Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über das Reich der Thiere. Das Kameel. Es ist dieses Thier bey uns zwar nicht sonderlich be- kannt, Sondern meist in Asia: Dennoch wird in seinem Haare, Als in einer nützlichen und sehr vortheilhaften Waare, Uns ein rechter Schatz im Handel aus der Ferne zugesandt. Dieses Haar soll es zum öftern, meist in einem jeden Jahre, Und zwar in sehr wenig Tagen, daß man es bequemer fassen, Sammeln und gebrauchen kann, fast auf einmal fallen lassen. Dem, der es zum ersten sieht, kömmt gemeiniglich dieß Thier An Gestalt fast ungeformt, plump und grob und häß- lich für: Dennoch hat es seine Gleichmaaß, und es sind die starken Glieder Wunderwürdig eingerichtet. Sich zum Tragen gut zu schicken, Zeigt sich ein sehr starker Buckel in der Mitt' auf seinem Rücken. Wenn man es beladen will, legt es sich von selbsten nie- der, Da es denn, wenn es g'nug hat, selber in die Höhe springt. Nicht beschreiblich ist der Nutzen, welchen das Kameel- thier bringt, Da es durch die dürren Wüsten, mit sehr schlechter Kost vergnüget, Und sehr lange sonder Trank Lasten schleppt; Auch, wenn man krieget, Gegen
uͤber das Reich der Thiere. Das Kameel. Es iſt dieſes Thier bey uns zwar nicht ſonderlich be- kannt, Sondern meiſt in Aſia: Dennoch wird in ſeinem Haare, Als in einer nuͤtzlichen und ſehr vortheilhaften Waare, Uns ein rechter Schatz im Handel aus der Ferne zugeſandt. Dieſes Haar ſoll es zum oͤftern, meiſt in einem jeden Jahre, Und zwar in ſehr wenig Tagen, daß man es bequemer faſſen, Sammeln und gebrauchen kann, faſt auf einmal fallen laſſen. Dem, der es zum erſten ſieht, koͤmmt gemeiniglich dieß Thier An Geſtalt faſt ungeformt, plump und grob und haͤß- lich fuͤr: Dennoch hat es ſeine Gleichmaaß, und es ſind die ſtarken Glieder Wunderwuͤrdig eingerichtet. Sich zum Tragen gut zu ſchicken, Zeigt ſich ein ſehr ſtarker Buckel in der Mitt’ auf ſeinem Ruͤcken. Wenn man es beladen will, legt es ſich von ſelbſten nie- der, Da es denn, wenn es g’nug hat, ſelber in die Hoͤhe ſpringt. Nicht beſchreiblich iſt der Nutzen, welchen das Kameel- thier bringt, Da es durch die duͤrren Wuͤſten, mit ſehr ſchlechter Koſt vergnuͤget, Und ſehr lange ſonder Trank Laſten ſchleppt; Auch, wenn man krieget, Gegen
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uͤber das Reich der Thiere.
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Es iſt dieſes Thier bey uns zwar nicht ſonderlich be-
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Als in einer nuͤtzlichen und ſehr vortheilhaften Waare,
Uns ein rechter Schatz im Handel aus der Ferne zugeſandt.
Dieſes Haar ſoll es zum oͤftern, meiſt in einem jeden
Jahre,
Und zwar in ſehr wenig Tagen, daß man es bequemer
faſſen,
Sammeln und gebrauchen kann, faſt auf einmal fallen
laſſen.
Dem, der es zum erſten ſieht, koͤmmt gemeiniglich dieß
Thier
An Geſtalt faſt ungeformt, plump und grob und haͤß-
lich fuͤr:
Dennoch hat es ſeine Gleichmaaß, und es ſind die ſtarken
Glieder
Wunderwuͤrdig eingerichtet. Sich zum Tragen gut zu
ſchicken,
Zeigt ſich ein ſehr ſtarker Buckel in der Mitt’ auf ſeinem
Ruͤcken.
Wenn man es beladen will, legt es ſich von ſelbſten nie-
der,
Da es denn, wenn es g’nug hat, ſelber in die Hoͤhe
ſpringt.
Nicht beſchreiblich iſt der Nutzen, welchen das Kameel-
thier bringt,
Da es durch die duͤrren Wuͤſten, mit ſehr ſchlechter Koſt
vergnuͤget,
Und ſehr lange ſonder Trank Laſten ſchleppt; Auch, wenn
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