Von da gieng er nach Petershof, ein ihm gehöriges Landhaus, und alsdenn nach Catharinenhof, ein der Czarinn zugehöriger Pallast; in beyden wurde die Gesellschaft mit kaiserlicher Pracht tractiret. Der Kaiser kehrte nunmehr wieder nach Cronslot zurück, um mit der Flotte zur See zu gehen, und die Kaise- rinn und die übrige Gesellschaft gieng nach Peters- burg. Von Oranienbaum nach Petersburg gehet das Land vom Ufer an etwas aufwärts, und ist mit Landhäusern der Großen angefüllt, die ohngefähr eine halbe Meile von einander entfernt liegen, welches von der See einen schönen Prospect giebt.
Den 29sten Junii, nahm der Gouverneur von Wyburg, in Finland, Nyslot, die Hauptfestung in der Provinz Savalaxia weg, und machte die Be- satzung zu Kriegsgefangenen.
Die Kaiserliche Prinzessinn, Gemahlinn desGeburt der Großher- zoginn. Czarowitz, kam den 23sten Julii mit einer Prinzes- sinn nieder, die Natalia getauft und ihr der Titel Großherzoginn gegeben wurde. Der Czarowitz hatte sich damals, unter dem Vorwand einer Unpäß- lichkeit, mit seiner Finländischen Maitresse nach Carlsbad begeben, eigentlich aber bloß deswegen, um bey der Entbindung seiner liebenswürdigen, aber un- glücklichen Gemahlinn nicht zugegen zu seyn. Jn diesem unangenehmen Zustande hatte sie bloß die Prin- zessinn von Ost-Friesland, eine von ihren Anver- wandten, bey sich. Der Czar, den ihr Unglück rühr- te, behandelte sie mit der größten Hochachtung, gab ihr einen prächtigen Hofstaat, und schonte keine Ko- sten, ihn zu vergrößern, stellte auch öfters Bälle und Versammlungen in ihrem Hause an, um ihr ein Ver-
gnügen
K
Von da gieng er nach Petershof, ein ihm gehoͤriges Landhaus, und alsdenn nach Catharinenhof, ein der Czarinn zugehoͤriger Pallaſt; in beyden wurde die Geſellſchaft mit kaiſerlicher Pracht tractiret. Der Kaiſer kehrte nunmehr wieder nach Cronſlot zuruͤck, um mit der Flotte zur See zu gehen, und die Kaiſe- rinn und die uͤbrige Geſellſchaft gieng nach Peters- burg. Von Oranienbaum nach Petersburg gehet das Land vom Ufer an etwas aufwaͤrts, und iſt mit Landhaͤuſern der Großen angefuͤllt, die ohngefaͤhr eine halbe Meile von einander entfernt liegen, welches von der See einen ſchoͤnen Proſpect giebt.
Den 29ſten Junii, nahm der Gouverneur von Wyburg, in Finland, Nyslot, die Hauptfeſtung in der Provinz Savalaxia weg, und machte die Be- ſatzung zu Kriegsgefangenen.
Die Kaiſerliche Prinzeſſinn, Gemahlinn desGeburt der Großher- zoginn. Czarowitz, kam den 23ſten Julii mit einer Prinzeſ- ſinn nieder, die Natalia getauft und ihr der Titel Großherzoginn gegeben wurde. Der Czarowitz hatte ſich damals, unter dem Vorwand einer Unpaͤß- lichkeit, mit ſeiner Finlaͤndiſchen Maitreſſe nach Carlsbad begeben, eigentlich aber bloß deswegen, um bey der Entbindung ſeiner liebenswuͤrdigen, aber un- gluͤcklichen Gemahlinn nicht zugegen zu ſeyn. Jn dieſem unangenehmen Zuſtande hatte ſie bloß die Prin- zeſſinn von Oſt-Friesland, eine von ihren Anver- wandten, bey ſich. Der Czar, den ihr Ungluͤck ruͤhr- te, behandelte ſie mit der groͤßten Hochachtung, gab ihr einen praͤchtigen Hofſtaat, und ſchonte keine Ko- ſten, ihn zu vergroͤßern, ſtellte auch oͤfters Baͤlle und Verſammlungen in ihrem Hauſe an, um ihr ein Ver-
gnuͤgen
K
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0155"n="145"/>
Von da gieng er nach Petershof, ein ihm gehoͤriges<lb/>
Landhaus, und alsdenn nach Catharinenhof, ein der<lb/>
Czarinn zugehoͤriger Pallaſt; in beyden wurde die<lb/>
Geſellſchaft mit kaiſerlicher Pracht tractiret. Der<lb/>
