Wofern die Absicht Gottes war, in uns, Geschöpf hervor zu bringen, Die der von Jhm erschaffnen Werke geniessen sollten, Jhm zur Ehr; So laßt uns doch einmal erwegen, da wir, in so viel schönen Dingen, Uns nicht vergnügt, Gott nicht erkannt; wenn wir ge- storben, wie so schwehr Uns denn die Rechnung fallen dürfte, für das, was hier von uns geschehn, Für das, was von uns unterlassen. Wird es nicht fast unleidlich klingen, Wenn wir, erstaunt, zurücke denken, und, wegen Gottes Werk' auf Erden, Betrübt uns selber fragen werden: War denn die Welt voll solcher Schätze? so sehr Bewun- derns-wehrt? so schön? Wir haben dieses nicht bemerkt, geschmeckt, gehöret, noch gesehn. Wie glücklich würden wir uns schätzen, wenn uns sodann, die Pracht der Erden Noch einst zu sehn und zu geniessen, aus Gnaden möcht' erlaubet werden.
Wofern die Abſicht Gottes war, in uns, Geſchoͤpf hervor zu bringen, Die der von Jhm erſchaffnen Werke genieſſen ſollten, Jhm zur Ehr; So laßt uns doch einmal erwegen, da wir, in ſo viel ſchoͤnen Dingen, Uns nicht vergnuͤgt, Gott nicht erkannt; wenn wir ge- ſtorben, wie ſo ſchwehr Uns denn die Rechnung fallen duͤrfte, fuͤr das, was hier von uns geſchehn, Fuͤr das, was von uns unterlaſſen. Wird es nicht faſt unleidlich klingen, Wenn wir, erſtaunt, zuruͤcke denken, und, wegen Gottes Werk’ auf Erden, Betruͤbt uns ſelber fragen werden: War denn die Welt voll ſolcher Schaͤtze? ſo ſehr Bewun- derns-wehrt? ſo ſchoͤn? Wir haben dieſes nicht bemerkt, geſchmeckt, gehoͤret, noch geſehn. Wie gluͤcklich wuͤrden wir uns ſchaͤtzen, wenn uns ſodann, die Pracht der Erden Noch einſt zu ſehn und zu genieſſen, aus Gnaden moͤcht’ erlaubet werden.
Mittel
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[571/0585]
Verabſaͤumte Betrachtung
Goͤttlicher Geſchoͤpfe hoͤchſtſchaͤdlich.
Wofern die Abſicht Gottes war, in uns, Geſchoͤpf
hervor zu bringen,
Die der von Jhm erſchaffnen Werke genieſſen ſollten, Jhm
zur Ehr;
So laßt uns doch einmal erwegen, da wir, in ſo viel
ſchoͤnen Dingen,
Uns nicht vergnuͤgt, Gott nicht erkannt; wenn wir ge-
ſtorben, wie ſo ſchwehr
Uns denn die Rechnung fallen duͤrfte, fuͤr das, was hier
von uns geſchehn,
Fuͤr das, was von uns unterlaſſen. Wird es nicht faſt
unleidlich klingen,
Wenn wir, erſtaunt, zuruͤcke denken, und, wegen Gottes
Werk’ auf Erden,
Betruͤbt uns ſelber fragen werden:
War denn die Welt voll ſolcher Schaͤtze? ſo ſehr Bewun-
derns-wehrt? ſo ſchoͤn?
Wir haben dieſes nicht bemerkt, geſchmeckt, gehoͤret, noch
geſehn.
Wie gluͤcklich wuͤrden wir uns ſchaͤtzen, wenn uns ſodann,
die Pracht der Erden
Noch einſt zu ſehn und zu genieſſen, aus Gnaden moͤcht’
erlaubet werden.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/585>, abgerufen am 24.11.2024.
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