schen Fürsten ist eine Wache von 500 Russen zu ha- ben erlaubt, hingegen darf keiner von seinen Unter- thanen innerhalb der Festung wohnen. Seitdem diese Gegenden unter Russische Bothmäßigkeit ge- kommen sind, haben sie in alle feste Plätze, nicht al- lein Russische Besatzungen und Gouverneurs, sondern auch Russische Obrigkeiten und Priester, zu Fortpflan- zung der christlichen Religion, gesetzt. Obgleich die Circaßischen Tartarn von ihren eigenen Fürsten, Herren und Richtern regieret werden, so verwal- ten diese doch die Gerechtigkeit im Nahmen des Kaisers, und in wichtigen Sachen nicht ohne Gegen- wart der Russischen Gouverneurs, indem sie dem Kai- ser insgesammt den Eid der Treue schwören müssen. Die Kleidung der Männer ist fast eben so wie der No- gayer ihre, nur sind ihre Mützen etwas größer, und ihre Mäntel, die ebenfalls von grobem Tuche oder Schafsfellen sind, werden nur oben am Halse mit ei- nem Riemen zugemacht. Da sie nicht weit genug sind, den ganzen Leib zu bedecken, so wenden sie sel- bige nach dem Wind und Wetter. Die Mannsper- sonen sind viel schöner als die Nogayer; die Frauen- zimmer sind überaus wohl gestaltet, und haben sehr schöne Gesichtszüge, eine glatte reine Haut, und schö- ne schwarze Augen, die ihnen, nebst den zwey schwar- zen Zöpfen, die an jeder Seite des Gesichts herunter hangen, ein reizendes Ansehen geben. Sie tragen einen schwarzen Kopfputz auf ihren Köpfen, der mit einem feinen weißen Tuche bedeckt ist, welches unter dem Kinne zusammen gebunden wird. Jm Som- mer tragen sie nur Hemden von verschiedenen Farben, die vorne so weit offen sind, daß man ihren Nabel
sehen
ſchen Fuͤrſten iſt eine Wache von 500 Ruſſen zu ha- ben erlaubt, hingegen darf keiner von ſeinen Unter- thanen innerhalb der Feſtung wohnen. Seitdem dieſe Gegenden unter Ruſſiſche Bothmaͤßigkeit ge- kommen ſind, haben ſie in alle feſte Plaͤtze, nicht al- lein Ruſſiſche Beſatzungen und Gouverneurs, ſondern auch Ruſſiſche Obrigkeiten und Prieſter, zu Fortpflan- zung der chriſtlichen Religion, geſetzt. Obgleich die Circaßiſchen Tartarn von ihren eigenen Fuͤrſten, Herren und Richtern regieret werden, ſo verwal- ten dieſe doch die Gerechtigkeit im Nahmen des Kaiſers, und in wichtigen Sachen nicht ohne Gegen- wart der Ruſſiſchen Gouverneurs, indem ſie dem Kai- ſer insgeſammt den Eid der Treue ſchwoͤren muͤſſen. Die Kleidung der Maͤnner iſt faſt eben ſo wie der No- gayer ihre, nur ſind ihre Muͤtzen etwas groͤßer, und ihre Maͤntel, die ebenfalls von grobem Tuche oder Schafsfellen ſind, werden nur oben am Halſe mit ei- nem Riemen zugemacht. Da ſie nicht weit genug ſind, den ganzen Leib zu bedecken, ſo wenden ſie ſel- bige nach dem Wind und Wetter. Die Mannsper- ſonen ſind viel ſchoͤner als die Nogayer; die Frauen- zimmer ſind uͤberaus wohl geſtaltet, und haben ſehr ſchoͤne Geſichtszuͤge, eine glatte reine Haut, und ſchoͤ- ne ſchwarze Augen, die ihnen, nebſt den zwey ſchwar- zen Zoͤpfen, die an jeder Seite des Geſichts herunter hangen, ein reizendes Anſehen geben. Sie tragen einen ſchwarzen Kopfputz auf ihren Koͤpfen, der mit einem feinen weißen Tuche bedeckt iſt, welches unter dem Kinne zuſammen gebunden wird. Jm Som- mer tragen ſie nur Hemden von verſchiedenen Farben, die vorne ſo weit offen ſind, daß man ihren Nabel
ſehen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0320"n="310"/>ſchen Fuͤrſten iſt eine Wache von 500 Ruſſen zu ha-<lb/>
ben erlaubt, hingegen darf keiner von ſeinen Unter-<lb/>
