Will ich, bey dieser Wechselzeit, des Schöpfers weise Macht erheben, Und, seine Liebe zu besingen, wie ich gewohnt bin, mich be- streben; Wobey mein Vorsatz: Bey der Aendrung der Jahres- zeit, von einer Zeit, Die ferner keinen Wechsel kennet, woselbst kein Frost den Lenz vertreibt, Wo alles, was dazu beschieden, in ungestörter Seligkeit, Jn nimmerunterbrochnem Frieden und ewigem Vergnü- gen bleibt; Wornach vernünftige Geschöpfe, wenn sie hier ausgelebt, sich sehnen, Absonderlich vom sanften Sterben, das dazu führt, was zu erwähnen.
O Gott! du Wesen aller Wesen, Das anders denkt, als alle Welt, Der anders ist, und anders wirkt, als je ein Geist sich vorgestellt, Der Geist und Körper, Welt und Sonnen, zu seines Da- seyns Prob', erlesen! O Gott! du lebst in deinen Werken, die Seele siehet dei- ne Spur Jn allen deinen Kreaturen, und in der wirkenden Natur. Die Mittel dazu sind die Sinnen, wodurch wir, mit der Welt verbunden, Durch die geläuterte Vernunft, derselben Schöpfer aus- gefunden. Durch Ordnung, den Zusammenhang, durch Pracht und Absicht wird der Grund, Ein weises, liebreichs, mächtigs Wesen, vernünftigen Geschöpfen kund,
Die,
Anleitung
Will ich, bey dieſer Wechſelzeit, des Schoͤpfers weiſe Macht erheben, Und, ſeine Liebe zu beſingen, wie ich gewohnt bin, mich be- ſtreben; Wobey mein Vorſatz: Bey der Aendrung der Jahres- zeit, von einer Zeit, Die ferner keinen Wechſel kennet, woſelbſt kein Froſt den Lenz vertreibt, Wo alles, was dazu beſchieden, in ungeſtoͤrter Seligkeit, Jn nimmerunterbrochnem Frieden und ewigem Vergnuͤ- gen bleibt; Wornach vernuͤnftige Geſchoͤpfe, wenn ſie hier ausgelebt, ſich ſehnen, Abſonderlich vom ſanften Sterben, das dazu fuͤhrt, was zu erwaͤhnen.
O Gott! du Weſen aller Weſen, Das anders denkt, als alle Welt, Der anders iſt, und anders wirkt, als je ein Geiſt ſich vorgeſtellt, Der Geiſt und Koͤrper, Welt und Sonnen, zu ſeines Da- ſeyns Prob’, erleſen! O Gott! du lebſt in deinen Werken, die Seele ſiehet dei- ne Spur Jn allen deinen Kreaturen, und in der wirkenden Natur. Die Mittel dazu ſind die Sinnen, wodurch wir, mit der Welt verbunden, Durch die gelaͤuterte Vernunft, derſelben Schoͤpfer aus- gefunden. Durch Ordnung, den Zuſammenhang, durch Pracht und Abſicht wird der Grund, Ein weiſes, liebreichs, maͤchtigs Weſen, vernuͤnftigen Geſchoͤpfen kund,
Die,
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Anleitung
Will ich, bey dieſer Wechſelzeit, des Schoͤpfers weiſe Macht
erheben,
Und, ſeine Liebe zu beſingen, wie ich gewohnt bin, mich be-
ſtreben;
Wobey mein Vorſatz: Bey der Aendrung der Jahres-
zeit, von einer Zeit,
Die ferner keinen Wechſel kennet, woſelbſt kein Froſt den
Lenz vertreibt,
Wo alles, was dazu beſchieden, in ungeſtoͤrter Seligkeit,
Jn nimmerunterbrochnem Frieden und ewigem Vergnuͤ-
gen bleibt;
Wornach vernuͤnftige Geſchoͤpfe, wenn ſie hier ausgelebt,
ſich ſehnen,
Abſonderlich vom ſanften Sterben, das dazu fuͤhrt,
was zu erwaͤhnen.
O Gott! du Weſen aller Weſen,
Das anders denkt, als alle Welt,
Der anders iſt, und anders wirkt, als je ein Geiſt ſich
vorgeſtellt,
Der Geiſt und Koͤrper, Welt und Sonnen, zu ſeines Da-
ſeyns Prob’, erleſen!
O Gott! du lebſt in deinen Werken, die Seele ſiehet dei-
ne Spur
Jn allen deinen Kreaturen, und in der wirkenden Natur.
Die Mittel dazu ſind die Sinnen, wodurch wir, mit der
Welt verbunden,
Durch die gelaͤuterte Vernunft, derſelben Schoͤpfer aus-
gefunden.
Durch Ordnung, den Zuſammenhang, durch Pracht und
Abſicht wird der Grund,
Ein weiſes, liebreichs, maͤchtigs Weſen, vernuͤnftigen
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/584>, abgerufen am 13.06.2024.
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