Größe gesehen habe, und hatte einen großen Gefallen an ihnen. Als ich meinen Auftrag verrichtet hatte, begab ich mich weg, und der Feldmarschall gab mir den folgenden Tag eine Börse mit 200 Stück Duca- ten. Die Entfernung von Petersburg bis Berlin ist 1210 Russische Werste, oder 807 Englische Meilen.
Da viele von meinen Verwandten, von welchen ich zehn Jahre abwesend gewesen war, in und um Berlin herum wohnten, so brachte ich drey Monate sehr angenehm bey ihnen zu. Sie wollten mich über- reden, die Russischen Dienste zu verlassen und in Preussische zu treten, weil sie glaubten, daß ich dieses jetzt leicht erlangen könnte, da ich dem Könige das angenehmste Geschenk, das er nur bekommen könnte, überbracht hätte. Meine Freunde fragten den Feld- marschall und den General Gersdorf deswegen um Rath, die beyde der Meynung waren, daß es jetzt leicht geschehen könne, wenn ich von den Russischen Diensten loskommen könnte. Jndem nun meine Verwandten sich alle Mühe gaben diese Veränderung zu Stande zu bringen, bekam ich einen Expressen von dem Feldmarschall, Grafen Tscheremetof, mit dem Befehl, mich sogleich nach Rostock in Mecklenburg zu ihm zu verfügen, und mit ihm als Adjutant nach Dännemark zu gehen, indem er damals niemanden hatte, der diese Sprache verstund. Jch reisete hier- auf sogleich von Berlin ab und kam den 24sten Au- gust nach Rostock. Der Marschall gieng den folgen- den Tag nach Warnemünde, wo unsere Truppen ein- geschifft wurden.
Der
Groͤße geſehen habe, und hatte einen großen Gefallen an ihnen. Als ich meinen Auftrag verrichtet hatte, begab ich mich weg, und der Feldmarſchall gab mir den folgenden Tag eine Boͤrſe mit 200 Stuͤck Duca- ten. Die Entfernung von Petersburg bis Berlin iſt 1210 Ruſſiſche Werſte, oder 807 Engliſche Meilen.
Da viele von meinen Verwandten, von welchen ich zehn Jahre abweſend geweſen war, in und um Berlin herum wohnten, ſo brachte ich drey Monate ſehr angenehm bey ihnen zu. Sie wollten mich uͤber- reden, die Ruſſiſchen Dienſte zu verlaſſen und in Preuſſiſche zu treten, weil ſie glaubten, daß ich dieſes jetzt leicht erlangen koͤnnte, da ich dem Koͤnige das angenehmſte Geſchenk, das er nur bekommen koͤnnte, uͤberbracht haͤtte. Meine Freunde fragten den Feld- marſchall und den General Gersdorf deswegen um Rath, die beyde der Meynung waren, daß es jetzt leicht geſchehen koͤnne, wenn ich von den Ruſſiſchen Dienſten loskommen koͤnnte. Jndem nun meine Verwandten ſich alle Muͤhe gaben dieſe Veraͤnderung zu Stande zu bringen, bekam ich einen Expreſſen von dem Feldmarſchall, Grafen Tſcheremetof, mit dem Befehl, mich ſogleich nach Roſtock in Mecklenburg zu ihm zu verfuͤgen, und mit ihm als Adjutant nach Daͤnnemark zu gehen, indem er damals niemanden hatte, der dieſe Sprache verſtund. Jch reiſete hier- auf ſogleich von Berlin ab und kam den 24ſten Au- guſt nach Roſtock. Der Marſchall gieng den folgen- den Tag nach Warnemuͤnde, wo unſere Truppen ein- geſchifft wurden.
Der
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Groͤße geſehen habe, und hatte einen großen Gefallen
an ihnen. Als ich meinen Auftrag verrichtet hatte,
begab ich mich weg, und der Feldmarſchall gab mir
den folgenden Tag eine Boͤrſe mit 200 Stuͤck Duca-
ten. Die Entfernung von Petersburg bis Berlin
iſt 1210 Ruſſiſche Werſte, oder 807 Engliſche
Meilen.
Da viele von meinen Verwandten, von welchen
ich zehn Jahre abweſend geweſen war, in und um
Berlin herum wohnten, ſo brachte ich drey Monate
ſehr angenehm bey ihnen zu. Sie wollten mich uͤber-
reden, die Ruſſiſchen Dienſte zu verlaſſen und in
Preuſſiſche zu treten, weil ſie glaubten, daß ich dieſes
jetzt leicht erlangen koͤnnte, da ich dem Koͤnige das
angenehmſte Geſchenk, das er nur bekommen koͤnnte,
uͤberbracht haͤtte. Meine Freunde fragten den Feld-
marſchall und den General Gersdorf deswegen um
Rath, die beyde der Meynung waren, daß es jetzt
leicht geſchehen koͤnne, wenn ich von den Ruſſiſchen
Dienſten loskommen koͤnnte. Jndem nun meine
Verwandten ſich alle Muͤhe gaben dieſe Veraͤnderung
zu Stande zu bringen, bekam ich einen Expreſſen von
dem Feldmarſchall, Grafen Tſcheremetof, mit dem
Befehl, mich ſogleich nach Roſtock in Mecklenburg
zu ihm zu verfuͤgen, und mit ihm als Adjutant nach
Daͤnnemark zu gehen, indem er damals niemanden
hatte, der dieſe Sprache verſtund. Jch reiſete hier-
auf ſogleich von Berlin ab und kam den 24ſten Au-
guſt nach Roſtock. Der Marſchall gieng den folgen-
den Tag nach Warnemuͤnde, wo unſere Truppen ein-
geſchifft wurden.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/196>, abgerufen am 21.11.2024.
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