thanen innerhalb der Feſtung wohnen. Seitdem<lb/>
dieſe Gegenden unter Ruſſiſche Bothmaͤßigkeit ge-<lb/>
kommen ſind, haben ſie in alle feſte Plaͤtze, nicht al-<lb/>
lein Ruſſiſche Beſatzungen und Gouverneurs, ſondern<lb/>
auch Ruſſiſche Obrigkeiten und Prieſter, zu Fortpflan-<lb/>
zung der chriſtlichen Religion, geſetzt. Obgleich<lb/>
die Circaßiſchen Tartarn von ihren eigenen Fuͤrſten,<lb/>
Herren und Richtern regieret werden, ſo verwal-<lb/>
ten dieſe doch die Gerechtigkeit im Nahmen des<lb/>
Kaiſers, und in wichtigen Sachen nicht ohne Gegen-<lb/>
wart der Ruſſiſchen Gouverneurs, indem ſie dem Kai-<lb/>ſer insgeſammt den Eid der Treue ſchwoͤren muͤſſen.<lb/>
Die Kleidung der Maͤnner iſt faſt eben ſo wie der No-<lb/>
gayer ihre, nur ſind ihre Muͤtzen etwas groͤßer, und<lb/>
ihre Maͤntel, die ebenfalls von grobem Tuche oder<lb/>
Schafsfellen ſind, werden nur oben am Halſe mit ei-<lb/>
nem Riemen zugemacht. Da ſie nicht weit genug<lb/>ſind, den ganzen Leib zu bedecken, ſo wenden ſie ſel-<lb/>
bige nach dem Wind und Wetter. Die Mannsper-<lb/>ſonen ſind viel ſchoͤner als die Nogayer; die Frauen-<lb/>
zimmer ſind uͤberaus wohl geſtaltet, und haben ſehr<lb/>ſchoͤne Geſichtszuͤge, eine glatte reine Haut, und ſchoͤ-<lb/>
ne ſchwarze Augen, die ihnen, nebſt den zwey ſchwar-<lb/>
zen Zoͤpfen, die an jeder Seite des Geſichts herunter<lb/>
hangen, ein reizendes Anſehen geben. Sie tragen<lb/>
einen ſchwarzen Kopfputz auf ihren Koͤpfen, der mit<lb/>
einem feinen weißen Tuche bedeckt iſt, welches unter<lb/>
dem Kinne zuſammen gebunden wird. Jm Som-<lb/>
mer tragen ſie nur Hemden von verſchiedenen Farben,<lb/>
die vorne ſo weit offen ſind, daß man ihren Nabel<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[310/0320]
ſchen Fuͤrſten iſt eine Wache von 500 Ruſſen zu ha-
ben erlaubt, hingegen darf keiner von ſeinen Unter-
thanen innerhalb der Feſtung wohnen. Seitdem
dieſe Gegenden unter Ruſſiſche Bothmaͤßigkeit ge-
kommen ſind, haben ſie in alle feſte Plaͤtze, nicht al-
lein Ruſſiſche Beſatzungen und Gouverneurs, ſondern
auch Ruſſiſche Obrigkeiten und Prieſter, zu Fortpflan-
zung der chriſtlichen Religion, geſetzt. Obgleich
die Circaßiſchen Tartarn von ihren eigenen Fuͤrſten,
Herren und Richtern regieret werden, ſo verwal-
ten dieſe doch die Gerechtigkeit im Nahmen des
Kaiſers, und in wichtigen Sachen nicht ohne Gegen-
wart der Ruſſiſchen Gouverneurs, indem ſie dem Kai-
ſer insgeſammt den Eid der Treue ſchwoͤren muͤſſen.
Die Kleidung der Maͤnner iſt faſt eben ſo wie der No-
gayer ihre, nur ſind ihre Muͤtzen etwas groͤßer, und
ihre Maͤntel, die ebenfalls von grobem Tuche oder
Schafsfellen ſind, werden nur oben am Halſe mit ei-
nem Riemen zugemacht. Da ſie nicht weit genug
ſind, den ganzen Leib zu bedecken, ſo wenden ſie ſel-
bige nach dem Wind und Wetter. Die Mannsper-
ſonen ſind viel ſchoͤner als die Nogayer; die Frauen-
zimmer ſind uͤberaus wohl geſtaltet, und haben ſehr
ſchoͤne Geſichtszuͤge, eine glatte reine Haut, und ſchoͤ-
ne ſchwarze Augen, die ihnen, nebſt den zwey ſchwar-
zen Zoͤpfen, die an jeder Seite des Geſichts herunter
hangen, ein reizendes Anſehen geben. Sie tragen
einen ſchwarzen Kopfputz auf ihren Koͤpfen, der mit
einem feinen weißen Tuche bedeckt iſt, welches unter
dem Kinne zuſammen gebunden wird. Jm Som-
mer tragen ſie nur Hemden von verſchiedenen Farben,
die vorne ſo weit offen ſind, daß man ihren Nabel
ſehen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/320>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.