Den 17ten May kam ein Gesandter von demEin Usbecki- scher Gesand- ter. Chan der Usbeckischen Tartarn an, der den folgenden Tag vom Czar zur Audienz gelassen wurde. Sein Auftrag bestand in drey Artikeln, erstlich, daß sich der Chan über Seiner Majestät Glück im Kriege, und über den Wachsthum seiner Macht erfreue, und sich seiner Gunst und seinem Schutze empfehle; zwey- tens ersuchte er den Czar, seinem Unterthan, dem Chan der Calmuckischen Tartarn, anzubefehlen, gute Nachbarschaft und Frieden mit ihm zu halten, denn er schien geneigt zu seyn, sich mit den Tartarn, die Un- terthanen von China sind, zu vereinigen, und andere von seinen Nachbarn wider ihn aufzuwiegeln. Zur Erkenntlichkeit dafür erbot sich der Chan von Usbeck, beständig 50000 Mann zum Dienste des Czars be- reit zu halten, die auf seinen Befehl marschiren soll- ten. Drittens bot er, zum Zeichen der Freundschaft des Chans, einen Durchzug für die jährlich nach Chi- na gehenden Caravanen durch seine Länder an, und daß er sich in einen Handlungstractat mit Rußland einlassen wolle, davon Seiner Majestät ein unglaub- licher Vortheil zuwachsen könne, indem die Carava- nen damals mit großer Unbequemlichkeit nach Pecking reisen mußten, und ein ganzes Jahr brauchten, durch ganz Siberien durchzureisen, wo kein gebahnter Weg war, dagegen sie durch seines Herrn Länder auf einer guten Straße in vier Monathen dahin kommen könn- ten. Der Gesandte legte hierauf viele Seide, und an- dere Chinesische und Persische Waaren nebst besondern Pelzen, als ein Geschenke von seinem Herrn, zu des Czars Füßen, sagte, daß er etliche Persianische Pfer- de und andere Thiere in Moskau gelassen habe, und
beklagte,
Den 17ten May kam ein Geſandter von demEin Usbecki- ſcher Geſand- ter. Chan der Usbeckiſchen Tartarn an, der den folgenden Tag vom Czar zur Audienz gelaſſen wurde. Sein Auftrag beſtand in drey Artikeln, erſtlich, daß ſich der Chan uͤber Seiner Majeſtaͤt Gluͤck im Kriege, und uͤber den Wachsthum ſeiner Macht erfreue, und ſich ſeiner Gunſt und ſeinem Schutze empfehle; zwey- tens erſuchte er den Czar, ſeinem Unterthan, dem Chan der Calmuckiſchen Tartarn, anzubefehlen, gute Nachbarſchaft und Frieden mit ihm zu halten, denn er ſchien geneigt zu ſeyn, ſich mit den Tartarn, die Un- terthanen von China ſind, zu vereinigen, und andere von ſeinen Nachbarn wider ihn aufzuwiegeln. Zur Erkenntlichkeit dafuͤr erbot ſich der Chan von Usbeck, beſtaͤndig 50000 Mann zum Dienſte des Czars be- reit zu halten, die auf ſeinen Befehl marſchiren ſoll- ten. Drittens bot er, zum Zeichen der Freundſchaft des Chans, einen Durchzug fuͤr die jaͤhrlich nach Chi- na gehenden Caravanen durch ſeine Laͤnder an, und daß er ſich in einen Handlungstractat mit Rußland einlaſſen wolle, davon Seiner Majeſtaͤt ein unglaub- licher Vortheil zuwachſen koͤnne, indem die Carava- nen damals mit großer Unbequemlichkeit nach Pecking reiſen mußten, und ein ganzes Jahr brauchten, durch ganz Siberien durchzureiſen, wo kein gebahnter Weg war, dagegen ſie durch ſeines Herrn Laͤnder auf einer guten Straße in vier Monathen dahin kommen koͤnn- ten. Der Geſandte legte hierauf viele Seide, und an- dere Chineſiſche und Perſiſche Waaren nebſt beſondern Pelzen, als ein Geſchenke von ſeinem Herrn, zu des Czars Fuͤßen, ſagte, daß er etliche Perſianiſche Pfer- de und andere Thiere in Moskau gelaſſen habe, und
beklagte,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0151"n="141"/><p>Den 17ten May kam ein Geſandter von dem<noteplace="right">Ein Usbecki-<lb/>ſcher Geſand-<lb/>
ter.</note><lb/>
Chan der Usbeckiſchen Tartarn an, der den folgenden<lb/>
