Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Wenn wir Diamanten sehen,
Die so hell, so weiß, so rein,
Laßt uns unsern Gott erhöhen,
Weil auch sie geschaffen seyn
Uns zur Lust, und ihm zu Ehren,
Welche beyde zu vermehren
Uns aus Liebe Gott gebeut.
O der süßen Schuldigkeit!
Der
Sma-
ragd.
Lasset uns nun weiter gehen,
Des Smaragden grüne Pracht
Mit Vergnügen anzusehen,
Dessen Schein uns recht anlacht
Und mit holdem Licht anstralet;
Wie das Gras der Frühling mahlet,
Eben mit so grünem Licht
Füllet er uns das Gesicht.
Es sind von Smaragd die besten
Aus Ostindien gebracht,
Doch bringt man sie aus dem Westen
Auch, jedoch von mindrer Pracht.
Man will von Smaragden merken,
Daß sie unser Auge stärken,
Daß beym Bauchfluß ihre Kraft,
Wie beym Blutfluß, Hülfe schafft.
Der
Gra-
nat.
Ferner kömmet zu betrachten
Auch der röthliche Granat,
Der, wenn wir darauf recht achten,
Farben, wie ein Feuer, hat.
Seine Röth ist zwar verdunkelt,
Dennoch scheinet sie und funkelt,
Daß die sanfte Lieblichkeit
Oefters Aug' und Herz erfreut.
Jhrer
Betrachtungen
Wenn wir Diamanten ſehen,
Die ſo hell, ſo weiß, ſo rein,
Laßt uns unſern Gott erhoͤhen,
Weil auch ſie geſchaffen ſeyn
Uns zur Luſt, und ihm zu Ehren,
Welche beyde zu vermehren
Uns aus Liebe Gott gebeut.
O der ſuͤßen Schuldigkeit!
Der
Sma-
ragd.
Laſſet uns nun weiter gehen,
Des Smaragden gruͤne Pracht
Mit Vergnuͤgen anzuſehen,
Deſſen Schein uns recht anlacht
Und mit holdem Licht anſtralet;
Wie das Gras der Fruͤhling mahlet,
Eben mit ſo gruͤnem Licht
Fuͤllet er uns das Geſicht.
Es ſind von Smaragd die beſten
Aus Oſtindien gebracht,
Doch bringt man ſie aus dem Weſten
Auch, jedoch von mindrer Pracht.
Man will von Smaragden merken,
Daß ſie unſer Auge ſtaͤrken,
Daß beym Bauchfluß ihre Kraft,
Wie beym Blutfluß, Huͤlfe ſchafft.
Der
Gra-
nat.
Ferner koͤmmet zu betrachten
Auch der roͤthliche Granat,
Der, wenn wir darauf recht achten,
Farben, wie ein Feuer, hat.
Seine Roͤth iſt zwar verdunkelt,
Dennoch ſcheinet ſie und funkelt,
Daß die ſanfte Lieblichkeit
Oefters Aug’ und Herz erfreut.
Jhrer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0090" n="70"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <lg n="268">
          <l>Wenn wir Diamanten &#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;o hell, &#x017F;o weiß, &#x017F;o rein,</l><lb/>
          <l>Laßt uns un&#x017F;ern Gott erho&#x0364;hen,</l><lb/>
          <l>Weil auch &#x017F;ie ge&#x017F;chaffen &#x017F;eyn</l><lb/>
          <l>Uns zur Lu&#x017F;t, und ihm zu Ehren,</l><lb/>
          <l>Welche beyde zu vermehren</l><lb/>
          <l>Uns aus Liebe Gott gebeut.</l><lb/>
          <l>O der &#x017F;u&#x0364;ßen Schuldigkeit!</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Der<lb/>
Sma-<lb/>
ragd.</note>
        <lg n="269">
          <l>La&#x017F;&#x017F;et uns nun weiter gehen,</l><lb/>
          <l>Des Smaragden gru&#x0364;ne Pracht</l><lb/>
          <l>Mit Vergnu&#x0364;gen anzu&#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>De&#x017F;&#x017F;en Schein uns recht anlacht</l><lb/>
          <l>Und mit holdem Licht an&#x017F;tralet;</l><lb/>
          <l>Wie das Gras der Fru&#x0364;hling mahlet,</l><lb/>
          <l>Eben mit &#x017F;o gru&#x0364;nem Licht</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;llet er uns das Ge&#x017F;icht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="270">
          <l>Es &#x017F;ind von Smaragd die be&#x017F;ten</l><lb/>
          <l>Aus O&#x017F;tindien gebracht,</l><lb/>
          <l>Doch bringt man &#x017F;ie aus dem We&#x017F;ten</l><lb/>
          <l>Auch, jedoch von mindrer Pracht.</l><lb/>
          <l>Man will von Smaragden merken,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ie un&#x017F;er Auge &#x017F;ta&#x0364;rken,</l><lb/>
          <l>Daß beym Bauchfluß ihre Kraft,</l><lb/>
          <l>Wie beym Blutfluß, Hu&#x0364;lfe &#x017F;chafft.</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Der<lb/>
Gra-<lb/>
nat.</note>
        <lg n="271">
          <l>Ferner ko&#x0364;mmet zu betrachten</l><lb/>
          <l>Auch der ro&#x0364;thliche Granat,</l><lb/>
          <l>Der, wenn wir darauf recht achten,</l><lb/>
          <l>Farben, wie ein Feuer, hat.</l><lb/>
          <l>Seine Ro&#x0364;th i&#x017F;t zwar verdunkelt,</l><lb/>
          <l>Dennoch &#x017F;cheinet &#x017F;ie und funkelt,</l><lb/>
          <l>Daß die &#x017F;anfte Lieblichkeit</l><lb/>
          <l>Oefters Aug&#x2019; und Herz erfreut.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Jhrer</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0090] Betrachtungen Wenn wir Diamanten ſehen, Die ſo hell, ſo weiß, ſo rein, Laßt uns unſern Gott erhoͤhen, Weil auch ſie geſchaffen ſeyn Uns zur Luſt, und ihm zu Ehren, Welche beyde zu vermehren Uns aus Liebe Gott gebeut. O der ſuͤßen Schuldigkeit! Laſſet uns nun weiter gehen, Des Smaragden gruͤne Pracht Mit Vergnuͤgen anzuſehen, Deſſen Schein uns recht anlacht Und mit holdem Licht anſtralet; Wie das Gras der Fruͤhling mahlet, Eben mit ſo gruͤnem Licht Fuͤllet er uns das Geſicht. Es ſind von Smaragd die beſten Aus Oſtindien gebracht, Doch bringt man ſie aus dem Weſten Auch, jedoch von mindrer Pracht. Man will von Smaragden merken, Daß ſie unſer Auge ſtaͤrken, Daß beym Bauchfluß ihre Kraft, Wie beym Blutfluß, Huͤlfe ſchafft. Ferner koͤmmet zu betrachten Auch der roͤthliche Granat, Der, wenn wir darauf recht achten, Farben, wie ein Feuer, hat. Seine Roͤth iſt zwar verdunkelt, Dennoch ſcheinet ſie und funkelt, Daß die ſanfte Lieblichkeit Oefters Aug’ und Herz erfreut. Jhrer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/90
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/90>, abgerufen am 21.11.2024.