Dunkel-Grün, Jn netter Simmetrie, ein solcher Glanz, Ein solches Funkeln, solch ein Licht, Jn unser fast darob erstaunetes Gesicht, Daß wir, erstarret, stille stunden, Und uns recht innerlich dadurch gerühret funden.
Jch
Die ſchoͤne Nacht.
Ein ſchoͤn- und zierliches Gebaͤude, Das oben, wo der Berg am ſtaͤrkſten ſich erhoͤht, Nebſt zween geraden Fluͤgeln, ſteht, Jſt unſrer Augen Ziel. Vor dieſen ſtehn ſechs Bogen Von Linden, nach der Kunſt gezogen, Auf welchem ſechs erhabne Staͤmme ſich, Jn richtig zugeſpitzten Zweigen, Recht zierlich, kuͤnſt- und meiſterlich, Als wie Laurieren-Kronen, zeigen.
Dieß alles traf, in dieſer ſchoͤnen Nacht, Des Mondes heller Strahl. Es ſtund das Haus in einer weiſſen Pracht: Der Baͤume Dunkelheit Erhob des Lichtes Herrlichkeit; Ja machten ſolche ſcharfe Schatten, Daß wir, am weißlichten Gebaͤude, Statt ſechs, zu noch vermehrter Freude, Zwoͤlf Baͤume zu bemerken hatten. Durch dieſe funkelten, recht wie ein heller Tag, So hell, daß es nicht zu beſchreiben, Die angeſtrahlten Fenſter-Scheiben, Vom hellen Mond, im Wiederſchlag. Hiedurch war das Gebaͤude ganz Jlluminirt; es fiel und ſchien, Erhoͤhet durch der Baͤume Dunkel-Gruͤn, Jn netter Simmetrie, ein ſolcher Glanz, Ein ſolches Funkeln, ſolch ein Licht, Jn unſer faſt darob erſtaunetes Geſicht, Daß wir, erſtarret, ſtille ſtunden, Und uns recht innerlich dadurch geruͤhret funden.
Jch
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Die ſchoͤne Nacht.
Ein ſchoͤn- und zierliches Gebaͤude,
Das oben, wo der Berg am ſtaͤrkſten ſich erhoͤht,
Nebſt zween geraden Fluͤgeln, ſteht,
Jſt unſrer Augen Ziel. Vor dieſen ſtehn ſechs Bogen
Von Linden, nach der Kunſt gezogen,
Auf welchem ſechs erhabne Staͤmme ſich,
Jn richtig zugeſpitzten Zweigen,
Recht zierlich, kuͤnſt- und meiſterlich,
Als wie Laurieren-Kronen, zeigen.
Dieß alles traf, in dieſer ſchoͤnen Nacht,
Des Mondes heller Strahl.
Es ſtund das Haus in einer weiſſen Pracht:
Der Baͤume Dunkelheit
Erhob des Lichtes Herrlichkeit;
Ja machten ſolche ſcharfe Schatten,
Daß wir, am weißlichten Gebaͤude,
Statt ſechs, zu noch vermehrter Freude,
Zwoͤlf Baͤume zu bemerken hatten.
Durch dieſe funkelten, recht wie ein heller Tag,
So hell, daß es nicht zu beſchreiben,
Die angeſtrahlten Fenſter-Scheiben,
Vom hellen Mond, im Wiederſchlag.
Hiedurch war das Gebaͤude ganz
Jlluminirt; es fiel und ſchien,
Erhoͤhet durch der Baͤume Dunkel-Gruͤn,
Jn netter Simmetrie, ein ſolcher Glanz,
Ein ſolches Funkeln, ſolch ein Licht,
Jn unſer faſt darob erſtaunetes Geſicht,
Daß wir, erſtarret, ſtille ſtunden,
Und uns recht innerlich dadurch geruͤhret funden.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/38>, abgerufen am 16.07.2024.
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