Zu sehn, zu merken, zu bewundern: und, im Geniessen, Sehen, Schmecken, Jm Hören, Fühlen, und Geruch, ein schaffend Wesen zu entdecken; Desselben Weisheit, Macht und Liebe zu spühren: den- kend einzusehn, Daß nichts sich von sich selber bildet; und folglich deutlich zu verstehn: "Ein alles wirkender Verstand hab' aller Körper Schmuck und Pracht "Erdacht, gefügt, geformt, geordnet, und zu dem Zweck hervorgebracht, "Den Creaturen wohl zu thun, und, in dem Wohlthun, Sich zu weisen; "Damit, in ihrem eignen Glück, sie Seine weise Liebe preisen, "Jn ihrer Lust Jhn ehren möchten. Zu diesem End- zweck bloß, entstand "Der Mensch, aus Seel' und Leib gefügt: Jhr unbe- greiflicher Verband "Vereint uns dergestalt mit Körpern, die, durch den Sinn, die Seele rühren, "Daß wir, durch denken, sie geniessen, ja gar darinn die Gottheit spühren. Nun wird ja der vernünftge Mensch, zu Gottes Ruhm, sich zu vergnügen, Jn Seinen Wundern Jhn zu merken, das Denken zum Genuß zu fügen, Jn fröhlicher Empfindlichkeit, des großen Schöpfers holden Willen, Der Ehre sucht in unsrer Lust, nach seinen Pflichten zu erfüllen,
Mit
Der Gottes Abſicht widerſtrebende Menſch.
Zu ſehn, zu merken, zu bewundern: und, im Genieſſen, Sehen, Schmecken, Jm Hoͤren, Fuͤhlen, und Geruch, ein ſchaffend Weſen zu entdecken; Deſſelben Weisheit, Macht und Liebe zu ſpuͤhren: den- kend einzuſehn, Daß nichts ſich von ſich ſelber bildet; und folglich deutlich zu verſtehn: “Ein alles wirkender Verſtand hab’ aller Koͤrper Schmuck und Pracht “Erdacht, gefuͤgt, geformt, geordnet, und zu dem Zweck hervorgebracht, “Den Creaturen wohl zu thun, und, in dem Wohlthun, Sich zu weiſen; “Damit, in ihrem eignen Gluͤck, ſie Seine weiſe Liebe preiſen, “Jn ihrer Luſt Jhn ehren moͤchten. Zu dieſem End- zweck bloß, entſtand “Der Menſch, aus Seel’ und Leib gefuͤgt: Jhr unbe- greiflicher Verband “Vereint uns dergeſtalt mit Koͤrpern, die, durch den Sinn, die Seele ruͤhren, “Daß wir, durch denken, ſie genieſſen, ja gar darinn die Gottheit ſpuͤhren. Nun wird ja der vernuͤnftge Menſch, zu Gottes Ruhm, ſich zu vergnuͤgen, Jn Seinen Wundern Jhn zu merken, das Denken zum Genuß zu fuͤgen, Jn froͤhlicher Empfindlichkeit, des großen Schoͤpfers holden Willen, Der Ehre ſucht in unſrer Luſt, nach ſeinen Pflichten zu erfuͤllen,
Mit
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Der Gottes Abſicht widerſtrebende Menſch.
Zu ſehn, zu merken, zu bewundern: und, im Genieſſen,
Sehen, Schmecken,
Jm Hoͤren, Fuͤhlen, und Geruch, ein ſchaffend Weſen
zu entdecken;
Deſſelben Weisheit, Macht und Liebe zu ſpuͤhren: den-
kend einzuſehn,
Daß nichts ſich von ſich ſelber bildet; und folglich
deutlich zu verſtehn:
“Ein alles wirkender Verſtand hab’ aller Koͤrper Schmuck
und Pracht
“Erdacht, gefuͤgt, geformt, geordnet, und zu dem Zweck
hervorgebracht,
“Den Creaturen wohl zu thun, und, in dem Wohlthun,
Sich zu weiſen;
“Damit, in ihrem eignen Gluͤck, ſie Seine weiſe Liebe
preiſen,
“Jn ihrer Luſt Jhn ehren moͤchten. Zu dieſem End-
zweck bloß, entſtand
“Der Menſch, aus Seel’ und Leib gefuͤgt: Jhr unbe-
greiflicher Verband
“Vereint uns dergeſtalt mit Koͤrpern, die, durch den
Sinn, die Seele ruͤhren,
“Daß wir, durch denken, ſie genieſſen, ja gar darinn
die Gottheit ſpuͤhren.
Nun wird ja der vernuͤnftge Menſch, zu Gottes Ruhm,
ſich zu vergnuͤgen,
Jn Seinen Wundern Jhn zu merken, das Denken zum
Genuß zu fuͤgen,
Jn froͤhlicher Empfindlichkeit, des großen Schoͤpfers
holden Willen,
Der Ehre ſucht in unſrer Luſt, nach ſeinen Pflichten
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/601>, abgerufen am 26.06.2024.
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