Wenn man, von der mit Sonn- und Welten gefüllten allgemeinen Welt, Derselben Schöpfer und Erhalter, die Gottheit, für die Seele hält. Jch gebe zu: das wahre Wesen des Schöpfers Himmels und der Erden Könn' nie von endlichen Geschöpfen gefasset und begriffen werden. Die Ehrfurcht läßt nicht anders denken, als daß sein un- durchdringlich Licht Vollkommener und anders sey, als wie erschaffne Kreaturen Von ihm zu denken fähig sind. Es scheint jedoch aus seinen Spuren, Den Menschenseelen, (deren Kraft und Wesen meist darinn bestehet, Sich geistge Bilder zu erzielen) erlaubt, von seiner Herrlichkeit Ein solches Bild sich vorzustellen, das seine Vollen- kommenheit Nach aller ihrer Kraft erhöhet, Und das, so viel sie fassen kann, der Gottheit selber in der That Nichts unanständigs in sich hat; Vielmehr ihr einen Gegenstand, ihn zu verehren, giebt, wobey Sie gleichsam selber sich erhebt, und daß sie unterschieden sey Von allen andern Thieren, findet, Ja worauf sie zugleich die Hoffnung von ihrer künftgen Dauer gründet. Du sprichst vielleicht: dieß ist was neues. Wer hat die Gottheit so verehrt? Von einer allgemeinen Seele des Ganzen wird ja nichts gelehrt. So höre, dieses hindert nicht! Es zeigt Vernunft und die Erfahrung, Es zeigt sogar die Offenbarung,
Und
K k 3
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Wenn man, von der mit Sonn- und Welten gefuͤllten allgemeinen Welt, Derſelben Schoͤpfer und Erhalter, die Gottheit, fuͤr die Seele haͤlt. Jch gebe zu: das wahre Weſen des Schoͤpfers Himmels und der Erden Koͤnn’ nie von endlichen Geſchoͤpfen gefaſſet und begriffen werden. Die Ehrfurcht laͤßt nicht anders denken, als daß ſein un- durchdringlich Licht Vollkommener und anders ſey, als wie erſchaffne Kreaturen Von ihm zu denken faͤhig ſind. Es ſcheint jedoch aus ſeinen Spuren, Den Menſchenſeelen, (deren Kraft und Weſen meiſt darinn beſtehet, Sich geiſtge Bilder zu erzielen) erlaubt, von ſeiner Herrlichkeit Ein ſolches Bild ſich vorzuſtellen, das ſeine Vollen- kommenheit Nach aller ihrer Kraft erhoͤhet, Und das, ſo viel ſie faſſen kann, der Gottheit ſelber in der That Nichts unanſtaͤndigs in ſich hat; Vielmehr ihr einen Gegenſtand, ihn zu verehren, giebt, wobey Sie gleichſam ſelber ſich erhebt, und daß ſie unterſchieden ſey Von allen andern Thieren, findet, Ja worauf ſie zugleich die Hoffnung von ihrer kuͤnftgen Dauer gruͤndet. Du ſprichſt vielleicht: dieß iſt was neues. Wer hat die Gottheit ſo verehrt? Von einer allgemeinen Seele des Ganzen wird ja nichts gelehrt. So hoͤre, dieſes hindert nicht! Es zeigt Vernunft und die Erfahrung, Es zeigt ſogar die Offenbarung,
Und
K k 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgn="28"><l><pbfacs="#f0537"n="517"/><fwplace="top"type="header">zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.</fw></l><lb/><l>Wenn man, von der mit Sonn- und Welten gefuͤllten<lb/><hirendition="#et">allgemeinen Welt,</hi></l><lb/><l>Derſelben Schoͤpfer und Erhalter, die Gottheit, fuͤr<lb/><hirendition="#et">die Seele haͤlt.</hi></l><lb/><l>Jch gebe zu: das wahre Weſen des Schoͤpfers Himmels<lb/><hirendition="#et">und der Erden</hi></l><lb/><l>Koͤnn’ nie von endlichen Geſchoͤpfen gefaſſet und begriffen<lb/><hirendition="#et">werden.