bewohnet wird, und oben darauf ist die Wohnung des Superiors, dessen Haus, wie auch die Capelle auf einer ziemlich großen Ebene von Holze erbauet sind. Hier ist eine der schönsten Aussichten, die ich jemals ge- sehen habe. An den Seiten dieses sich herumwinden- den Weges, stehen von unten an bis auf den Gipfel große Fichten in solcher Ordnung, als wenn sie mit Fleiß dahin gesetzet wären, die einen sehr angenehmen Eindruck auf das Auge machen. Jn einer nicht großen Entfernung fängt sich ein anderer Berg an, der beynahe 40 Werste längst dem Flusse hingehet; die Thäler zwischen demselben sind voll von Aepfelbäu- men, die einen Ueberfluß an Cyder geben, den die Russen Yablona Quas nennen. Einige von die- sen Bergen erstrecken sich tief ins Land hinein. Auf dieser sehr angenehmen Reise verschafften uns die klei- nen zu den Galeeren gehörigen Jachtschiffe, die jedes 6 bis 10 Ruder hatten, vieles Vergnügen, indem sie uns in den Stand setzten, unsere Neugierde zu be- friedigen, ohne daß wir mit unsern Schiffen von un- serer Reise abweichen durften.
Den 27sten Junii kamen wir nach Saratof, das zu Wasser 708 Werste von Moskau liegt. Wir fiengen hier zwey große Stöhre und einen Belu- ga oder Weißfisch, der 6 Ellen lang und auch nach Beschaffenheit dick war, und eine hinlängliche Mahl- zeit für das ganze auf den 5 Schiffen sich befindliche Volk abgab. Die Stadt Saratof liegt auf einer sehr schönen großen Ebene an einem Arm der Wolga ohngefähr 4 Werste vom Hauptflusse. Sie wird von einer großen Anzahl Russischer Soldaten und Cosaken bewohnt, oder ist vielmehr mit ihnen besetzt,
die
S 5
bewohnet wird, und oben darauf iſt die Wohnung des Superiors, deſſen Haus, wie auch die Capelle auf einer ziemlich großen Ebene von Holze erbauet ſind. Hier iſt eine der ſchoͤnſten Ausſichten, die ich jemals ge- ſehen habe. An den Seiten dieſes ſich herumwinden- den Weges, ſtehen von unten an bis auf den Gipfel große Fichten in ſolcher Ordnung, als wenn ſie mit Fleiß dahin geſetzet waͤren, die einen ſehr angenehmen Eindruck auf das Auge machen. Jn einer nicht großen Entfernung faͤngt ſich ein anderer Berg an, der beynahe 40 Werſte laͤngſt dem Fluſſe hingehet; die Thaͤler zwiſchen demſelben ſind voll von Aepfelbaͤu- men, die einen Ueberfluß an Cyder geben, den die Ruſſen Yablona Quas nennen. Einige von die- ſen Bergen erſtrecken ſich tief ins Land hinein. Auf dieſer ſehr angenehmen Reiſe verſchafften uns die klei- nen zu den Galeeren gehoͤrigen Jachtſchiffe, die jedes 6 bis 10 Ruder hatten, vieles Vergnuͤgen, indem ſie uns in den Stand ſetzten, unſere Neugierde zu be- friedigen, ohne daß wir mit unſern Schiffen von un- ſerer Reiſe abweichen durften.
