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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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schen konnte, ehe die ganze Gesellschaft aufbrach, wel-
ches selten vor dem andern Morgen geschah. Kut-Der Czar
verschenkt
Fahrzeuge.

schen oder ander Fuhrwerk mit Rädern kann in dieser
Stadt wenig gebraucht werden, da sie ganz von Flüs-
sen oder Canälen umringt ist, über die keine Brücken
gehen, so daß jedermann zu Wasser fahren muß. Die-
se Unbequemlichkeit zu erleichtern, schenkte der Czar je-
dem vom ersten Range eine Jacht, einen Büyer,
welches ein Both mit Seegeln ist, und nach Holländi-
scher Art eine große Cajüte in der Mitte hat, eine
Barke mit 10 oder 12 Rudern, und ein kleines Both
mit 2 oder 4 Rudern; denen vom zweyten Range
einen Büyer und ein kleines Both, und denen vom
niedrigern Range nur ein kleines Both. Jeder muß-
te sein Fahrzeug im baulichen Stande erhalten, und es
auf seine Kosten wieder bauen lassen, wenn dieses
nicht mehr zu brauchen war. Dieses war zugleich
ein politisches Geschenk, denn es war ein Tag in der
Woche zur Musterung aller dieser Fahrzeuge bestimmt,
wie es dem Czar gefiel, und das Zeichen dazu wurde
von der Festung gegeben. Wenn sie ruderten, so ge-
schah es auf dem breiten Flusse, in den kleinern Fahr-
zeugen, welches ein schönes Ansehen gab, und das
Vergnügen wurde durch die Gesellschaften von Mu-
sikanten vergrößert. Die meisten von ersten Range
hatten ihre eigenen Musikanten. Wenn das Zeichen
nach Cronstadt zu segeln gegeben wurde, so giengen
alle Jachten und Büyers in 3 Escadrons ab; auf die-
sem Zuge wurden ihnen die verschiedenen Uebungen
einer Kriegsflotte durch Zeichen gewiesen, als das
Ausspannen und Einziehen der Segel, das Lavieren,
eine Linie zum Treffen zu formiren, das Ankern etc.

wodurch

ſchen konnte, ehe die ganze Geſellſchaft aufbrach, wel-
ches ſelten vor dem andern Morgen geſchah. Kut-Der Czar
verſchenkt
Fahrzeuge.

ſchen oder ander Fuhrwerk mit Raͤdern kann in dieſer
Stadt wenig gebraucht werden, da ſie ganz von Fluͤſ-
ſen oder Canaͤlen umringt iſt, uͤber die keine Bruͤcken
gehen, ſo daß jedermann zu Waſſer fahren muß. Die-
ſe Unbequemlichkeit zu erleichtern, ſchenkte der Czar je-
dem vom erſten Range eine Jacht, einen Buͤyer,
welches ein Both mit Seegeln iſt, und nach Hollaͤndi-
ſcher Art eine große Cajuͤte in der Mitte hat, eine
Barke mit 10 oder 12 Rudern, und ein kleines Both
mit 2 oder 4 Rudern; denen vom zweyten Range
einen Buͤyer und ein kleines Both, und denen vom
niedrigern Range nur ein kleines Both. Jeder muß-
te ſein Fahrzeug im baulichen Stande erhalten, und es
auf ſeine Koſten wieder bauen laſſen, wenn dieſes
nicht mehr zu brauchen war. Dieſes war zugleich
ein politiſches Geſchenk, denn es war ein Tag in der
Woche zur Muſterung aller dieſer Fahrzeuge beſtimmt,
wie es dem Czar gefiel, und das Zeichen dazu wurde
von der Feſtung gegeben. Wenn ſie ruderten, ſo ge-
ſchah es auf dem breiten Fluſſe, in den kleinern Fahr-
zeugen, welches ein ſchoͤnes Anſehen gab, und das
Vergnuͤgen wurde durch die Geſellſchaften von Mu-
ſikanten vergroͤßert. Die meiſten von erſten Range
hatten ihre eigenen Muſikanten. Wenn das Zeichen
nach Cronſtadt zu ſegeln gegeben wurde, ſo giengen
alle Jachten und Buͤyers in 3 Escadrons ab; auf die-
ſem Zuge wurden ihnen die verſchiedenen Uebungen
einer Kriegsflotte durch Zeichen gewieſen, als das
Ausſpannen und Einziehen der Segel, das Lavieren,
eine Linie zum Treffen zu formiren, das Ankern ꝛc.

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[139/0149] ſchen konnte, ehe die ganze Geſellſchaft aufbrach, wel- ches ſelten vor dem andern Morgen geſchah. Kut- ſchen oder ander Fuhrwerk mit Raͤdern kann in dieſer Stadt wenig gebraucht werden, da ſie ganz von Fluͤſ- ſen oder Canaͤlen umringt iſt, uͤber die keine Bruͤcken gehen, ſo daß jedermann zu Waſſer fahren muß. Die- ſe Unbequemlichkeit zu erleichtern, ſchenkte der Czar je- dem vom erſten Range eine Jacht, einen Buͤyer, welches ein Both mit Seegeln iſt, und nach Hollaͤndi- ſcher Art eine große Cajuͤte in der Mitte hat, eine Barke mit 10 oder 12 Rudern, und ein kleines Both mit 2 oder 4 Rudern; denen vom zweyten Range einen Buͤyer und ein kleines Both, und denen vom niedrigern Range nur ein kleines Both. Jeder muß- te ſein Fahrzeug im baulichen Stande erhalten, und es auf ſeine Koſten wieder bauen laſſen, wenn dieſes nicht mehr zu brauchen war. Dieſes war zugleich ein politiſches Geſchenk, denn es war ein Tag in der Woche zur Muſterung aller dieſer Fahrzeuge beſtimmt, wie es dem Czar gefiel, und das Zeichen dazu wurde von der Feſtung gegeben. Wenn ſie ruderten, ſo ge- ſchah es auf dem breiten Fluſſe, in den kleinern Fahr- zeugen, welches ein ſchoͤnes Anſehen gab, und das Vergnuͤgen wurde durch die Geſellſchaften von Mu- ſikanten vergroͤßert. Die meiſten von erſten Range hatten ihre eigenen Muſikanten. Wenn das Zeichen nach Cronſtadt zu ſegeln gegeben wurde, ſo giengen alle Jachten und Buͤyers in 3 Escadrons ab; auf die- ſem Zuge wurden ihnen die verſchiedenen Uebungen einer Kriegsflotte durch Zeichen gewieſen, als das Ausſpannen und Einziehen der Segel, das Lavieren, eine Linie zum Treffen zu formiren, das Ankern ꝛc. wodurch Der Czar verſchenkt Fahrzeuge.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/149>, abgerufen am 24.11.2024.