</hi></l><lb/><l>Die Ehrfurcht laͤßt nicht anders denken, als daß ſein un-<lb/><hirendition="#et">durchdringlich Licht</hi></l><lb/><l>Vollkommener und anders ſey, als wie erſchaffne Kreaturen</l><lb/><l>Von ihm zu denken faͤhig ſind. Es ſcheint jedoch aus<lb/><hirendition="#et">ſeinen Spuren,</hi></l><lb/><l>Den Menſchenſeelen, (deren Kraft und Weſen meiſt<lb/><hirendition="#et">darinn beſtehet,</hi></l><lb/><l>Sich geiſtge Bilder zu erzielen) erlaubt, von ſeiner<lb/><hirendition="#et">Herrlichkeit</hi></l><lb/><l>Ein ſolches Bild ſich vorzuſtellen, das ſeine Vollen-<lb/><hirendition="#et">kommenheit</hi></l><lb/><l>Nach aller ihrer Kraft erhoͤhet,</l><lb/><l>Und das, ſo viel ſie faſſen kann, der Gottheit ſelber in der That</l><lb/><l>Nichts unanſtaͤndigs in ſich hat;</l><lb/><l>Vielmehr ihr einen Gegenſtand, ihn zu verehren, giebt, wobey</l><lb/><l>Sie gleichſam ſelber ſich erhebt, und daß ſie unterſchieden ſey</l><lb/><l>Von allen andern Thieren, findet,</l><lb/><l>Ja worauf ſie zugleich die Hoffnung von ihrer kuͤnftgen<lb/><hirendition="#et">Dauer gruͤndet.</hi></l><lb/><l>Du ſprichſt vielleicht: dieß iſt was neues. Wer hat<lb/><hirendition="#et">die Gottheit ſo verehrt?</hi></l><lb/><l>Von einer allgemeinen Seele des Ganzen wird ja nichts<lb/><hirendition="#et">gelehrt.</hi></l><lb/><l>So hoͤre, dieſes hindert nicht! Es zeigt Vernunft und<lb/><hirendition="#et">die Erfahrung,</hi></l><lb/><l>Es zeigt ſogar die Offenbarung,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K k 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[517/0537]
zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Wenn man, von der mit Sonn- und Welten gefuͤllten
allgemeinen Welt,
Derſelben Schoͤpfer und Erhalter, die Gottheit, fuͤr
die Seele haͤlt.
Jch gebe zu: das wahre Weſen des Schoͤpfers Himmels
und der Erden
Koͤnn’ nie von endlichen Geſchoͤpfen gefaſſet und begriffen
werden.
Die Ehrfurcht laͤßt nicht anders denken, als daß ſein un-
durchdringlich Licht
Vollkommener und anders ſey, als wie erſchaffne Kreaturen
Von ihm zu denken faͤhig ſind. Es ſcheint jedoch aus
ſeinen Spuren,
Den Menſchenſeelen, (deren Kraft und Weſen meiſt
darinn beſtehet,
Sich geiſtge Bilder zu erzielen) erlaubt, von ſeiner
Herrlichkeit
Ein ſolches Bild ſich vorzuſtellen, das ſeine Vollen-
kommenheit
Nach aller ihrer Kraft erhoͤhet,
Und das, ſo viel ſie faſſen kann, der Gottheit ſelber in der That
Nichts unanſtaͤndigs in ſich hat;
Vielmehr ihr einen Gegenſtand, ihn zu verehren, giebt, wobey
Sie gleichſam ſelber ſich erhebt, und daß ſie unterſchieden ſey
Von allen andern Thieren, findet,
Ja worauf ſie zugleich die Hoffnung von ihrer kuͤnftgen
Dauer gruͤndet.
Du ſprichſt vielleicht: dieß iſt was neues. Wer hat
die Gottheit ſo verehrt?
Von einer allgemeinen Seele des Ganzen wird ja nichts
gelehrt.
So hoͤre, dieſes hindert nicht! Es zeigt Vernunft und
die Erfahrung,
Es zeigt ſogar die Offenbarung,
Und
K k 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/537>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.