machte, daß die Schweden neuen Muth bekamen, und dem Czar erklärten, daß er keinen Frieden zu er- warten habe, wenn er nicht alle Provinzen zurück gä- be, die er ihnen seit dem Anfange des Krieges weg- genommen hatte. Als nun der Czar sahe, daß sein Feind so reichlich mit Gelde versehen war, daß er von einer Englischen Flotte, dem Könige von Preussen und von dem Könige von Dännemark unterstützet wurde, und im Begriff stand, mit Pohlen Friede zu machen, er im Gegentheil von allen seinen Alliirten verlaffen wurde: so schickte er eine zahlreiche Armee nach Finland, und bemühte sich durch eine starke Flot- te den Bothnischen Meerbusen in Besitz zu nehmen.
Jm Jahre 1720 kam der Admiral Norris im1720. Frühlinge bey Zeiten mit einer Brittischen Flotte im Sunde an, und stieß bald darauf bey Stockholm zur Schwedischen Flotte. Den 5ten März kam der Woiwode von Masovien als Pohlnischer Gesandter nach Petersburg, und ersuchte den Czar in Verbin- dung mit Pohlen mit Schweden Friede zu machen. Allein der Czar hatte bereits den Entschluß gefaßt, Schweden zu einem besondern Frieden zu zwingen, und die Welt zu überzeugen, daß er es, Trotz des mächtigen Beystandes, den man seinem Feinde leiste, ungeachtet er allein sey, dennoch in seiner Gewalt habe, Schweden nach seinem Gefallen zu zwingen.
Der Marschall Weyde verlohr jetzt seine einzigeTod des Ge- neral Weyde. Tochter, die an eben dem Tage, da sie wider ihren Willen an den General Bohn verheirathet werden sollte, vor Gram starb. Sie hatte ihre Neigung auf Herr Webern, den Hannöverischen Minister, geworfen. Jhrem Vater gieng der Verlust seines
einzigen
machte, daß die Schweden neuen Muth bekamen, und dem Czar erklaͤrten, daß er keinen Frieden zu er- warten habe, wenn er nicht alle Provinzen zuruͤck gaͤ- be, die er ihnen ſeit dem Anfange des Krieges weg- genommen hatte. Als nun der Czar ſahe, daß ſein Feind ſo reichlich mit Gelde verſehen war, daß er von einer Engliſchen Flotte, dem Koͤnige von Preuſſen und von dem Koͤnige von Daͤnnemark unterſtuͤtzet wurde, und im Begriff ſtand, mit Pohlen Friede zu machen, er im Gegentheil von allen ſeinen Alliirten verlaffen wurde: ſo ſchickte er eine zahlreiche Armee nach Finland, und bemuͤhte ſich durch eine ſtarke Flot- te den Bothniſchen Meerbuſen in Beſitz zu nehmen.
Jm Jahre 1720 kam der Admiral Norris im1720. Fruͤhlinge bey Zeiten mit einer Brittiſchen Flotte im Sunde an, und ſtieß bald darauf bey Stockholm zur Schwediſchen Flotte. Den 5ten Maͤrz kam der Woiwode von Maſovien als Pohlniſcher Geſandter nach Petersburg, und erſuchte den Czar in Verbin- dung mit Pohlen mit Schweden Friede zu machen. Allein der Czar hatte bereits den Entſchluß gefaßt, Schweden zu einem beſondern Frieden zu zwingen, und die Welt zu uͤberzeugen, daß er es, Trotz des maͤchtigen Beyſtandes, den man ſeinem Feinde leiſte, ungeachtet er allein ſey, dennoch in ſeiner Gewalt habe, Schweden nach ſeinem Gefallen zu zwingen.
Der Marſchall Weyde verlohr jetzt ſeine einzigeTod des Ge- neral Weyde. Tochter, die an eben dem Tage, da ſie wider ihren Willen an den General Bohn verheirathet werden ſollte, vor Gram ſtarb. Sie hatte ihre Neigung auf Herr Webern, den Hannoͤveriſchen Miniſter, geworfen. Jhrem Vater gieng der Verluſt ſeines
einzigen
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machte, daß die Schweden neuen Muth bekamen,
und dem Czar erklaͤrten, daß er keinen Frieden zu er-
warten habe, wenn er nicht alle Provinzen zuruͤck gaͤ-
be, die er ihnen ſeit dem Anfange des Krieges weg-
genommen hatte. Als nun der Czar ſahe, daß ſein
Feind ſo reichlich mit Gelde verſehen war, daß er von
einer Engliſchen Flotte, dem Koͤnige von Preuſſen
und von dem Koͤnige von Daͤnnemark unterſtuͤtzet
wurde, und im Begriff ſtand, mit Pohlen Friede zu
machen, er im Gegentheil von allen ſeinen Alliirten
verlaffen wurde: ſo ſchickte er eine zahlreiche Armee
nach Finland, und bemuͤhte ſich durch eine ſtarke Flot-
te den Bothniſchen Meerbuſen in Beſitz zu nehmen.
Jm Jahre 1720 kam der Admiral Norris im
Fruͤhlinge bey Zeiten mit einer Brittiſchen Flotte im
Sunde an, und ſtieß bald darauf bey Stockholm zur
Schwediſchen Flotte. Den 5ten Maͤrz kam der
Woiwode von Maſovien als Pohlniſcher Geſandter
nach Petersburg, und erſuchte den Czar in Verbin-
dung mit Pohlen mit Schweden Friede zu machen.
Allein der Czar hatte bereits den Entſchluß gefaßt,
Schweden zu einem beſondern Frieden zu zwingen,
und die Welt zu uͤberzeugen, daß er es, Trotz des
maͤchtigen Beyſtandes, den man ſeinem Feinde leiſte,
ungeachtet er allein ſey, dennoch in ſeiner Gewalt
habe, Schweden nach ſeinem Gefallen zu zwingen.
1720.
Der Marſchall Weyde verlohr jetzt ſeine einzige
Tochter, die an eben dem Tage, da ſie wider ihren
Willen an den General Bohn verheirathet werden
ſollte, vor Gram ſtarb. Sie hatte ihre Neigung
auf Herr Webern, den Hannoͤveriſchen Miniſter,
geworfen. Jhrem Vater gieng der Verluſt ſeines
einzigen
Tod des Ge-
neral Weyde.
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/249>, abgerufen am 22.11.2024.
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