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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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Vorne auf dem Schlitten war anstatt des Kutschers
ein großer Bock mit großen Hörnern, und hinten statt
des Bedienten ein Ziegenbock. Hinter diesem folgte
eine Menge Schlitten, deren jeder von vier andern
Thieren, als Böcken, Ziegen, Rehen, Ochsen, Bä-
ren, Hunden, Wölfen, Schweinen und Eseln gezo-
gen wurden. Alsdann kamen viele Schlitten, jeder
mit sechs Pferden, auf welchen sich die Gesellschaft
befand. Die Schlitten waren lang, und hatten in
der Mitte eine lange mit Haaren ausgestopfte und
mit Tuch beschlagene Bank, so daß in jedem Schlit-
ten 20 Personen wie auf einem Pferde hinter einander
saßen. Als die Procession ihren Anfang nahm,
wurden alle Glocken in der Stadt geläutet, und alle
Trommeln in der Festung, darauf sie zugieng, wur-
den auf den Wällen gerühret. Die verschiedenen
Thiere wurden gezwungen, zu schreyen; die ganze
Gesellschaft spielte oder rumpelte auf ihren verschiede-
nen Jnstrumenten, und machte einen unbeschreibli-
chen verwirrten Lärm. Der Czar und seine drey Ge-
sellschafter, der Fürst Menzikof, und die Grafen Apra-
xin und Bruce, waren wie Friesländische Bauern ge-
kleidet, jeder mit einer Trommel. Aus der Kirche
gieng die Procession in den Pallast zurück, wo die
ganze Gesellschaft bis um Mitternacht bewirthet wur-
de, und alsdann gieng die Procession mit Fackeln in
das Haus der Braut, das verheirathete Paar zu Bet-
te zu bringen.

Dieses Carneval dauerte zehn Tage. Die Ge-
sellschaft gieng täglich von einem Hause zum andern,
wo immer Tafeln mit kalten Speisen besetzt standen;
überall wurde so vieles starke Getränk gegeben, daß

während

Vorne auf dem Schlitten war anſtatt des Kutſchers
ein großer Bock mit großen Hoͤrnern, und hinten ſtatt
des Bedienten ein Ziegenbock. Hinter dieſem folgte
eine Menge Schlitten, deren jeder von vier andern
Thieren, als Boͤcken, Ziegen, Rehen, Ochſen, Baͤ-
ren, Hunden, Woͤlfen, Schweinen und Eſeln gezo-
gen wurden. Alsdann kamen viele Schlitten, jeder
mit ſechs Pferden, auf welchen ſich die Geſellſchaft
befand. Die Schlitten waren lang, und hatten in
der Mitte eine lange mit Haaren ausgeſtopfte und
mit Tuch beſchlagene Bank, ſo daß in jedem Schlit-
ten 20 Perſonen wie auf einem Pferde hinter einander
ſaßen. Als die Proceſſion ihren Anfang nahm,
wurden alle Glocken in der Stadt gelaͤutet, und alle
Trommeln in der Feſtung, darauf ſie zugieng, wur-
den auf den Waͤllen geruͤhret. Die verſchiedenen
Thiere wurden gezwungen, zu ſchreyen; die ganze
Geſellſchaft ſpielte oder rumpelte auf ihren verſchiede-
nen Jnſtrumenten, und machte einen unbeſchreibli-
chen verwirrten Laͤrm. Der Czar und ſeine drey Ge-
ſellſchafter, der Fuͤrſt Menzikof, und die Grafen Apra-
xin und Bruce, waren wie Frieslaͤndiſche Bauern ge-
kleidet, jeder mit einer Trommel. Aus der Kirche
gieng die Proceſſion in den Pallaſt zuruͤck, wo die
ganze Geſellſchaft bis um Mitternacht bewirthet wur-
de, und alsdann gieng die Proceſſion mit Fackeln in
das Haus der Braut, das verheirathete Paar zu Bet-
te zu bringen.

Dieſes Carneval dauerte zehn Tage. Die Ge-
ſellſchaft gieng taͤglich von einem Hauſe zum andern,
wo immer Tafeln mit kalten Speiſen beſetzt ſtanden;
uͤberall wurde ſo vieles ſtarke Getraͤnk gegeben, daß

waͤhrend
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[174/0184] Vorne auf dem Schlitten war anſtatt des Kutſchers ein großer Bock mit großen Hoͤrnern, und hinten ſtatt des Bedienten ein Ziegenbock. Hinter dieſem folgte eine Menge Schlitten, deren jeder von vier andern Thieren, als Boͤcken, Ziegen, Rehen, Ochſen, Baͤ- ren, Hunden, Woͤlfen, Schweinen und Eſeln gezo- gen wurden. Alsdann kamen viele Schlitten, jeder mit ſechs Pferden, auf welchen ſich die Geſellſchaft befand. Die Schlitten waren lang, und hatten in der Mitte eine lange mit Haaren ausgeſtopfte und mit Tuch beſchlagene Bank, ſo daß in jedem Schlit- ten 20 Perſonen wie auf einem Pferde hinter einander ſaßen. Als die Proceſſion ihren Anfang nahm, wurden alle Glocken in der Stadt gelaͤutet, und alle Trommeln in der Feſtung, darauf ſie zugieng, wur- den auf den Waͤllen geruͤhret. Die verſchiedenen Thiere wurden gezwungen, zu ſchreyen; die ganze Geſellſchaft ſpielte oder rumpelte auf ihren verſchiede- nen Jnſtrumenten, und machte einen unbeſchreibli- chen verwirrten Laͤrm. Der Czar und ſeine drey Ge- ſellſchafter, der Fuͤrſt Menzikof, und die Grafen Apra- xin und Bruce, waren wie Frieslaͤndiſche Bauern ge- kleidet, jeder mit einer Trommel. Aus der Kirche gieng die Proceſſion in den Pallaſt zuruͤck, wo die ganze Geſellſchaft bis um Mitternacht bewirthet wur- de, und alsdann gieng die Proceſſion mit Fackeln in das Haus der Braut, das verheirathete Paar zu Bet- te zu bringen. Dieſes Carneval dauerte zehn Tage. Die Ge- ſellſchaft gieng taͤglich von einem Hauſe zum andern, wo immer Tafeln mit kalten Speiſen beſetzt ſtanden; uͤberall wurde ſo vieles ſtarke Getraͤnk gegeben, daß waͤhrend

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/184>, abgerufen am 21.11.2024.