Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Wollust.
Von allem, was da lebt, Magnet, der allgemein,
O süße Wollust, ohne dich
Würd' uns, zu sterben, und zu leben
Auf dieser Welt, gleichgültig seyn.
Es regt sich, was sich regt, nur bloß durch dich allein.
Es lebt kein Fürst, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat,
Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.
Wie? rechnet man die Lust der Sinnen gar für nichts?
Für wen ist doch der Wein? für wen die Pracht des Lichts?
Für wen ist die Musik? für wen die schöne Blühte?
Für wen ein schöner Leib? Ein fröhliches Gemühte
Gebraucht sich aller Ding', und nimmt nur dieß in Acht,
Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben,
Die Der in Brust und Schrift ihm vorgeschrieben,
Der, bloß aus Lieb' allein, ihn und die Welt gemacht.


Verab-
Die Wolluſt.
Von allem, was da lebt, Magnet, der allgemein,
O ſuͤße Wolluſt, ohne dich
Wuͤrd’ uns, zu ſterben, und zu leben
Auf dieſer Welt, gleichguͤltig ſeyn.
Es regt ſich, was ſich regt, nur bloß durch dich allein.
Es lebt kein Fuͤrſt, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat,
Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.
Wie? rechnet man die Luſt der Sinnen gar fuͤr nichts?
Fuͤr wen iſt doch der Wein? fuͤr wen die Pracht des Lichts?
Fuͤr wen iſt die Muſik? fuͤr wen die ſchoͤne Bluͤhte?
Fuͤr wen ein ſchoͤner Leib? Ein froͤhliches Gemuͤhte
Gebraucht ſich aller Ding’, und nimmt nur dieß in Acht,
Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben,
Die Der in Bruſt und Schrift ihm vorgeſchrieben,
Der, bloß aus Lieb’ allein, ihn und die Welt gemacht.


Verab-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0584" n="570"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Wollu&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">V</hi>on allem, was da lebt, Magnet, der allgemein,</l><lb/>
                <l>O &#x017F;u&#x0364;ße Wollu&#x017F;t, ohne dich</l><lb/>
                <l>Wu&#x0364;rd&#x2019; uns, zu &#x017F;terben, und zu leben</l><lb/>
                <l>Auf die&#x017F;er Welt, gleichgu&#x0364;ltig &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Es regt &#x017F;ich, was &#x017F;ich regt, nur bloß durch dich allein.</l><lb/>
                <l>Es lebt kein Fu&#x0364;r&#x017F;t, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat,</l><lb/>
                <l>Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Wie? rechnet man die Lu&#x017F;t der Sinnen gar fu&#x0364;r nichts?</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r wen i&#x017F;t doch der Wein? fu&#x0364;r wen die Pracht des Lichts?</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r wen i&#x017F;t die Mu&#x017F;ik? fu&#x0364;r wen die &#x017F;cho&#x0364;ne Blu&#x0364;hte?</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r wen ein &#x017F;cho&#x0364;ner Leib? Ein fro&#x0364;hliches Gemu&#x0364;hte</l><lb/>
                <l>Gebraucht &#x017F;ich aller Ding&#x2019;, und nimmt nur dieß in Acht,</l><lb/>
                <l>Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben,</l><lb/>
                <l>Die Der in Bru&#x017F;t und Schrift ihm vorge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
                <l>Der, bloß aus Lieb&#x2019; allein, ihn und die Welt gemacht.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Verab-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[570/0584] Die Wolluſt. Von allem, was da lebt, Magnet, der allgemein, O ſuͤße Wolluſt, ohne dich Wuͤrd’ uns, zu ſterben, und zu leben Auf dieſer Welt, gleichguͤltig ſeyn. Es regt ſich, was ſich regt, nur bloß durch dich allein. Es lebt kein Fuͤrſt, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat, Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat. Wie? rechnet man die Luſt der Sinnen gar fuͤr nichts? Fuͤr wen iſt doch der Wein? fuͤr wen die Pracht des Lichts? Fuͤr wen iſt die Muſik? fuͤr wen die ſchoͤne Bluͤhte? Fuͤr wen ein ſchoͤner Leib? Ein froͤhliches Gemuͤhte Gebraucht ſich aller Ding’, und nimmt nur dieß in Acht, Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben, Die Der in Bruſt und Schrift ihm vorgeſchrieben, Der, bloß aus Lieb’ allein, ihn und die Welt gemacht. Verab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/584
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/584>, abgerufen am 24.11.2024.