Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die
Beschaffenheit dieses Dienstes bekannt wurde, und
viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und
dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden.
Dem Sommer-Pallaste gegenüber stehet auf einem
trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die
Gießerey zu Stücken und Mösern, und ein schönes
Haus, welches der General-Feldzeugmeister erbauet
hat. Hier wohnen alle Beamte etc. der Artillerie.
Wegen der schönen Tage und gesunden Luft wohnen
auch alle Verwandte des Kaiserlichen Hauses hier, da
diese Gegend der Stadt der Ueberschwemmung nicht,
wie die andern, ausgesetzt ist. Der Czarowitz und
seine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen
die Prinzessinn Natalia des Kaisers Schwester, die
zwey Kaiserlichen Wittwen des Czars Feodor und
Johannes, nebst einer Menge adelicher Familien.
An dem Ende gegen Morgen aber stehet das Alexan-
der-Newski-Kloster, wo der Erzbischof wohnet.
Das Getümmel, das man in allen Theilen dieser
Stadt sahe, war unbeschreiblich; man sahe und hörte
den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter,
die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder steinerne
oder hölzerne Häuser bauten, Canäle gruben und
Straßen pflasterten. Der Fluß war beständig mit
großen Schiffen angefüllt, die alle Arten von Mate-
rialien, als Ziegelsteine zu Mauern und Dächern und
Steine zum Pflastern, brachten. Es kamen täglich
große Holzflößen zu Erbauung der Schiffe und Häu-
ser den Fluß herunter. Und da jedermann auf diese
oder eine andere Art beschäftiget war, so sahe man
nicht eine einzige müssige Person.

Den

wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die
Beſchaffenheit dieſes Dienſtes bekannt wurde, und
viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und
dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden.
Dem Sommer-Pallaſte gegenuͤber ſtehet auf einem
trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die
Gießerey zu Stuͤcken und Moͤſern, und ein ſchoͤnes
Haus, welches der General-Feldzeugmeiſter erbauet
hat. Hier wohnen alle Beamte ꝛc. der Artillerie.
Wegen der ſchoͤnen Tage und geſunden Luft wohnen
auch alle Verwandte des Kaiſerlichen Hauſes hier, da
dieſe Gegend der Stadt der Ueberſchwemmung nicht,
wie die andern, ausgeſetzt iſt. Der Czarowitz und
ſeine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen
die Prinzeſſinn Natalia des Kaiſers Schweſter, die
zwey Kaiſerlichen Wittwen des Czars Feodor und
Johannes, nebſt einer Menge adelicher Familien.
An dem Ende gegen Morgen aber ſtehet das Alexan-
der-Newſki-Kloſter, wo der Erzbiſchof wohnet.
Das Getuͤmmel, das man in allen Theilen dieſer
Stadt ſahe, war unbeſchreiblich; man ſahe und hoͤrte
den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter,
die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder ſteinerne
oder hoͤlzerne Haͤuſer bauten, Canaͤle gruben und
Straßen pflaſterten. Der Fluß war beſtaͤndig mit
großen Schiffen angefuͤllt, die alle Arten von Mate-
rialien, als Ziegelſteine zu Mauern und Daͤchern und
Steine zum Pflaſtern, brachten. Es kamen taͤglich
große Holzfloͤßen zu Erbauung der Schiffe und Haͤu-
ſer den Fluß herunter. Und da jedermann auf dieſe
oder eine andere Art beſchaͤftiget war, ſo ſahe man
nicht eine einzige muͤſſige Perſon.

