Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Betrachtungen über die Natur Als wie ich ihn, beym Antritt, fand. "Allmächtiger Regierer, Dir, "Aus Welchem alles Gute stammet, sey Ehre, Preis und Dank dafür! Jch würde, mit besondrer Lust, von allem noch ein mehrers schreiben: Doch, nicht den schwarzen Neid zu reizen, muß es hier, leider, unterbleiben; Zumal ich vieles aufgezeichnet, so meistens schon das Licht gesehn, Und das auch von dem übrigen, vielleicht mit ehstem, wird geschehn. Doch muß ich noch, für alle Lieder, die, Herr, durch Deine Gnad' allein, Von Dir und Deinen Wunder-Werken, daselbst von mir verfertigt seyn, Dir ein besondres Dank-Lied bringen. Mir gab der stillen Einsamkeit, Von allem Lärm entfernte Ruhe, gar oft dazu Gele- genheit. Die Vorwürf' unserer Bewundrung, am Himmel, auf dem Land' und Meere, Entdecken mehr, als in den Städten, sich dorten, Herr, zu Deiner Ehre. Der Mond, die Sonne, Felder, Wälder, die Fluth, die Schimmer-reichen Sterne, Beblühmte Gärten, Berg und Thal, sind dort, in einer offnen Ferne, Von stolzen Häusern unbehindert, in einer größern Weite, schön, Den freyen unverschränkten Blicken, zu allen Zeiten, zu besehn. Es
Betrachtungen uͤber die Natur Als wie ich ihn, beym Antritt, fand. “Allmaͤchtiger Regierer, Dir, “Aus Welchem alles Gute ſtammet, ſey Ehre, Preis und Dank dafuͤr! Jch wuͤrde, mit beſondrer Luſt, von allem noch ein mehrers ſchreiben: Doch, nicht den ſchwarzen Neid zu reizen, muß es hier, leider, unterbleiben; Zumal ich vieles aufgezeichnet, ſo meiſtens ſchon das Licht geſehn, Und das auch von dem uͤbrigen, vielleicht mit ehſtem, wird geſchehn. Doch muß ich noch, fuͤr alle Lieder, die, Herr, durch Deine Gnad’ allein, Von Dir und Deinen Wunder-Werken, daſelbſt von mir verfertigt ſeyn, Dir ein beſondres Dank-Lied bringen. Mir gab der ſtillen Einſamkeit, Von allem Laͤrm entfernte Ruhe, gar oft dazu Gele- genheit. Die Vorwuͤrf’ unſerer Bewundrung, am Himmel, auf dem Land’ und Meere, Entdecken mehr, als in den Staͤdten, ſich dorten, Herr, zu Deiner Ehre. Der Mond, die Sonne, Felder, Waͤlder, die Fluth, die Schimmer-reichen Sterne, Bebluͤhmte Gaͤrten, Berg und Thal, ſind dort, in einer offnen Ferne, Von ſtolzen Haͤuſern unbehindert, in einer groͤßern Weite, ſchoͤn, Den freyen unverſchraͤnkten Blicken, zu allen Zeiten, zu beſehn. Es
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Betrachtungen uͤber die Natur
Als wie ich ihn, beym Antritt, fand. “Allmaͤchtiger
Regierer, Dir,
“Aus Welchem alles Gute ſtammet, ſey Ehre, Preis
und Dank dafuͤr!
Jch wuͤrde, mit beſondrer Luſt, von allem noch ein
mehrers ſchreiben:
Doch, nicht den ſchwarzen Neid zu reizen, muß es hier,
leider, unterbleiben;
Zumal ich vieles aufgezeichnet, ſo meiſtens ſchon das
Licht geſehn,
Und das auch von dem uͤbrigen, vielleicht mit ehſtem,
wird geſchehn.
Doch muß ich noch, fuͤr alle Lieder, die, Herr, durch
Deine Gnad’ allein,
Von Dir und Deinen Wunder-Werken, daſelbſt von mir
verfertigt ſeyn,
Dir ein beſondres Dank-Lied bringen. Mir gab der
ſtillen Einſamkeit,
Von allem Laͤrm entfernte Ruhe, gar oft dazu Gele-
genheit.
Die Vorwuͤrf’ unſerer Bewundrung, am Himmel, auf
dem Land’ und Meere,
Entdecken mehr, als in den Staͤdten, ſich dorten, Herr,
zu Deiner Ehre.
Der Mond, die Sonne, Felder, Waͤlder, die Fluth, die
Schimmer-reichen Sterne,
Bebluͤhmte Gaͤrten, Berg und Thal, ſind dort, in einer
offnen Ferne,
Von ſtolzen Haͤuſern unbehindert, in einer groͤßern Weite,
ſchoͤn,
Den freyen unverſchraͤnkten Blicken, zu allen Zeiten,
zu beſehn.
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