stehet, ward mitten im Winter nebst einrr großen Menge Erde an ihren Wurzeln ausgegraben, hieher gebracht, und in diese Ordnung gesetzt, wo sie zu aller Erstaunen, die sie sahen, blüheten. Jm Park wur- de ein Haus gebauet, worinn sich alle Arten mathe- matischer Jnstrumente befinden, wie auch der berühm- te Gothorpsche Globus, den Tycho de Brahe erfun- den, worinn 12 Personen an einer Tafel sitzen, und das Gestirne am Himmel beobachten können, wie es sich um seine Achse drehet. Jn dem Garten war ein langer Gang, oder Saal, worinn sich der Czar alle Tage von 11 bis 12 Uhr des Vormittags aufhielt, da jedermann freyen Zutritt hatte, und er die Bitt- schriften von allen Ständen seiner Unterthanen an- nahm. Nach diesem war es Niemanden, außer in sehr wichtigen Angelegenheiten, erlaubt, zu ihm zu Des Czars Tafel.kommen. Er speiste gemeiniglich um 12 Uhr, und nur mit seiner Familie. Es wurde nur ein einziges Gerichte auf einmal aufgesetzt, und um dieses warm zu haben, speiste er in einem Zimmer, daran die Küche stieß, aus welcher es der Koch zu einem Fenster her- ein gab. Um 1 Uhr legte er sich nieder und schlief eine Stunde; den Nachmittag und den Abend brachte er bis 10 Uhr bey diesem oder jenem Vergnügen zu, gieng hernach zu Bette, und stand des Morgens im Sommer und Winter um 4 Uhr auf.
Seine Lust- barkeiten.
An den Festtagen erfand er alle Arten von Ver- gnügen, und hatte sehr oft Gesellschaft auf seinem langen Saale in dem Garten; und da dieser mit Wasser umgeben ist, so kamen die Gäste in ihren Bo- then, die, wenn die Gesellschaft ausgestiegen war, in dem Hafen bewacht wurden, damit niemand entwi-
schen
ſtehet, ward mitten im Winter nebſt einrr großen Menge Erde an ihren Wurzeln ausgegraben, hieher gebracht, und in dieſe Ordnung geſetzt, wo ſie zu aller Erſtaunen, die ſie ſahen, bluͤheten. Jm Park wur- de ein Haus gebauet, worinn ſich alle Arten mathe- matiſcher Jnſtrumente befinden, wie auch der beruͤhm- te Gothorpſche Globus, den Tycho de Brahe erfun- den, worinn 12 Perſonen an einer Tafel ſitzen, und das Geſtirne am Himmel beobachten koͤnnen, wie es ſich um ſeine Achſe drehet. Jn dem Garten war ein langer Gang, oder Saal, worinn ſich der Czar alle Tage von 11 bis 12 Uhr des Vormittags aufhielt, da jedermann freyen Zutritt hatte, und er die Bitt- ſchriften von allen Staͤnden ſeiner Unterthanen an- nahm. Nach dieſem war es Niemanden, außer in ſehr wichtigen Angelegenheiten, erlaubt, zu ihm zu Des Czars Tafel.kommen. Er ſpeiſte gemeiniglich um 12 Uhr, und nur mit ſeiner Familie. Es wurde nur ein einziges Gerichte auf einmal aufgeſetzt, und um dieſes warm zu haben, ſpeiſte er in einem Zimmer, daran die Kuͤche ſtieß, aus welcher es der Koch zu einem Fenſter her- ein gab. Um 1 Uhr legte er ſich nieder und ſchlief eine Stunde; den Nachmittag und den Abend brachte er bis 10 Uhr bey dieſem oder jenem Vergnuͤgen zu, gieng hernach zu Bette, und ſtand des Morgens im Sommer und Winter um 4 Uhr auf.
Seine Luſt- barkeiten.
An den Feſttagen erfand er alle Arten von Ver- gnuͤgen, und hatte ſehr oft Geſellſchaft auf ſeinem langen Saale in dem Garten; und da dieſer mit Waſſer umgeben iſt, ſo kamen die Gaͤſte in ihren Bo- then, die, wenn die Geſellſchaft ausgeſtiegen war, in dem Hafen bewacht wurden, damit niemand entwi-
ſchen
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ſtehet, ward mitten im Winter nebſt einrr großen
Menge Erde an ihren Wurzeln ausgegraben, hieher
gebracht, und in dieſe Ordnung geſetzt, wo ſie zu aller
Erſtaunen, die ſie ſahen, bluͤheten. Jm Park wur-
de ein Haus gebauet, worinn ſich alle Arten mathe-
matiſcher Jnſtrumente befinden, wie auch der beruͤhm-
te Gothorpſche Globus, den Tycho de Brahe erfun-
den, worinn 12 Perſonen an einer Tafel ſitzen, und
das Geſtirne am Himmel beobachten koͤnnen, wie es
ſich um ſeine Achſe drehet. Jn dem Garten war ein
langer Gang, oder Saal, worinn ſich der Czar alle
Tage von 11 bis 12 Uhr des Vormittags aufhielt,
da jedermann freyen Zutritt hatte, und er die Bitt-
ſchriften von allen Staͤnden ſeiner Unterthanen an-
nahm. Nach dieſem war es Niemanden, außer in
ſehr wichtigen Angelegenheiten, erlaubt, zu ihm zu
kommen. Er ſpeiſte gemeiniglich um 12 Uhr, und
nur mit ſeiner Familie. Es wurde nur ein einziges
Gerichte auf einmal aufgeſetzt, und um dieſes warm
zu haben, ſpeiſte er in einem Zimmer, daran die Kuͤche
ſtieß, aus welcher es der Koch zu einem Fenſter her-
ein gab. Um 1 Uhr legte er ſich nieder und ſchlief
eine Stunde; den Nachmittag und den Abend brachte
er bis 10 Uhr bey dieſem oder jenem Vergnuͤgen zu,
gieng hernach zu Bette, und ſtand des Morgens im
Sommer und Winter um 4 Uhr auf.
Des Czars
Tafel.
An den Feſttagen erfand er alle Arten von Ver-
gnuͤgen, und hatte ſehr oft Geſellſchaft auf ſeinem
langen Saale in dem Garten; und da dieſer mit
Waſſer umgeben iſt, ſo kamen die Gaͤſte in ihren Bo-
then, die, wenn die Geſellſchaft ausgeſtiegen war, in
dem Hafen bewacht wurden, damit niemand entwi-
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/148>, abgerufen am 24.11.2024.
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