Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Frauenzimmer willigte in seinen Vorschlag, und
er begab sich sogleich zu ihnen, und erfreute sie durch
diese glückliche Entdeckung. Der Erfolg ihrer Be-
rathschlagungen war, die Madame Catharine, (wie
sie damals noch genannt wurde,) um Rath zu fragen,
auf welche Art man dem Czar die Sache hinterbrin-
gen sollte. Der Oberste nahm also das Geschäft
über sich, und erhielt von der Madame die Antwort,
morgen wieder zu kommen, da sie ihn denn zu seiner
Majestät führen wolle, er aber ihm diese Entdeckung
machen und die versprochene Belohnung fordern sollte.
Er gieng abgeredeter Maßen hin, und erzählte, nach-
dem er war eingeführet worden, den Zufall, durch
welchen er das Frauenzimmer entdeckt habe, und stell-
te die elende Lage, in der er sie gefunden, vor, und
was sie wegen der Zärtlichkeit ihres Geschlechts aus-
gestanden haben müsse, da sie so lange an einem so
schlechten Orte eingesperret gewesen. Der Czar be-
zeugte eine große Reue darüber, daß er die Ursache
zu ihrem Leiden gewesen sey, und versprach es wieder
gut zu machen. Hier sagte Madame Catharine, sie
glaube, der beste Ersatz, den ihr Seine Majestät machen
könne, sey, ihr ein ansehnliches Heirathsgut, und den
Obersten, der das größte Recht dazu habe, da er sie
in Verfolgung seines Wildprets gefangen hätte, zum
Manne zu geben. Der Czar war mit dem Vorschla-
ge der Madame Catharine vollkommen zufrieden, und
gab einem von seinen Lieblingen Befehl, mit dem
Obersten zu gehen, und das Frauenzimmer zurück
zu bringen, da sie denn, zu unaussprechlicher Freude
ihrer Aeltern und Anverwandten, ankam, die alle
um sie getrauert hatten. Der Czar machte alle An-

stalten

Das Frauenzimmer willigte in ſeinen Vorſchlag, und
er begab ſich ſogleich zu ihnen, und erfreute ſie durch
dieſe gluͤckliche Entdeckung. Der Erfolg ihrer Be-
rathſchlagungen war, die Madame Catharine, (wie
ſie damals noch genannt wurde,) um Rath zu fragen,
auf welche Art man dem Czar die Sache hinterbrin-
gen ſollte. Der Oberſte nahm alſo das Geſchaͤft
uͤber ſich, und erhielt von der Madame die Antwort,
morgen wieder zu kommen, da ſie ihn denn zu ſeiner
Majeſtaͤt fuͤhren wolle, er aber ihm dieſe Entdeckung
machen und die verſprochene Belohnung fordern ſollte.
Er gieng abgeredeter Maßen hin, und erzaͤhlte, nach-
dem er war eingefuͤhret worden, den Zufall, durch
welchen er das Frauenzimmer entdeckt habe, und ſtell-
te die elende Lage, in der er ſie gefunden, vor, und
was ſie wegen der Zaͤrtlichkeit ihres Geſchlechts aus-
geſtanden haben muͤſſe, da ſie ſo lange an einem ſo
ſchlechten Orte eingeſperret geweſen. Der Czar be-
zeugte eine große Reue daruͤber, daß er die Urſache
zu ihrem Leiden geweſen ſey, und verſprach es wieder
gut zu machen. Hier ſagte Madame Catharine, ſie
glaube, der beſte Erſatz, den ihr Seine Majeſtaͤt machen
koͤnne, ſey, ihr ein anſehnliches Heirathsgut, und den
Oberſten, der das groͤßte Recht dazu habe, da er ſie
in Verfolgung ſeines Wildprets gefangen haͤtte, zum
Manne zu geben. Der Czar war mit dem Vorſchla-
ge der Madame Catharine vollkommen zufrieden, und
gab einem von ſeinen Lieblingen Befehl, mit dem
Oberſten zu gehen, und das Frauenzimmer zuruͤck
zu bringen, da ſie denn, zu unausſprechlicher Freude
ihrer Aeltern und Anverwandten, ankam, die alle
um ſie getrauert hatten. Der Czar machte alle An-