Kaiſer kehrte nunmehr wieder nach Cronſlot zuruͤck,<lb/>
um mit der Flotte zur See zu gehen, und die Kaiſe-<lb/>
rinn und die uͤbrige Geſellſchaft gieng nach Peters-<lb/>
burg. Von Oranienbaum nach Petersburg gehet<lb/>
das Land vom Ufer an etwas aufwaͤrts, und iſt mit<lb/>
Landhaͤuſern der Großen angefuͤllt, die ohngefaͤhr eine<lb/>
halbe Meile von einander entfernt liegen, welches von<lb/>
der See einen ſchoͤnen Proſpect giebt.</p><lb/><p>Den 29ſten Junii, nahm der Gouverneur von<lb/>
Wyburg, in Finland, Nyslot, die Hauptfeſtung<lb/>
in der Provinz Savalaxia weg, und machte die Be-<lb/>ſatzung zu Kriegsgefangenen.</p><lb/><p>Die Kaiſerliche Prinzeſſinn, Gemahlinn des<noteplace="right">Geburt der<lb/>
Großher-<lb/>
zoginn.</note><lb/>
Czarowitz, kam den 23ſten Julii mit einer Prinzeſ-<lb/>ſinn nieder, die Natalia getauft und ihr der Titel<lb/>
Großherzoginn gegeben wurde. Der Czarowitz<lb/>
hatte ſich damals, unter dem Vorwand einer Unpaͤß-<lb/>
lichkeit, mit ſeiner Finlaͤndiſchen Maitreſſe nach<lb/>
Carlsbad begeben, eigentlich aber bloß deswegen, um<lb/>
bey der Entbindung ſeiner liebenswuͤrdigen, aber un-<lb/>
gluͤcklichen Gemahlinn nicht zugegen zu ſeyn. Jn<lb/>
dieſem unangenehmen Zuſtande hatte ſie bloß die Prin-<lb/>
zeſſinn von Oſt-Friesland, eine von ihren Anver-<lb/>
wandten, bey ſich. Der Czar, den ihr Ungluͤck ruͤhr-<lb/>
te, behandelte ſie mit der groͤßten Hochachtung, gab<lb/>
ihr einen praͤchtigen Hofſtaat, und ſchonte keine Ko-<lb/>ſten, ihn zu vergroͤßern, ſtellte auch oͤfters Baͤlle und<lb/>
Verſammlungen in ihrem Hauſe an, um ihr ein Ver-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K</fw><fwplace="bottom"type="catch">gnuͤgen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[145/0155]
Von da gieng er nach Petershof, ein ihm gehoͤriges
Landhaus, und alsdenn nach Catharinenhof, ein der
Czarinn zugehoͤriger Pallaſt; in beyden wurde die
Geſellſchaft mit kaiſerlicher Pracht tractiret. Der
Kaiſer kehrte nunmehr wieder nach Cronſlot zuruͤck,
um mit der Flotte zur See zu gehen, und die Kaiſe-
rinn und die uͤbrige Geſellſchaft gieng nach Peters-
burg. Von Oranienbaum nach Petersburg gehet
das Land vom Ufer an etwas aufwaͤrts, und iſt mit
Landhaͤuſern der Großen angefuͤllt, die ohngefaͤhr eine
halbe Meile von einander entfernt liegen, welches von
der See einen ſchoͤnen Proſpect giebt.
Den 29ſten Junii, nahm der Gouverneur von
Wyburg, in Finland, Nyslot, die Hauptfeſtung
in der Provinz Savalaxia weg, und machte die Be-
ſatzung zu Kriegsgefangenen.
Die Kaiſerliche Prinzeſſinn, Gemahlinn des
Czarowitz, kam den 23ſten Julii mit einer Prinzeſ-
ſinn nieder, die Natalia getauft und ihr der Titel
Großherzoginn gegeben wurde. Der Czarowitz
hatte ſich damals, unter dem Vorwand einer Unpaͤß-
lichkeit, mit ſeiner Finlaͤndiſchen Maitreſſe nach
Carlsbad begeben, eigentlich aber bloß deswegen, um
bey der Entbindung ſeiner liebenswuͤrdigen, aber un-
gluͤcklichen Gemahlinn nicht zugegen zu ſeyn. Jn
dieſem unangenehmen Zuſtande hatte ſie bloß die Prin-
zeſſinn von Oſt-Friesland, eine von ihren Anver-
wandten, bey ſich. Der Czar, den ihr Ungluͤck ruͤhr-
te, behandelte ſie mit der groͤßten Hochachtung, gab
ihr einen praͤchtigen Hofſtaat, und ſchonte keine Ko-
ſten, ihn zu vergroͤßern, ſtellte auch oͤfters Baͤlle und
Verſammlungen in ihrem Hauſe an, um ihr ein Ver-
gnuͤgen
Geburt der
Großher-
zoginn.
K
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/155>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.