Zusammt der Kraft zu überlegen. Ein Art von der Drey- einheit scheint Jn ihrem Wesen offenbar. Dieselbige verehren wir Auch in der allgemeinen Seele, da Allmacht, Lieb und Weisheit hier Sich auch geheimnißvoll vereinen. Denn was von der Persönlichkeit Jn Gottes Wesen wird gelehrt, kann unsere Vernunft nicht fassen, Man muß demnach von dem Geheimniß die wirkliche Beschaffenheit Den Gottsgelehrten zu erklären, und bloß dem Glauben, überlassen.
Sprich nicht: dieß ist kein Bild der Gottheit, es ist dieß eine Ketzerey. So laß es seyn, daß es kein Bild von Gottes wahrem Wesen sey, Genug ist, daß, auf diese Weise, von Gott uns etwas vorzustellen, Nach der Vernunft, weit würdiger der Gottheit, als von andern Sachen, Die körperlich, die niederträchtig, im Geist Jdeen uns zu machen. Der uns von Gott geschenkte Geist wird diesen Satz noch mehr erhellen. Es überführt uns die Vernunft, und zeiget uns in richt- gen Schlüssen, Daß wir von Gott entweder nichts, wie oder so was denken müssen, Das mit dem Stand, in den er uns, nach seinem gött- lichweisen Rath, Auf diesem Kreis der Welt gesetzt, ein' Art von Ueber- einkunft hat,
Und
Vermiſchte Gedichte
Zuſammt der Kraft zu uͤberlegen. Ein Art von der Drey- einheit ſcheint Jn ihrem Weſen offenbar. Dieſelbige verehren wir Auch in der allgemeinen Seele, da Allmacht, Lieb und Weisheit hier Sich auch geheimnißvoll vereinen. Denn was von der Perſoͤnlichkeit Jn Gottes Weſen wird gelehrt, kann unſere Vernunft nicht faſſen, Man muß demnach von dem Geheimniß die wirkliche Beſchaffenheit Den Gottsgelehrten zu erklaͤren, und bloß dem Glauben, uͤberlaſſen.
Sprich nicht: dieß iſt kein Bild der Gottheit, es iſt dieß eine Ketzerey. So laß es ſeyn, daß es kein Bild von Gottes wahrem Weſen ſey, Genug iſt, daß, auf dieſe Weiſe, von Gott uns etwas vorzuſtellen, Nach der Vernunft, weit wuͤrdiger der Gottheit, als von andern Sachen, Die koͤrperlich, die niedertraͤchtig, im Geiſt Jdeen uns zu machen. Der uns von Gott geſchenkte Geiſt wird dieſen Satz noch mehr erhellen. Es uͤberfuͤhrt uns die Vernunft, und zeiget uns in richt- gen Schluͤſſen, Daß wir von Gott entweder nichts, wie oder ſo was denken muͤſſen, Das mit dem Stand, in den er uns, nach ſeinem goͤtt- lichweiſen Rath, Auf dieſem Kreis der Welt geſetzt, ein’ Art von Ueber- einkunft hat,
Und
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Vermiſchte Gedichte
Zuſammt der Kraft zu uͤberlegen. Ein Art von der Drey-
einheit ſcheint
Jn ihrem Weſen offenbar. Dieſelbige verehren wir
Auch in der allgemeinen Seele, da Allmacht, Lieb und
Weisheit hier
Sich auch geheimnißvoll vereinen. Denn was von
der Perſoͤnlichkeit
Jn Gottes Weſen wird gelehrt, kann unſere Vernunft
nicht faſſen,
Man muß demnach von dem Geheimniß die wirkliche
Beſchaffenheit
Den Gottsgelehrten zu erklaͤren, und bloß dem Glauben,
uͤberlaſſen.
Sprich nicht: dieß iſt kein Bild der Gottheit, es iſt
dieß eine Ketzerey.
So laß es ſeyn, daß es kein Bild von Gottes wahrem
Weſen ſey,
Genug iſt, daß, auf dieſe Weiſe, von Gott uns etwas
vorzuſtellen,
Nach der Vernunft, weit wuͤrdiger der Gottheit, als
von andern Sachen,
Die koͤrperlich, die niedertraͤchtig, im Geiſt Jdeen uns
zu machen.
Der uns von Gott geſchenkte Geiſt wird dieſen Satz
noch mehr erhellen.
Es uͤberfuͤhrt uns die Vernunft, und zeiget uns in richt-
gen Schluͤſſen,
Daß wir von Gott entweder nichts, wie oder ſo was
denken muͤſſen,
Das mit dem Stand, in den er uns, nach ſeinem goͤtt-
lichweiſen Rath,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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