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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Wie viel tausend Kräuter grünen,
Wie viel tausend Blumen blühn,
Die nur, bloß um uns zu dienen,
Jhren Saft der Erd' entziehn?
Ja, wie mancherley Gerichte
Reichen uns der Bäume Früchte,
Deren schöner Nahrungssaft
Bloß der Erde Wunderkraft.
Bäu-
me.
Hier ergetz ich mich vom neuen,
Wenn mein sattes Herz erwägt,
Wie die Erd, uns zu erfrenen,
So verschiedne Bäume trägt,
Drinn sie, um uns zu erfrischen,
Saur' und süß weis so zu mischen;
Daß was ihre Kraft uns schenkt,
Uns mit Anmuth nährt und tränkt.
Wie viel tausend Bäume grünen,
Die, ob sie gleich unfruchtbar,
Doch mit ihrem Holz uns dienen,
Und vor allerley Gefahr
Durch die Festigkeit uns schützen,
Wenn wir frieren, uns erhitzen,
Ja vor Regen, Sturm und Wind
Ein gesichert Schirmdach sind!
Jhr Nutz ist nicht zu ergründen,
Jhre Menge zählt man kaum.
Buchen, Weiden, Eschen, Linden,
Erlen, sammt dem Pappelnbaum,
Cedern, fo zum Himmel reichen,
Jpern, Tannen, Birken, Eichen,
Ulm und Ficht, der Felsen Zier,
Buxbaum, Tax, Cypreß Laurier.
Nun
Betrachtungen
Wie viel tauſend Kraͤuter gruͤnen,
Wie viel tauſend Blumen bluͤhn,
Die nur, bloß um uns zu dienen,
Jhren Saft der Erd’ entziehn?
Ja, wie mancherley Gerichte
Reichen uns der Baͤume Fruͤchte,
Deren ſchoͤner Nahrungsſaft
Bloß der Erde Wunderkraft.
Bäu-
me.
Hier ergetz ich mich vom neuen,
Wenn mein ſattes Herz erwaͤgt,
Wie die Erd, uns zu erfrenen,
So verſchiedne Baͤume traͤgt,
Drinn ſie, um uns zu erfriſchen,
Saur’ und ſuͤß weis ſo zu miſchen;
Daß was ihre Kraft uns ſchenkt,
Uns mit Anmuth naͤhrt und traͤnkt.
Wie viel tauſend Baͤume gruͤnen,
Die, ob ſie gleich unfruchtbar,
Doch mit ihrem Holz uns dienen,
Und vor allerley Gefahr
Durch die Feſtigkeit uns ſchuͤtzen,
Wenn wir frieren, uns erhitzen,
Ja vor Regen, Sturm und Wind
Ein geſichert Schirmdach ſind!
Jhr Nutz iſt nicht zu ergruͤnden,
Jhre Menge zaͤhlt man kaum.
Buchen, Weiden, Eſchen, Linden,
Erlen, ſammt dem Pappelnbaum,
Cedern, fo zum Himmel reichen,
Jpern, Tannen, Birken, Eichen,
Ulm und Ficht, der Felſen Zier,
Buxbaum, Tax, Cypreß Laurier.
Nun
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[98/0118] Betrachtungen Wie viel tauſend Kraͤuter gruͤnen, Wie viel tauſend Blumen bluͤhn, Die nur, bloß um uns zu dienen, Jhren Saft der Erd’ entziehn? Ja, wie mancherley Gerichte Reichen uns der Baͤume Fruͤchte, Deren ſchoͤner Nahrungsſaft Bloß der Erde Wunderkraft. Hier ergetz ich mich vom neuen, Wenn mein ſattes Herz erwaͤgt, Wie die Erd, uns zu erfrenen, So verſchiedne Baͤume traͤgt, Drinn ſie, um uns zu erfriſchen, Saur’ und ſuͤß weis ſo zu miſchen; Daß was ihre Kraft uns ſchenkt, Uns mit Anmuth naͤhrt und traͤnkt. Wie viel tauſend Baͤume gruͤnen, Die, ob ſie gleich unfruchtbar, Doch mit ihrem Holz uns dienen, Und vor allerley Gefahr Durch die Feſtigkeit uns ſchuͤtzen, Wenn wir frieren, uns erhitzen, Ja vor Regen, Sturm und Wind Ein geſichert Schirmdach ſind! Jhr Nutz iſt nicht zu ergruͤnden, Jhre Menge zaͤhlt man kaum. Buchen, Weiden, Eſchen, Linden, Erlen, ſammt dem Pappelnbaum, Cedern, fo zum Himmel reichen, Jpern, Tannen, Birken, Eichen, Ulm und Ficht, der Felſen Zier, Buxbaum, Tax, Cypreß Laurier. Nun

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/118>, abgerufen am 24.11.2024.