Den 27ſten Junii kamen wir nach Saratof, das zu Waſſer 708 Werſte von Moskau liegt. Wir fiengen hier zwey große Stoͤhre und einen Belu- ga oder Weißfiſch, der 6 Ellen lang und auch nach Beſchaffenheit dick war, und eine hinlaͤngliche Mahl- zeit fuͤr das ganze auf den 5 Schiffen ſich befindliche Volk abgab. Die Stadt Saratof liegt auf einer ſehr ſchoͤnen großen Ebene an einem Arm der Wolga ohngefaͤhr 4 Werſte vom Hauptfluſſe. Sie wird von einer großen Anzahl Ruſſiſcher Soldaten und Coſaken bewohnt, oder iſt vielmehr mit ihnen beſetzt,
die
S 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0291"n="281"/>
bewohnet wird, und oben darauf iſt die Wohnung<lb/>
des Superiors, deſſen Haus, wie auch die Capelle auf<lb/>
einer ziemlich großen Ebene von Holze erbauet ſind.<lb/>
Hier iſt eine der ſchoͤnſten Ausſichten, die ich jemals ge-<lb/>ſehen habe. An den Seiten dieſes ſich herumwinden-<lb/>
den Weges, ſtehen von unten an bis auf den Gipfel<lb/>
große Fichten in ſolcher Ordnung, als wenn ſie mit<lb/>
Fleiß dahin geſetzet waͤren, die einen ſehr angenehmen<lb/>
Eindruck auf das Auge machen. Jn einer nicht<lb/>
großen Entfernung faͤngt ſich ein anderer Berg an,<lb/>
der beynahe 40 Werſte laͤngſt dem Fluſſe hingehet;<lb/>
die Thaͤler zwiſchen demſelben ſind voll von Aepfelbaͤu-<lb/>
men, die einen Ueberfluß an Cyder geben, den die<lb/>
Ruſſen <hirendition="#fr">Yablona Quas</hi> nennen. Einige von die-<lb/>ſen Bergen erſtrecken ſich tief ins Land hinein. Auf<lb/>
dieſer ſehr angenehmen Reiſe verſchafften uns die klei-<lb/>
nen zu den Galeeren gehoͤrigen Jachtſchiffe, die jedes<lb/>
6 bis 10 Ruder hatten, vieles Vergnuͤgen, indem<lb/>ſie uns in den Stand ſetzten, unſere Neugierde zu be-<lb/>
friedigen, ohne daß wir mit unſern Schiffen von un-<lb/>ſerer Reiſe abweichen durften.</p><lb/><p>Den 27ſten Junii kamen wir nach <hirendition="#fr">Saratof,</hi><lb/>
das zu Waſſer 708 Werſte von Moskau liegt.<lb/>
Wir fiengen hier zwey große Stoͤhre und einen Belu-<lb/>
ga oder Weißfiſch, der 6 Ellen lang und auch nach<lb/>
Beſchaffenheit dick war, und eine hinlaͤngliche Mahl-<lb/>
zeit fuͤr das ganze auf den 5 Schiffen ſich befindliche<lb/>
Volk abgab. Die Stadt Saratof liegt auf einer<lb/>ſehr ſchoͤnen großen Ebene an einem Arm der Wolga<lb/>
ohngefaͤhr 4 Werſte vom Hauptfluſſe. Sie wird<lb/>
von einer großen Anzahl Ruſſiſcher Soldaten und<lb/>
Coſaken bewohnt, oder iſt vielmehr mit ihnen beſetzt,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[281/0291]
bewohnet wird, und oben darauf iſt die Wohnung
des Superiors, deſſen Haus, wie auch die Capelle auf
einer ziemlich großen Ebene von Holze erbauet ſind.
Hier iſt eine der ſchoͤnſten Ausſichten, die ich jemals ge-
ſehen habe. An den Seiten dieſes ſich herumwinden-
den Weges, ſtehen von unten an bis auf den Gipfel
große Fichten in ſolcher Ordnung, als wenn ſie mit
Fleiß dahin geſetzet waͤren, die einen ſehr angenehmen
Eindruck auf das Auge machen. Jn einer nicht
großen Entfernung faͤngt ſich ein anderer Berg an,
der beynahe 40 Werſte laͤngſt dem Fluſſe hingehet;
die Thaͤler zwiſchen demſelben ſind voll von Aepfelbaͤu-
men, die einen Ueberfluß an Cyder geben, den die
Ruſſen Yablona Quas nennen. Einige von die-
ſen Bergen erſtrecken ſich tief ins Land hinein. Auf
dieſer ſehr angenehmen Reiſe verſchafften uns die klei-
nen zu den Galeeren gehoͤrigen Jachtſchiffe, die jedes
6 bis 10 Ruder hatten, vieles Vergnuͤgen, indem
ſie uns in den Stand ſetzten, unſere Neugierde zu be-
friedigen, ohne daß wir mit unſern Schiffen von un-
ſerer Reiſe abweichen durften.
Den 27ſten Junii kamen wir nach Saratof,
das zu Waſſer 708 Werſte von Moskau liegt.
Wir fiengen hier zwey große Stoͤhre und einen Belu-
ga oder Weißfiſch, der 6 Ellen lang und auch nach
Beſchaffenheit dick war, und eine hinlaͤngliche Mahl-
zeit fuͤr das ganze auf den 5 Schiffen ſich befindliche
Volk abgab. Die Stadt Saratof liegt auf einer
ſehr ſchoͤnen großen Ebene an einem Arm der Wolga
ohngefaͤhr 4 Werſte vom Hauptfluſſe. Sie wird
von einer großen Anzahl Ruſſiſcher Soldaten und
Coſaken bewohnt, oder iſt vielmehr mit ihnen beſetzt,
die
S 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/291>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.