sich wider Willen ihrer Aeltern mit einem Französi- schen Officier versprochen habe, daher sie von ihnen in dieses Kloster sey gesteckt worden, aus welchem sie eben entsprungen sey, und nach Lüttich gehen wollte, wo sie Verwandte habe, die sich ihrer annehmen wür- den. Der Erfog bestätigte ihre Aussage, denn als sie daselbst ankam, wirkten ihre Freunde einen Paß für ihren Liebhaber aus, mit welchem sie darauf ge- trauet ward.
Jm May 1708 brachen wir von Huy auf und1708. Sein zweyter Feld- zug. stießen zur Armee. Wir kamen den 23ten nach Ander- lech, wo die Preussen, Hannoveraner und Holländer anfiengen, sich zu formiren. Den 26ten rückten wir nach Bellingen, wo wir zu den Engländern und den übrigen Truppen stießen; da denn die Armee aus 180 Escadrons und 112 Bataillons bestand. Die Französische Armee formirte sich unter dem Herzog von Vendome zu St. Ghislain, und bestand aus 197 Escadrons und 124 Bataillons. Die beyden Königlichen Prinzen, die Herzoge von Bourgogne und Berry, befanden sich bey ihrer Armee zu Bellin- gen, es kamen der damalige Churprinz von Hannover und der Prinz Eugen zu uns, dessen Truppen von der Mosel nach Mastricht gerückt waren, und bald dar- auf zu uns stießen.
Die Franzosen öffneten den Feldzug mit der Ue-Niederlage der Franzo- sen. berrumpelung der Städte Gent und Brügge. Auf Damme machten sie einen vergeblichen Angriff, al- lein sie eroberten dafür Plassendahl zwischen Brügge und Ostende. Den 9ten Julii berenneten sie Oude- narde, hoben aber bey unserer Annäherung die Bela- gerung wieder auf, und zogen sich über die Schelde.
Wir
ſich wider Willen ihrer Aeltern mit einem Franzoͤſi- ſchen Officier verſprochen habe, daher ſie von ihnen in dieſes Kloſter ſey geſteckt worden, aus welchem ſie eben entſprungen ſey, und nach Luͤttich gehen wollte, wo ſie Verwandte habe, die ſich ihrer annehmen wuͤr- den. Der Erfog beſtaͤtigte ihre Ausſage, denn als ſie daſelbſt ankam, wirkten ihre Freunde einen Paß fuͤr ihren Liebhaber aus, mit welchem ſie darauf ge- trauet ward.
Jm May 1708 brachen wir von Huy auf und1708. Sein zweyter Feld- zug. ſtießen zur Armee. Wir kamen den 23ten nach Ander- lech, wo die Preuſſen, Hannoveraner und Hollaͤnder anfiengen, ſich zu formiren. Den 26ten ruͤckten wir nach Bellingen, wo wir zu den Englaͤndern und den uͤbrigen Truppen ſtießen; da denn die Armee aus 180 Escadrons und 112 Bataillons beſtand. Die Franzoͤſiſche Armee formirte ſich unter dem Herzog von Vendome zu St. Ghislain, und beſtand aus 197 Escadrons und 124 Bataillons. Die beyden Koͤniglichen Prinzen, die Herzoge von Bourgogne und Berry, befanden ſich bey ihrer Armee zu Bellin- gen, es kamen der damalige Churprinz von Hannover und der Prinz Eugen zu uns, deſſen Truppen von der Moſel nach Maſtricht geruͤckt waren, und bald dar- auf zu uns ſtießen.
Die Franzoſen oͤffneten den Feldzug mit der Ue-Niederlage der Franzo- ſen. berrumpelung der Staͤdte Gent und Bruͤgge. Auf Damme machten ſie einen vergeblichen Angriff, al- lein ſie eroberten dafuͤr Plaſſendahl zwiſchen Bruͤgge und Oſtende. Den 9ten Julii berenneten ſie Oude- narde, hoben aber bey unſerer Annaͤherung die Bela- gerung wieder auf, und zogen ſich uͤber die Schelde.
Wir
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ſich wider Willen ihrer Aeltern mit einem Franzoͤſi-
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dieſes Kloſter ſey geſteckt worden, aus welchem ſie
eben entſprungen ſey, und nach Luͤttich gehen wollte,
wo ſie Verwandte habe, die ſich ihrer annehmen wuͤr-
den. Der Erfog beſtaͤtigte ihre Ausſage, denn als
ſie daſelbſt ankam, wirkten ihre Freunde einen Paß
fuͤr ihren Liebhaber aus, mit welchem ſie darauf ge-
trauet ward.
Jm May 1708 brachen wir von Huy auf und
ſtießen zur Armee. Wir kamen den 23ten nach Ander-
lech, wo die Preuſſen, Hannoveraner und Hollaͤnder
anfiengen, ſich zu formiren. Den 26ten ruͤckten
wir nach Bellingen, wo wir zu den Englaͤndern und
den uͤbrigen Truppen ſtießen; da denn die Armee aus
180 Escadrons und 112 Bataillons beſtand. Die
Franzoͤſiſche Armee formirte ſich unter dem Herzog
von Vendome zu St. Ghislain, und beſtand aus
197 Escadrons und 124 Bataillons. Die beyden
Koͤniglichen Prinzen, die Herzoge von Bourgogne
und Berry, befanden ſich bey ihrer Armee zu Bellin-
gen, es kamen der damalige Churprinz von Hannover
und der Prinz Eugen zu uns, deſſen Truppen von der
Moſel nach Maſtricht geruͤckt waren, und bald dar-
auf zu uns ſtießen.
1708. Sein
zweyter Feld-
zug.
Die Franzoſen oͤffneten den Feldzug mit der Ue-
berrumpelung der Staͤdte Gent und Bruͤgge. Auf
Damme machten ſie einen vergeblichen Angriff, al-
lein ſie eroberten dafuͤr Plaſſendahl zwiſchen Bruͤgge
und Oſtende. Den 9ten Julii berenneten ſie Oude-
narde, hoben aber bey unſerer Annaͤherung die Bela-
gerung wieder auf, und zogen ſich uͤber die Schelde.
Wir
Niederlage
der Franzo-
ſen.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/23>, abgerufen am 23.11.2024.
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