Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über das Reich der Pflanzen. Viertens, finden wir in ihnen Mark.Kleine Röhren, die voll Luft, Und uns zum Beweisthum dienen, Daß auch sonder solchen Duft Aus dem zarten Elemente Keine Pflanze leben könnte; So wie wir an Thieren sehn, Daß sie nicht ohn Luft bestehn. Endlich, ist das innre Wesen An den Pflanzen sonderlich, Denn es sind dazu erlesen Runde Kugeln, welche sich Jn dem Mark gar klärlich zeigen, Darinn Nahrungssäfte steigen. Kürzlich: in den Pflanzen seyn Adern, Fleisch, Haut, Mark und Bein. Hieraus müssen wir verspüren, Und zwar an so mancherley, Wie von Pflanzen zu den Thieren Kein so großer Abstand sey. Außer, daß sie sich nicht regen, Und auch kein' Empfindung hegen, Haben Pflanzen, wie sie seyn, Mit den Thieren viel gemein. Solche Gleichheit ist zu finden, Theils, in beyder Nahrungssaft, Theils, wenn wir genau ergründen, Wie gleich beyder Zeugungskraft, Dort in Eychen, hier im Samen; Drum man sie, mit andern Namen, Fast mit Recht zu Thieren zählt, Denen Fühl- und Regung fehlt. Doch G 4
uͤber das Reich der Pflanzen. Viertens, finden wir in ihnen Mark.Kleine Roͤhren, die voll Luft, Und uns zum Beweisthum dienen, Daß auch ſonder ſolchen Duft Aus dem zarten Elemente Keine Pflanze leben koͤnnte; So wie wir an Thieren ſehn, Daß ſie nicht ohn Luft beſtehn. Endlich, iſt das innre Weſen An den Pflanzen ſonderlich, Denn es ſind dazu erleſen Runde Kugeln, welche ſich Jn dem Mark gar klaͤrlich zeigen, Darinn Nahrungsſaͤfte ſteigen. Kuͤrzlich: in den Pflanzen ſeyn Adern, Fleiſch, Haut, Mark und Bein. Hieraus muͤſſen wir verſpuͤren, Und zwar an ſo mancherley, Wie von Pflanzen zu den Thieren Kein ſo großer Abſtand ſey. Außer, daß ſie ſich nicht regen, Und auch kein’ Empfindung hegen, Haben Pflanzen, wie ſie ſeyn, Mit den Thieren viel gemein. Solche Gleichheit iſt zu finden, Theils, in beyder Nahrungsſaft, Theils, wenn wir genau ergruͤnden, Wie gleich beyder Zeugungskraft, Dort in Eychen, hier im Samen; Drum man ſie, mit andern Namen, Faſt mit Recht zu Thieren zaͤhlt, Denen Fuͤhl- und Regung fehlt. Doch G 4
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Viertens, finden wir in ihnen
Kleine Roͤhren, die voll Luft,
Und uns zum Beweisthum dienen,
Daß auch ſonder ſolchen Duft
Aus dem zarten Elemente
Keine Pflanze leben koͤnnte;
So wie wir an Thieren ſehn,
Daß ſie nicht ohn Luft beſtehn.
Endlich, iſt das innre Weſen
An den Pflanzen ſonderlich,
Denn es ſind dazu erleſen
Runde Kugeln, welche ſich
Jn dem Mark gar klaͤrlich zeigen,
Darinn Nahrungsſaͤfte ſteigen.
Kuͤrzlich: in den Pflanzen ſeyn
Adern, Fleiſch, Haut, Mark und Bein.
Hieraus muͤſſen wir verſpuͤren,
Und zwar an ſo mancherley,
Wie von Pflanzen zu den Thieren
Kein ſo großer Abſtand ſey.
Außer, daß ſie ſich nicht regen,
Und auch kein’ Empfindung hegen,
Haben Pflanzen, wie ſie ſeyn,
Mit den Thieren viel gemein.
Solche Gleichheit iſt zu finden,
Theils, in beyder Nahrungsſaft,
Theils, wenn wir genau ergruͤnden,
Wie gleich beyder Zeugungskraft,
Dort in Eychen, hier im Samen;
Drum man ſie, mit andern Namen,
Faſt mit Recht zu Thieren zaͤhlt,
Denen Fuͤhl- und Regung fehlt.
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