Nicht nur um die Erd' alleine, Spricht er, dreht der Wirbel sich; Sondern um Magnetensteine Dreht er sich absonderlich. Wie er denn, nach seinen Schlüssen, So wie er vermeynt zu wissen, Auch für eine kleine Welt Jeglichen Magneten hält.
Welcher auch zween Angel führet, Nach dem ausgedachten Schluß. Durch dieselbe circuliret Der gespitzten Körper Fluß, Der, wenn der beweglich stehet, Jhn nach Norden dadurch drehet; Weil der Fluß in seiner Flucht Die gewohnten Löchlein sucht.
Der meynt: daß der Fluß von oben Gar zu weit geholet wär, Giebt derhalben andre Proben, Und vermeynet, daß ein Meer Jn dem Mittelpunkt der Erde Voll von Luft gefunden werde, Welches immer aufwerts steigt, Und stets den Magneten neigt.
Alle Dinge, die auf Erden Fließen und nie stille stehn, Alle diese, spricht er, werden Jmmer sich im Zirkel drehn. Wie wir es am Blut von Thieren, Und an unserm Blute, spüren: Also dreht und zirkelt sich Diese Luftflut stetiglich.
Wann
Betrachtungen
Nicht nur um die Erd’ alleine, Spricht er, dreht der Wirbel ſich; Sondern um Magnetenſteine Dreht er ſich abſonderlich. Wie er denn, nach ſeinen Schluͤſſen, So wie er vermeynt zu wiſſen, Auch fuͤr eine kleine Welt Jeglichen Magneten haͤlt.
Welcher auch zween Angel fuͤhret, Nach dem ausgedachten Schluß. Durch dieſelbe circuliret Der geſpitzten Koͤrper Fluß, Der, wenn der beweglich ſtehet, Jhn nach Norden dadurch drehet; Weil der Fluß in ſeiner Flucht Die gewohnten Loͤchlein ſucht.
Der meynt: daß der Fluß von oben Gar zu weit geholet waͤr, Giebt derhalben andre Proben, Und vermeynet, daß ein Meer Jn dem Mittelpunkt der Erde Voll von Luft gefunden werde, Welches immer aufwerts ſteigt, Und ſtets den Magneten neigt.
Alle Dinge, die auf Erden Fließen und nie ſtille ſtehn, Alle dieſe, ſpricht er, werden Jmmer ſich im Zirkel drehn. Wie wir es am Blut von Thieren, Und an unſerm Blute, ſpuͤren: Alſo dreht und zirkelt ſich Dieſe Luftflut ſtetiglich.
Wann
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0082"n="62"/><fwplace="top"type="header">Betrachtungen</fw><lb/><lgn="236"><l>Nicht nur um die Erd’ alleine,</l><lb/><l>Spricht er, dreht der Wirbel ſich;</l><lb/><l>Sondern um Magnetenſteine</l><lb/><l>Dreht er ſich abſonderlich.</l><lb/><l>Wie er denn, nach ſeinen Schluͤſſen,</l><lb/><l>So wie er vermeynt zu wiſſen,</l><lb/><l>Auch fuͤr eine kleine Welt</l><lb/><l>Jeglichen Magneten haͤlt.</l></lg><lb/><lgn="237"><l>Welcher auch zween Angel fuͤhret,</l><lb/><l>Nach dem ausgedachten Schluß.</l><lb/><l>Durch dieſelbe circuliret</l><lb/><l>Der geſpitzten Koͤrper Fluß,</l><lb/><l>Der, wenn der beweglich ſtehet,</l><lb/><l>Jhn nach Norden dadurch drehet;</l><lb/><l>Weil der Fluß in ſeiner Flucht</l><lb/><l>Die gewohnten Loͤchlein ſucht.</l></lg><lb/><lgn="238"><l>Der meynt: daß der Fluß von oben</l><lb/><l>Gar zu weit geholet waͤr,</l><lb/><l>Giebt derhalben andre Proben,</l><lb/><l>Und vermeynet, daß ein Meer</l><lb/><l>Jn dem Mittelpunkt der Erde</l><lb/><l>Voll von Luft gefunden werde,</l><lb/><l>Welches immer aufwerts ſteigt,</l><lb/><l>Und ſtets den Magneten neigt.</l></lg><lb/><lgn="239"><l>Alle Dinge, die auf Erden</l><lb/><l>Fließen und nie ſtille ſtehn,</l><lb/><l>Alle dieſe, ſpricht er, werden</l><lb/><l>Jmmer ſich im Zirkel drehn.</l><lb/><l>Wie wir es am Blut von Thieren,</l><lb/><l>Und an unſerm Blute, ſpuͤren:</l><lb/><l>Alſo dreht und zirkelt ſich</l><lb/><l>Dieſe Luftflut ſtetiglich.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wann</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[62/0082]
Betrachtungen
Nicht nur um die Erd’ alleine,
Spricht er, dreht der Wirbel ſich;
Sondern um Magnetenſteine
Dreht er ſich abſonderlich.
Wie er denn, nach ſeinen Schluͤſſen,
So wie er vermeynt zu wiſſen,
Auch fuͤr eine kleine Welt
Jeglichen Magneten haͤlt.
Welcher auch zween Angel fuͤhret,
Nach dem ausgedachten Schluß.
Durch dieſelbe circuliret
Der geſpitzten Koͤrper Fluß,
Der, wenn der beweglich ſtehet,
Jhn nach Norden dadurch drehet;
Weil der Fluß in ſeiner Flucht
Die gewohnten Loͤchlein ſucht.
Der meynt: daß der Fluß von oben
Gar zu weit geholet waͤr,
Giebt derhalben andre Proben,
Und vermeynet, daß ein Meer
Jn dem Mittelpunkt der Erde
Voll von Luft gefunden werde,
Welches immer aufwerts ſteigt,
Und ſtets den Magneten neigt.
Alle Dinge, die auf Erden
Fließen und nie ſtille ſtehn,
Alle dieſe, ſpricht er, werden
Jmmer ſich im Zirkel drehn.
Wie wir es am Blut von Thieren,
Und an unſerm Blute, ſpuͤren:
Alſo dreht und zirkelt ſich
Dieſe Luftflut ſtetiglich.
Wann
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/82>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.