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="140"/>
wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit die&#x017F;es Dien&#x017F;tes bekannt wurde, und<lb/>
viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und<lb/>
dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden.<lb/>
Dem Sommer-Palla&#x017F;te gegenu&#x0364;ber &#x017F;tehet auf einem<lb/>
trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die<lb/>
Gießerey zu Stu&#x0364;cken und Mo&#x0364;&#x017F;ern, und ein &#x017F;cho&#x0364;nes<lb/>
Haus, welches der General-Feldzeugmei&#x017F;ter erbauet<lb/>
hat. Hier wohnen alle Beamte &#xA75B;c. der Artillerie.<lb/>
Wegen der &#x017F;cho&#x0364;nen Tage und ge&#x017F;unden Luft wohnen<lb/>
auch alle Verwandte des Kai&#x017F;erlichen Hau&#x017F;es hier, da<lb/>
die&#x017F;e Gegend der Stadt der Ueber&#x017F;chwemmung nicht,<lb/>
wie die andern, ausge&#x017F;etzt i&#x017F;t. Der Czarowitz und<lb/>
&#x017F;eine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen<lb/>
die Prinze&#x017F;&#x017F;inn Natalia des Kai&#x017F;ers Schwe&#x017F;ter, die<lb/>
zwey Kai&#x017F;erlichen Wittwen des Czars Feodor und<lb/>
Johannes, neb&#x017F;t einer Menge adelicher Familien.<lb/>
An dem Ende gegen Morgen aber &#x017F;tehet das Alexan-<lb/>
der-New&#x017F;ki-Klo&#x017F;ter, wo der Erzbi&#x017F;chof wohnet.<lb/>
Das Getu&#x0364;mmel, das man in allen Theilen die&#x017F;er<lb/>
Stadt &#x017F;ahe, war unbe&#x017F;chreiblich; man &#x017F;ahe und ho&#x0364;rte<lb/>
den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter,<lb/>
die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder &#x017F;teinerne<lb/>
oder ho&#x0364;lzerne Ha&#x0364;u&#x017F;er bauten, Cana&#x0364;le gruben und<lb/>
Straßen pfla&#x017F;terten. Der Fluß war be&#x017F;ta&#x0364;ndig mit<lb/>
großen Schiffen angefu&#x0364;llt, die alle Arten von Mate-<lb/>
rialien, als Ziegel&#x017F;teine zu Mauern und Da&#x0364;chern und<lb/>
Steine zum Pfla&#x017F;tern, brachten. Es kamen ta&#x0364;glich<lb/>
große Holzflo&#x0364;ßen zu Erbauung der Schiffe und Ha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er den Fluß herunter. Und da jedermann auf die&#x017F;e<lb/>
oder eine andere Art be&#x017F;cha&#x0364;ftiget war, &#x017F;o &#x017F;ahe man<lb/>
nicht eine einzige mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Per&#x017F;on.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140/0150] wodurch dem jungen Adel und andern Vornehmen die Beſchaffenheit dieſes Dienſtes bekannt wurde, und viele andere die Handgriffe der Seeleute lernten, und dadurch bey einer Flotte brauchbar gemacht wurden. Dem Sommer-Pallaſte gegenuͤber ſtehet auf einem trocknen erhabenen Boden, das große Zeughaus, die Gießerey zu Stuͤcken und Moͤſern, und ein ſchoͤnes Haus, welches der General-Feldzeugmeiſter erbauet hat. Hier wohnen alle Beamte ꝛc. der Artillerie. Wegen der ſchoͤnen Tage und geſunden Luft wohnen auch alle Verwandte des Kaiſerlichen Hauſes hier, da dieſe Gegend der Stadt der Ueberſchwemmung nicht, wie die andern, ausgeſetzt iſt. Der Czarowitz und ſeine Gemahlinn haben ihren Hof hier, desgleichen die Prinzeſſinn Natalia des Kaiſers Schweſter, die zwey Kaiſerlichen Wittwen des Czars Feodor und Johannes, nebſt einer Menge adelicher Familien. An dem Ende gegen Morgen aber ſtehet das Alexan- der-Newſki-Kloſter, wo der Erzbiſchof wohnet. Das Getuͤmmel, das man in allen Theilen dieſer Stadt ſahe, war unbeſchreiblich; man ſahe und hoͤrte den ganzen Tag nichts als Kaufleute und Arbeiter, die entweder ihre Schiffe und Galeeren, oder ſteinerne oder hoͤlzerne Haͤuſer bauten, Canaͤle gruben und Straßen pflaſterten. Der Fluß war beſtaͤndig mit großen Schiffen angefuͤllt, die alle Arten von Mate- rialien, als Ziegelſteine zu Mauern und Daͤchern und Steine zum Pflaſtern, brachten. Es kamen taͤglich große Holzfloͤßen zu Erbauung der Schiffe und Haͤu- ſer den Fluß herunter. Und da jedermann auf dieſe oder eine andere Art beſchaͤftiget war, ſo ſahe man nicht eine einzige muͤſſige Perſon. Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/150
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/150>, abgerufen am 24.11.2024.