Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Thiere.
(Doch diese kräftiger, als wir) in Körpern Eigen-
schaften spüren,

Die allen sonst verborgen wären. Zu diesem Endzweck
ganz allein,

Daß sie sowohl, als wir, erkennten die Dinge, die uns
schädlich seyn,

Und sie zu unterscheiden taugten durch den Geruch von
andern Dingen,

Die, nebst dem Nutzen, den sie hegen, im Riechen
noch Vergnügen bringen.

Nun finden wir, daß von den Thieren sehr viel', als:
Bienen, Hunde, Raben,

Jn diesem Sinn, vor allen Menschen, noch ganz be-
sondern Vorzug haben,

Jndem sie Theilchen von den Körpern, die von denselbi-
gen sich trennen,

Nicht nur viel schärfer noch, als wir, nein, ganz von
weitem spüren können.

Durch eine Nerve, die sich theilet, wird alles, was
man riecht und spürt,

Zum Sitz der Seele, zum Gehirne, in zarten Dünsten
hingeführt.
Auch ist das Ohr bewundernswerth, so Gott den
Thieren schenken wollte

Zu ihrem Schutz; doch uns besonders, daß man viel ler-
nen könnt' und sollte,

Wie denn zu allen Wissenschaften, nebst einer edlen
Lehrbegier

Und des Gedächtniß Fähigkeit, das Ohr uns eine offne
Thür.
Die
O 3
uͤber das Reich der Thiere.
(Doch dieſe kraͤftiger, als wir) in Koͤrpern Eigen-
ſchaften ſpuͤren,

Die allen ſonſt verborgen waͤren. Zu dieſem Endzweck
ganz allein,

Daß ſie ſowohl, als wir, erkennten die Dinge, die uns
ſchaͤdlich ſeyn,

Und ſie zu unterſcheiden taugten durch den Geruch von
andern Dingen,

Die, nebſt dem Nutzen, den ſie hegen, im Riechen
noch Vergnuͤgen bringen.

Nun finden wir, daß von den Thieren ſehr viel’, als:
Bienen, Hunde, Raben,

Jn dieſem Sinn, vor allen Menſchen, noch ganz be-
ſondern Vorzug haben,

Jndem ſie Theilchen von den Koͤrpern, die von denſelbi-
gen ſich trennen,

Nicht nur viel ſchaͤrfer noch, als wir, nein, ganz von
weitem ſpuͤren koͤnnen.

Durch eine Nerve, die ſich theilet, wird alles, was
man riecht und ſpuͤrt,

Zum Sitz der Seele, zum Gehirne, in zarten Duͤnſten
hingefuͤhrt.
Auch iſt das Ohr bewundernswerth, ſo Gott den
Thieren ſchenken wollte

Zu ihrem Schutz; doch uns beſonders, daß man viel ler-
nen koͤnnt’ und ſollte,

Wie denn zu allen Wiſſenſchaften, nebſt einer edlen
Lehrbegier

Und des Gedaͤchtniß Faͤhigkeit, das Ohr uns eine offne
Thuͤr.
Die
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0233" n="213"/>
          <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Thiere.</fw><lb/>
          <lg n="31">
            <l>(Doch die&#x017F;e kra&#x0364;ftiger, als wir) in Ko&#x0364;rpern Eigen-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chaften &#x017F;pu&#x0364;ren,</hi></l><lb/>
            <l>Die allen &#x017F;on&#x017F;t verborgen wa&#x0364;ren. Zu die&#x017F;em Endzweck<lb/><hi rendition="#et">ganz allein,</hi></l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie &#x017F;owohl, als wir, erkennten die Dinge, die uns<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;cha&#x0364;dlich &#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ie zu unter&#x017F;cheiden taugten durch den Geruch von<lb/><hi rendition="#et">andern Dingen,</hi></l><lb/>
            <l>Die, neb&#x017F;t dem Nutzen, den &#x017F;ie hegen, im Riechen<lb/><hi rendition="#et">noch Vergnu&#x0364;gen bringen.</hi></l><lb/>
            <l>Nun finden wir, daß von den Thieren &#x017F;ehr viel&#x2019;, als:<lb/><hi rendition="#et">Bienen, Hunde, Raben,</hi></l><lb/>
            <l>Jn die&#x017F;em Sinn, vor allen Men&#x017F;chen, noch ganz be-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ondern Vorzug haben,</hi></l><lb/>
            <l>Jndem &#x017F;ie Theilchen von den Ko&#x0364;rpern, die von den&#x017F;elbi-<lb/><hi rendition="#et">gen &#x017F;ich trennen,</hi></l><lb/>
            <l>Nicht nur viel &#x017F;cha&#x0364;rfer noch, als wir, nein, ganz von<lb/><hi rendition="#et">weitem &#x017F;pu&#x0364;ren ko&#x0364;nnen.</hi></l><lb/>
            <l>Durch eine Nerve, die &#x017F;ich theilet, wird alles, was<lb/><hi rendition="#et">man riecht und &#x017F;pu&#x0364;rt,</hi></l><lb/>
            <l>Zum Sitz der Seele, zum Gehirne, in zarten Du&#x0364;n&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">hingefu&#x0364;hrt.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg n="32">
            <l>Auch i&#x017F;t das Ohr bewundernswerth, &#x017F;o Gott den<lb/><hi rendition="#et">Thieren &#x017F;chenken wollte</hi></l><lb/>
            <l>Zu ihrem Schutz; doch uns be&#x017F;onders, daß man viel ler-<lb/><hi rendition="#et">nen ko&#x0364;nnt&#x2019; und &#x017F;ollte,</hi></l><lb/>
            <l>Wie denn zu allen Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, neb&#x017F;t einer edlen<lb/><hi rendition="#et">Lehrbegier</hi></l><lb/>
            <l>Und des Geda&#x0364;chtniß Fa&#x0364;higkeit, das Ohr uns eine offne<lb/><hi rendition="#et">Thu&#x0364;r.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0233] uͤber das Reich der Thiere. (Doch dieſe kraͤftiger, als wir) in Koͤrpern Eigen- ſchaften ſpuͤren, Die allen ſonſt verborgen waͤren. Zu dieſem Endzweck ganz allein, Daß ſie ſowohl, als wir, erkennten die Dinge, die uns ſchaͤdlich ſeyn, Und ſie zu unterſcheiden taugten durch den Geruch von andern Dingen, Die, nebſt dem Nutzen, den ſie hegen, im Riechen noch Vergnuͤgen bringen. Nun finden wir, daß von den Thieren ſehr viel’, als: Bienen, Hunde, Raben, Jn dieſem Sinn, vor allen Menſchen, noch ganz be- ſondern Vorzug haben, Jndem ſie Theilchen von den Koͤrpern, die von denſelbi- gen ſich trennen, Nicht nur viel ſchaͤrfer noch, als wir, nein, ganz von weitem ſpuͤren koͤnnen. Durch eine Nerve, die ſich theilet, wird alles, was man riecht und ſpuͤrt, Zum Sitz der Seele, zum Gehirne, in zarten Duͤnſten hingefuͤhrt. Auch iſt das Ohr bewundernswerth, ſo Gott den Thieren ſchenken wollte Zu ihrem Schutz; doch uns beſonders, daß man viel ler- nen koͤnnt’ und ſollte, Wie denn zu allen Wiſſenſchaften, nebſt einer edlen Lehrbegier Und des Gedaͤchtniß Faͤhigkeit, das Ohr uns eine offne Thuͤr. Die O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/233
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/233>, abgerufen am 24.11.2024.