Tag vom Czar zur Audienz gelaſſen wurde. Sein<lb/>
Auftrag beſtand in drey Artikeln, erſtlich, daß ſich<lb/>
der Chan uͤber Seiner Majeſtaͤt Gluͤck im Kriege,<lb/>
und uͤber den Wachsthum ſeiner Macht erfreue, und<lb/>ſich ſeiner Gunſt und ſeinem Schutze empfehle; zwey-<lb/>
tens erſuchte er den Czar, ſeinem Unterthan, dem<lb/>
Chan der Calmuckiſchen Tartarn, anzubefehlen, gute<lb/>
Nachbarſchaft und Frieden mit ihm zu halten, denn er<lb/>ſchien geneigt zu ſeyn, ſich mit den Tartarn, die Un-<lb/>
terthanen von China ſind, zu vereinigen, und andere<lb/>
von ſeinen Nachbarn wider ihn aufzuwiegeln. Zur<lb/>
Erkenntlichkeit dafuͤr erbot ſich der Chan von Usbeck,<lb/>
beſtaͤndig 50000 Mann zum Dienſte des Czars be-<lb/>
reit zu halten, die auf ſeinen Befehl marſchiren ſoll-<lb/>
ten. Drittens bot er, zum Zeichen der Freundſchaft<lb/>
des Chans, einen Durchzug fuͤr die jaͤhrlich nach Chi-<lb/>
na gehenden Caravanen durch ſeine Laͤnder an, und<lb/>
daß er ſich in einen Handlungstractat mit Rußland<lb/>
einlaſſen wolle, davon Seiner Majeſtaͤt ein unglaub-<lb/>
licher Vortheil zuwachſen koͤnne, indem die Carava-<lb/>
nen damals mit großer Unbequemlichkeit nach Pecking<lb/>
reiſen mußten, und ein ganzes Jahr brauchten, durch<lb/>
ganz Siberien durchzureiſen, wo kein gebahnter Weg<lb/>
war, dagegen ſie durch ſeines Herrn Laͤnder auf einer<lb/>
guten Straße in vier Monathen dahin kommen koͤnn-<lb/>
ten. Der Geſandte legte hierauf viele Seide, und an-<lb/>
dere Chineſiſche und Perſiſche Waaren nebſt beſondern<lb/>
Pelzen, als ein Geſchenke von ſeinem Herrn, zu des<lb/>
Czars Fuͤßen, ſagte, daß er etliche Perſianiſche Pfer-<lb/>
de und andere Thiere in Moskau gelaſſen habe, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">beklagte,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[141/0151]
Den 17ten May kam ein Geſandter von dem
Chan der Usbeckiſchen Tartarn an, der den folgenden
Tag vom Czar zur Audienz gelaſſen wurde. Sein
Auftrag beſtand in drey Artikeln, erſtlich, daß ſich
der Chan uͤber Seiner Majeſtaͤt Gluͤck im Kriege,
und uͤber den Wachsthum ſeiner Macht erfreue, und
ſich ſeiner Gunſt und ſeinem Schutze empfehle; zwey-
tens erſuchte er den Czar, ſeinem Unterthan, dem
Chan der Calmuckiſchen Tartarn, anzubefehlen, gute
Nachbarſchaft und Frieden mit ihm zu halten, denn er
ſchien geneigt zu ſeyn, ſich mit den Tartarn, die Un-
terthanen von China ſind, zu vereinigen, und andere
von ſeinen Nachbarn wider ihn aufzuwiegeln. Zur
Erkenntlichkeit dafuͤr erbot ſich der Chan von Usbeck,
beſtaͤndig 50000 Mann zum Dienſte des Czars be-
reit zu halten, die auf ſeinen Befehl marſchiren ſoll-
ten. Drittens bot er, zum Zeichen der Freundſchaft
des Chans, einen Durchzug fuͤr die jaͤhrlich nach Chi-
na gehenden Caravanen durch ſeine Laͤnder an, und
daß er ſich in einen Handlungstractat mit Rußland
einlaſſen wolle, davon Seiner Majeſtaͤt ein unglaub-
licher Vortheil zuwachſen koͤnne, indem die Carava-
nen damals mit großer Unbequemlichkeit nach Pecking
reiſen mußten, und ein ganzes Jahr brauchten, durch
ganz Siberien durchzureiſen, wo kein gebahnter Weg
war, dagegen ſie durch ſeines Herrn Laͤnder auf einer
guten Straße in vier Monathen dahin kommen koͤnn-
ten. Der Geſandte legte hierauf viele Seide, und an-
dere Chineſiſche und Perſiſche Waaren nebſt beſondern
Pelzen, als ein Geſchenke von ſeinem Herrn, zu des
Czars Fuͤßen, ſagte, daß er etliche Perſianiſche Pfer-
de und andere Thiere in Moskau gelaſſen habe, und
beklagte,
Ein Usbecki-
ſcher Geſand-
ter.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/151>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.