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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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des Hrn. Hof-Raths Drollingers.
Dein Körper schwindet und verwes't; wir sehen deine
sanften Blicke,

Auf dieser Welt, hinfort nicht mehr: du lässest uns
betrübt zurücke.

Dein Geist, der oft, im Sternen-Heer, der Sonn' und
Sternen Herrn erblickt,

Und welcher oft, bewundernd, sah, wie herrlich Gott
die Welt geschmückt,

Der es auch andern zeigt', entweicht, und wird dem
Erden-Kreis entrückt.

Die sich gelassene Vernunft kann solchen Zufall nicht
begreifen;

Sie dürfte sich fast unterstehn, wie sie gewohnt ist, aus-
zuschweifen,

Und sprechen: Da der Erden Bürger bisher so sträflich
sich verirrt,

Da der Gewohnheit Seelen-Schwindel die ganze Mensch-
heit fast verwirrt,

Und Drollingers erhabner Geist sie auf die rechten Wege
führet,

Wodurch die Unempfindlichkeit und Blindheit sich gemach
verlieret;

So wird er von der Welt gerissen! Was hätt' er nicht
noch Gutes thun,

Wie viele noch belehren können? Jetzt muß er schon
im Grabe ruhn!
Mich selbst erschüttert dieser Fall, mich beuget dein
betrübtes Scheiden;

Dein Tod erregt, in meinem Geist, ein innerlichs em-
pfindlichs Leiden:

Auch

des Hrn. Hof-Raths Drollingers.
Dein Koͤrper ſchwindet und verweſ’t; wir ſehen deine
ſanften Blicke,

Auf dieſer Welt, hinfort nicht mehr: du laͤſſeſt uns
betruͤbt zuruͤcke.

Dein Geiſt, der oft, im Sternen-Heer, der Sonn’ und
Sternen Herrn erblickt,

Und welcher oft, bewundernd, ſah, wie herrlich Gott
die Welt geſchmuͤckt,

Der es auch andern zeigt’, entweicht, und wird dem
Erden-Kreis entruͤckt.

Die ſich gelaſſene Vernunft kann ſolchen Zufall nicht
begreifen;

Sie duͤrfte ſich faſt unterſtehn, wie ſie gewohnt iſt, aus-
zuſchweifen,

Und ſprechen: Da der Erden Buͤrger bisher ſo ſtraͤflich
ſich verirrt,

Da der Gewohnheit Seelen-Schwindel die ganze Menſch-
heit faſt verwirrt,

Und Drollingers erhabner Geiſt ſie auf die rechten Wege
fuͤhret,

Wodurch die Unempfindlichkeit und Blindheit ſich gemach
verlieret;

So wird er von der Welt geriſſen! Was haͤtt’ er nicht
noch Gutes thun,

Wie viele noch belehren koͤnnen? Jetzt muß er ſchon
im Grabe ruhn!
Mich ſelbſt erſchuͤttert dieſer Fall, mich beuget dein
betruͤbtes Scheiden;

Dein Tod erregt, in meinem Geiſt, ein innerlichs em-
pfindlichs Leiden:

Auch
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[539/0553] des Hrn. Hof-Raths Drollingers. Dein Koͤrper ſchwindet und verweſ’t; wir ſehen deine ſanften Blicke, Auf dieſer Welt, hinfort nicht mehr: du laͤſſeſt uns betruͤbt zuruͤcke. Dein Geiſt, der oft, im Sternen-Heer, der Sonn’ und Sternen Herrn erblickt, Und welcher oft, bewundernd, ſah, wie herrlich Gott die Welt geſchmuͤckt, Der es auch andern zeigt’, entweicht, und wird dem Erden-Kreis entruͤckt. Die ſich gelaſſene Vernunft kann ſolchen Zufall nicht begreifen; Sie duͤrfte ſich faſt unterſtehn, wie ſie gewohnt iſt, aus- zuſchweifen, Und ſprechen: Da der Erden Buͤrger bisher ſo ſtraͤflich ſich verirrt, Da der Gewohnheit Seelen-Schwindel die ganze Menſch- heit faſt verwirrt, Und Drollingers erhabner Geiſt ſie auf die rechten Wege fuͤhret, Wodurch die Unempfindlichkeit und Blindheit ſich gemach verlieret; So wird er von der Welt geriſſen! Was haͤtt’ er nicht noch Gutes thun, Wie viele noch belehren koͤnnen? Jetzt muß er ſchon im Grabe ruhn! Mich ſelbſt erſchuͤttert dieſer Fall, mich beuget dein betruͤbtes Scheiden; Dein Tod erregt, in meinem Geiſt, ein innerlichs em- pfindlichs Leiden: Auch

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/553>, abgerufen am 22.11.2024.