Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Pflanzen.
Was nun aus den Wurzeln steiget,
Find't man, daß es auch so sey.
Stamm und Halm und Stengel zeiget
Ebenfalls die dreyerley.
Mark, ein holzigt Wesen, Rinde,
Die ich an den Stämmen finde,
Zeigen mir und jedermann
Göttlichgroße Wunder an.
Alle Rinde, so entsprießet
Um die Pflanzen äußerlich,
Die sich um dieselbe schließet
Und sie decket, theilet sich
Jn zwo Häut' aufs neue wieder,
Die, wenn man's erwägt, ein jeder
Nach gemachtem richt'gen Schluß
Ehrfurchtsvoll bewundern muß.
Die von diesen beyden Häuten
Aufwerts sitzet, findet man,
Daß, wie man die Seltenheiten
Durch die Gläser sehen kann,
Sie aus Bläschen bloß bestehe,
Die beysammen in der Nähe
Weis' und künstlich so gefügt,
Daß es Aug' und Geist vergnügt.
Da die andre Haut aus mehren,
Und aus dreyerley besteht.
Erst aus festen holen Röhren,
Wo der Saft durch aufwerts geht;
Dann aus kleinen lockern Säcken,
Die voll solches Saftes stecken;
Endlich aus viel Aederlein,
So die Nährgefäße seyn.
Durch
G 3
uͤber das Reich der Pflanzen.
Was nun aus den Wurzeln ſteiget,
Find’t man, daß es auch ſo ſey.
Stamm und Halm und Stengel zeiget
Ebenfalls die dreyerley.
Mark, ein holzigt Weſen, Rinde,
Die ich an den Staͤmmen finde,
Zeigen mir und jedermann
Goͤttlichgroße Wunder an.
Alle Rinde, ſo entſprießet
Um die Pflanzen aͤußerlich,
Die ſich um dieſelbe ſchließet
Und ſie decket, theilet ſich
Jn zwo Haͤut’ aufs neue wieder,
Die, wenn man’s erwaͤgt, ein jeder
Nach gemachtem richt’gen Schluß
Ehrfurchtsvoll bewundern muß.
Die von dieſen beyden Haͤuten
Aufwerts ſitzet, findet man,
Daß, wie man die Seltenheiten
Durch die Glaͤſer ſehen kann,
Sie aus Blaͤschen bloß beſtehe,
Die beyſammen in der Naͤhe
Weiſ’ und kuͤnſtlich ſo gefuͤgt,
Daß es Aug’ und Geiſt vergnuͤgt.
Da die andre Haut aus mehren,
Und aus dreyerley beſteht.
Erſt aus feſten holen Roͤhren,
Wo der Saft durch aufwerts geht;
Dann aus kleinen lockern Saͤcken,
Die voll ſolches Saftes ſtecken;
Endlich aus viel Aederlein,
So die Naͤhrgefaͤße ſeyn.
Durch
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0121" n="101"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Pflanzen.</fw><lb/>
        <lg n="387">
          <l>Was nun aus den Wurzeln &#x017F;teiget,</l><lb/>
          <l>Find&#x2019;t man, daß es auch &#x017F;o &#x017F;ey.</l><lb/>
          <l>Stamm und Halm und Stengel zeiget</l><lb/>
          <l>Ebenfalls die dreyerley.</l><lb/>
          <l>Mark, ein holzigt We&#x017F;en, Rinde,</l><lb/>
          <l>Die ich an den Sta&#x0364;mmen finde,</l><lb/>
          <l>Zeigen mir und jedermann</l><lb/>
          <l>Go&#x0364;ttlichgroße Wunder an.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="388">
          <l>Alle Rinde, &#x017F;o ent&#x017F;prießet</l><lb/>
          <l>Um die Pflanzen a&#x0364;ußerlich,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;ich um die&#x017F;elbe &#x017F;chließet</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie decket, theilet &#x017F;ich</l><lb/>
          <l>Jn zwo Ha&#x0364;ut&#x2019; aufs neue wieder,</l><lb/>
          <l>Die, wenn man&#x2019;s erwa&#x0364;gt, ein jeder</l><lb/>
          <l>Nach gemachtem richt&#x2019;gen Schluß</l><lb/>
          <l>Ehrfurchtsvoll bewundern muß.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="389">
          <l>Die von die&#x017F;en beyden Ha&#x0364;uten</l><lb/>
          <l>Aufwerts &#x017F;itzet, findet man,</l><lb/>
          <l>Daß, wie man die Seltenheiten</l><lb/>
          <l>Durch die Gla&#x0364;&#x017F;er &#x017F;ehen kann,</l><lb/>
          <l>Sie aus Bla&#x0364;schen bloß be&#x017F;tehe,</l><lb/>
          <l>Die bey&#x017F;ammen in der Na&#x0364;he</l><lb/>
          <l>Wei&#x017F;&#x2019; und ku&#x0364;n&#x017F;tlich &#x017F;o gefu&#x0364;gt,</l><lb/>
          <l>Daß es Aug&#x2019; und Gei&#x017F;t vergnu&#x0364;gt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="390">
          <l>Da die andre Haut aus mehren,</l><lb/>
          <l>Und aus dreyerley be&#x017F;teht.</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;t aus fe&#x017F;ten holen Ro&#x0364;hren,</l><lb/>
          <l>Wo der Saft durch aufwerts geht;</l><lb/>
          <l>Dann aus kleinen lockern Sa&#x0364;cken,</l><lb/>
          <l>Die voll &#x017F;olches Saftes &#x017F;tecken;</l><lb/>
          <l>Endlich aus viel Aederlein,</l><lb/>
          <l>So die Na&#x0364;hrgefa&#x0364;ße &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0121] uͤber das Reich der Pflanzen. Was nun aus den Wurzeln ſteiget, Find’t man, daß es auch ſo ſey. Stamm und Halm und Stengel zeiget Ebenfalls die dreyerley. Mark, ein holzigt Weſen, Rinde, Die ich an den Staͤmmen finde, Zeigen mir und jedermann Goͤttlichgroße Wunder an. Alle Rinde, ſo entſprießet Um die Pflanzen aͤußerlich, Die ſich um dieſelbe ſchließet Und ſie decket, theilet ſich Jn zwo Haͤut’ aufs neue wieder, Die, wenn man’s erwaͤgt, ein jeder Nach gemachtem richt’gen Schluß Ehrfurchtsvoll bewundern muß. Die von dieſen beyden Haͤuten Aufwerts ſitzet, findet man, Daß, wie man die Seltenheiten Durch die Glaͤſer ſehen kann, Sie aus Blaͤschen bloß beſtehe, Die beyſammen in der Naͤhe Weiſ’ und kuͤnſtlich ſo gefuͤgt, Daß es Aug’ und Geiſt vergnuͤgt. Da die andre Haut aus mehren, Und aus dreyerley beſteht. Erſt aus feſten holen Roͤhren, Wo der Saft durch aufwerts geht; Dann aus kleinen lockern Saͤcken, Die voll ſolches Saftes ſtecken; Endlich aus viel Aederlein, So die Naͤhrgefaͤße ſeyn. Durch G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/121
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/121>, abgerufen am 24.11.2024.