ſtalten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0118" n="108"/>
Das Frauenzimmer willigte in &#x017F;einen Vor&#x017F;chlag, und<lb/>
er begab &#x017F;ich &#x017F;ogleich zu ihnen, und erfreute &#x017F;ie durch<lb/>
die&#x017F;e glu&#x0364;ckliche Entdeckung. Der Erfolg ihrer Be-<lb/>
rath&#x017F;chlagungen war, die Madame Catharine, (wie<lb/>
&#x017F;ie damals noch genannt wurde,) um Rath zu fragen,<lb/>
auf welche Art man dem Czar die Sache hinterbrin-<lb/>
gen &#x017F;ollte. Der Ober&#x017F;te nahm al&#x017F;o das Ge&#x017F;cha&#x0364;ft<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ich, und erhielt von der Madame die Antwort,<lb/>
morgen wieder zu kommen, da &#x017F;ie ihn denn zu &#x017F;einer<lb/>
Maje&#x017F;ta&#x0364;t fu&#x0364;hren wolle, er aber ihm die&#x017F;e Entdeckung<lb/>
machen und die ver&#x017F;prochene Belohnung fordern &#x017F;ollte.<lb/>
Er gieng abgeredeter Maßen hin, und erza&#x0364;hlte, nach-<lb/>
dem er war eingefu&#x0364;hret worden, den Zufall, durch<lb/>
welchen er das Frauenzimmer entdeckt habe, und &#x017F;tell-<lb/>
te die elende Lage, in der er &#x017F;ie gefunden, vor, und<lb/>
was &#x017F;ie wegen der Za&#x0364;rtlichkeit ihres Ge&#x017F;chlechts aus-<lb/>
ge&#x017F;tanden haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, da &#x017F;ie &#x017F;o lange an einem &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chlechten Orte einge&#x017F;perret gewe&#x017F;en. Der Czar be-<lb/>
zeugte eine große Reue daru&#x0364;ber, daß er die Ur&#x017F;ache<lb/>
zu ihrem Leiden gewe&#x017F;en &#x017F;ey, und ver&#x017F;prach es wieder<lb/>
gut zu machen. Hier &#x017F;agte Madame Catharine, &#x017F;ie<lb/>
glaube, der be&#x017F;te Er&#x017F;atz, den ihr Seine Maje&#x017F;ta&#x0364;t machen<lb/>
ko&#x0364;nne, &#x017F;ey, ihr ein an&#x017F;ehnliches Heirathsgut, und den<lb/>
Ober&#x017F;ten, der das gro&#x0364;ßte Recht dazu habe, da er &#x017F;ie<lb/>
in Verfolgung &#x017F;eines Wildprets gefangen ha&#x0364;tte, zum<lb/>
Manne zu geben. Der Czar war mit dem Vor&#x017F;chla-<lb/>
ge der Madame Catharine vollkommen zufrieden, und<lb/>
gab einem von &#x017F;einen Lieblingen Befehl, mit dem<lb/>
Ober&#x017F;ten zu gehen, und das Frauenzimmer zuru&#x0364;ck<lb/>
zu bringen, da &#x017F;ie denn, zu unaus&#x017F;prechlicher Freude<lb/>
ihrer Aeltern und Anverwandten, ankam, die alle<lb/>
um &#x017F;ie getrauert hatten. Der Czar machte alle An-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;talten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0118] Das Frauenzimmer willigte in ſeinen Vorſchlag, und er begab ſich ſogleich zu ihnen, und erfreute ſie durch dieſe gluͤckliche Entdeckung. Der Erfolg ihrer Be- rathſchlagungen war, die Madame Catharine, (wie ſie damals noch genannt wurde,) um Rath zu fragen, auf welche Art man dem Czar die Sache hinterbrin- gen ſollte. Der Oberſte nahm alſo das Geſchaͤft uͤber ſich, und erhielt von der Madame die Antwort, morgen wieder zu kommen, da ſie ihn denn zu ſeiner Majeſtaͤt fuͤhren wolle, er aber ihm dieſe Entdeckung machen und die verſprochene Belohnung fordern ſollte. Er gieng abgeredeter Maßen hin, und erzaͤhlte, nach- dem er war eingefuͤhret worden, den Zufall, durch welchen er das Frauenzimmer entdeckt habe, und ſtell- te die elende Lage, in der er ſie gefunden, vor, und was ſie wegen der Zaͤrtlichkeit ihres Geſchlechts aus- geſtanden haben muͤſſe, da ſie ſo lange an einem ſo ſchlechten Orte eingeſperret geweſen. Der Czar be- zeugte eine große Reue daruͤber, daß er die Urſache zu ihrem Leiden geweſen ſey, und verſprach es wieder gut zu machen. Hier ſagte Madame Catharine, ſie glaube, der beſte Erſatz, den ihr Seine Majeſtaͤt machen koͤnne, ſey, ihr ein anſehnliches Heirathsgut, und den Oberſten, der das groͤßte Recht dazu habe, da er ſie in Verfolgung ſeines Wildprets gefangen haͤtte, zum Manne zu geben. Der Czar war mit dem Vorſchla- ge der Madame Catharine vollkommen zufrieden, und gab einem von ſeinen Lieblingen Befehl, mit dem Oberſten zu gehen, und das Frauenzimmer zuruͤck zu bringen, da ſie denn, zu unausſprechlicher Freude ihrer Aeltern und Anverwandten, ankam, die alle um ſie getrauert hatten. Der Czar machte alle An- ſtalten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/118
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/118>, abgerufen am 24.11.2024.