Jch wundre mich nunmehro nicht, Daß kein belehrendes Gedicht, Kein geistreich Buch die Menschen rühret, Und sie zum Pfad der Tugend führet: Da, seit die Pamela geschrieben, Die Menschheit, wie sie war, geblieben, Und man noch wenig Beßrung spüret.
Dieß nimmt dem Buch den Werth noch nicht. Nach zuverläßigem Bericht, Sind viel', auch von den Lehrern selbst, durch Vorurtheil betäubt gewesen, Und haben es noch nicht gelesen.
Wollt ihr die Gottheit fürchten lernen; Den Hochmuth meiden, Laster fliehn, Und euch von ihrer Straf' entfernen; Wollt ihr die Kinder wohl erziehn; Wollt ihr die Aeltern ehren, lieben; Die Nächstenlieb' am Dürftgen üben; Beym Reichthum reich, durch Wohlthun, seyn; Wollt ihr so Freund- als Herrschafts-Pflichten, Auch treuer Diener Amt, verrichten; Wollt ihr euch eures Lebens freun; Wollt ihr ein gut Exempel geben; Auch in der Ehe glücklich leben; Kurz: will ein jeder auf der Erden Vergnügt, geehrt, geliebet werden; Die Lehr' ist, nebst dem Beyspiel, da: Man les' und folge Pamela.
Le
Vermiſchte Gedichte
Jch wundre mich nunmehro nicht, Daß kein belehrendes Gedicht, Kein geiſtreich Buch die Menſchen ruͤhret, Und ſie zum Pfad der Tugend fuͤhret: Da, ſeit die Pamela geſchrieben, Die Menſchheit, wie ſie war, geblieben, Und man noch wenig Beßrung ſpuͤret.
Dieß nimmt dem Buch den Werth noch nicht. Nach zuverlaͤßigem Bericht, Sind viel’, auch von den Lehrern ſelbſt, durch Vorurtheil betaͤubt geweſen, Und haben es noch nicht geleſen.
Wollt ihr die Gottheit fuͤrchten lernen; Den Hochmuth meiden, Laſter fliehn, Und euch von ihrer Straf’ entfernen; Wollt ihr die Kinder wohl erziehn; Wollt ihr die Aeltern ehren, lieben; Die Naͤchſtenlieb’ am Duͤrftgen uͤben; Beym Reichthum reich, durch Wohlthun, ſeyn; Wollt ihr ſo Freund- als Herrſchafts-Pflichten, Auch treuer Diener Amt, verrichten; Wollt ihr euch eures Lebens freun; Wollt ihr ein gut Exempel geben; Auch in der Ehe gluͤcklich leben; Kurz: will ein jeder auf der Erden Vergnuͤgt, geehrt, geliebet werden; Die Lehr’ iſt, nebſt dem Beyſpiel, da: Man leſ’ und folge Pamela.
Le
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Vermiſchte Gedichte
Jch wundre mich nunmehro nicht,
Daß kein belehrendes Gedicht,
Kein geiſtreich Buch die Menſchen ruͤhret,
Und ſie zum Pfad der Tugend fuͤhret:
Da, ſeit die Pamela geſchrieben,
Die Menſchheit, wie ſie war, geblieben,
Und man noch wenig Beßrung ſpuͤret.
Dieß nimmt dem Buch den Werth noch nicht.
Nach zuverlaͤßigem Bericht,
Sind viel’, auch von den Lehrern ſelbſt, durch
Vorurtheil betaͤubt geweſen,
Und haben es noch nicht geleſen.
Wollt ihr die Gottheit fuͤrchten lernen;
Den Hochmuth meiden, Laſter fliehn,
Und euch von ihrer Straf’ entfernen;
Wollt ihr die Kinder wohl erziehn;
Wollt ihr die Aeltern ehren, lieben;
Die Naͤchſtenlieb’ am Duͤrftgen uͤben;
Beym Reichthum reich, durch Wohlthun, ſeyn;
Wollt ihr ſo Freund- als Herrſchafts-Pflichten,
Auch treuer Diener Amt, verrichten;
Wollt ihr euch eures Lebens freun;
Wollt ihr ein gut Exempel geben;
Auch in der Ehe gluͤcklich leben;
Kurz: will ein jeder auf der Erden
Vergnuͤgt, geehrt, geliebet werden;
Die Lehr’ iſt, nebſt dem Beyſpiel, da:
Man leſ’ und folge Pamela.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/574>, abgerufen am 16.07.2024.
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