Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
zum irdischen Vergnügen in Gott.
Unglücklicher Zustand eines
Atheisten.
Der Unterscheid, der zwischen uns, (die wir ein
göttliches Regieren
Jn allen Dingen feste gläuben,) und etwan einer Seel'
zu finden,
Die eines solchen Trosts beraubt, ist ziemlich deutlich
zu verspüren,
Wenn wir den Zustand eines Menschen, der schwerer
Sorgen voll, ergründen,
Wenn er, halb schlafend und halb wachend, mit ganz
benebeltem Gemüth
Von Kummer, Gram und Harm umgeben, fast nichts,
als schwarze Larven, sieht,
Nur grämliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar
kein Licht
Von einiger erheiternden und trosterfüllten Hoffnung
bricht,
Wenn die ihn in beständiger Verwirrung, als im Zirkel,
jagen,
Das Hirn mit finstrer Schwermuth füllen, uns lauter
vorgeseh'ne Plagen
Jm Kopf sich gleichsam mahlend wälzen. Dergleichen
Widrigkeiten schwinden,
Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern
Stande sehn,
Und den obangeführten Trost, daß alle Dinge, die ge-
schehn,
Von einem Gott regieret werden, mit unsrer Sorgen
Heer verbinden;
Es
E e
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Ungluͤcklicher Zuſtand eines
Atheiſten.
Der Unterſcheid, der zwiſchen uns, (die wir ein
goͤttliches Regieren
Jn allen Dingen feſte glaͤuben,) und etwan einer Seel’
zu finden,
Die eines ſolchen Troſts beraubt, iſt ziemlich deutlich
zu verſpuͤren,
Wenn wir den Zuſtand eines Menſchen, der ſchwerer
Sorgen voll, ergruͤnden,
Wenn er, halb ſchlafend und halb wachend, mit ganz
benebeltem Gemuͤth
Von Kummer, Gram und Harm umgeben, faſt nichts,
als ſchwarze Larven, ſieht,
Nur graͤmliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar
kein Licht
Von einiger erheiternden und troſterfuͤllten Hoffnung
bricht,
Wenn die ihn in beſtaͤndiger Verwirrung, als im Zirkel,
jagen,
Das Hirn mit finſtrer Schwermuth fuͤllen, uns lauter
vorgeſeh’ne Plagen
Jm Kopf ſich gleichſam mahlend waͤlzen. Dergleichen
Widrigkeiten ſchwinden,
Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern
Stande ſehn,
Und den obangefuͤhrten Troſt, daß alle Dinge, die ge-
ſchehn,
Von einem Gott regieret werden, mit unſrer Sorgen
Heer verbinden;
Es
E e
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0453" n="433"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">zum irdi&#x017F;chen Vergnu&#x0364;gen in Gott.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Unglu&#x0364;cklicher Zu&#x017F;tand eines</hi><lb/>
Athei&#x017F;ten.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er Unter&#x017F;cheid, der zwi&#x017F;chen uns, (die wir ein</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">go&#x0364;ttliches Regieren</hi> </l><lb/>
            <l>Jn allen Dingen fe&#x017F;te gla&#x0364;uben,) und etwan einer Seel&#x2019;</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu finden,</hi> </l><lb/>
            <l>Die eines &#x017F;olchen Tro&#x017F;ts beraubt, i&#x017F;t ziemlich deutlich</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu ver&#x017F;pu&#x0364;ren,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn wir den Zu&#x017F;tand eines Men&#x017F;chen, der &#x017F;chwerer</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Sorgen voll, ergru&#x0364;nden,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn er, halb &#x017F;chlafend und halb wachend, mit ganz</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">benebeltem Gemu&#x0364;th</hi> </l><lb/>
            <l>Von Kummer, Gram und Harm umgeben, fa&#x017F;t nichts,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">als &#x017F;chwarze Larven, &#x017F;ieht,</hi> </l><lb/>
            <l>Nur gra&#x0364;mliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kein Licht</hi> </l><lb/>
            <l>Von einiger erheiternden und tro&#x017F;terfu&#x0364;llten Hoffnung</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bricht,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn die ihn in be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Verwirrung, als im Zirkel,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">jagen,</hi> </l><lb/>
            <l>Das Hirn mit fin&#x017F;trer Schwermuth fu&#x0364;llen, uns lauter</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">vorge&#x017F;eh&#x2019;ne Plagen</hi> </l><lb/>
            <l>Jm Kopf &#x017F;ich gleich&#x017F;am mahlend wa&#x0364;lzen. Dergleichen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Widrigkeiten &#x017F;chwinden,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Stande &#x017F;ehn,</hi> </l><lb/>
            <l>Und den obangefu&#x0364;hrten Tro&#x017F;t, daß alle Dinge, die ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chehn,</hi> </l><lb/>
            <l>Von einem Gott regieret werden, mit un&#x017F;rer Sorgen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Heer verbinden;</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E e</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[433/0453] zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott. Ungluͤcklicher Zuſtand eines Atheiſten. Der Unterſcheid, der zwiſchen uns, (die wir ein goͤttliches Regieren Jn allen Dingen feſte glaͤuben,) und etwan einer Seel’ zu finden, Die eines ſolchen Troſts beraubt, iſt ziemlich deutlich zu verſpuͤren, Wenn wir den Zuſtand eines Menſchen, der ſchwerer Sorgen voll, ergruͤnden, Wenn er, halb ſchlafend und halb wachend, mit ganz benebeltem Gemuͤth Von Kummer, Gram und Harm umgeben, faſt nichts, als ſchwarze Larven, ſieht, Nur graͤmliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar kein Licht Von einiger erheiternden und troſterfuͤllten Hoffnung bricht, Wenn die ihn in beſtaͤndiger Verwirrung, als im Zirkel, jagen, Das Hirn mit finſtrer Schwermuth fuͤllen, uns lauter vorgeſeh’ne Plagen Jm Kopf ſich gleichſam mahlend waͤlzen. Dergleichen Widrigkeiten ſchwinden, Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern Stande ſehn, Und den obangefuͤhrten Troſt, daß alle Dinge, die ge- ſchehn, Von einem Gott regieret werden, mit unſrer Sorgen Heer verbinden; Es E e

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/453
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/453>, abgerufen am 22.11.2024.