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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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wünschten Erfolg hatte. Denn als Ratzin merkte,
daß seine Kosaken wankelmüthig wurden, und ihm
einige von seinen Freunden an des Kaisers Hofe Hoff-
nung zur Vergebung machten, so ergab er sich das fol-
gende Jahr dem Czar Alexis Michaelowitz auf Gnade
und Ungnade. Da sich nun seine Parthey ihres An-
führers beraubet sahe, so nahm sie den angebotenen
Pardon bereitwillig an; aber Ratzin fand sich kurz
darauf in seiner Hoffnung sehr betrogen, denn er wur-
de mitten unter einer Menge Zuschauer, die sich ver-
sammelt hatten das traurige Ende eines Mannes zu se-
hen, vor dem sie sich seit nicht vielen Monaten, als vor
ihrem ärgsten Feinde, gefürchtet hatten, auf den gros-
sen Marktplatz vor dem Schlosse in Moskau geführet,
wo ihm erst die Arme, hernach die Beine und zuletzt
der Kopf abgehauen wurde. Seit dieser Zeit sind
die Kosaken in sehr strenger Zucht und Ordnung ge-
halten worden, indem sie meistens in den Gränzstäd-
ten zur Besatzung gebraucht werden, von der sie
niemals über ein Drittheil ausmachen. Da sie alle
zu Pferde sind, so werden sie auch auf Streifereyen
gebraucht, die benachbarten Tartarn in Furcht zu er-
halten, da hingegen die Russischen Soldaten nur in
Garnisonen Dienste thun.

Jndem wir uns Hoffnung machten, nach Mos-1722.
Befehl zur
Besichtigung
des Caspi-
schen Meeres.

kau zu gehen, erhielten wir diesen Frühling sehr zeitig
Befehl, nach Astrakan zurück zu gehen, und dort in
Garnison zu bleiben, bis der General Matuskin, der
Befehl erhalten hatte, nach Baku zu gehen, und die
Stadt mit seinen Truppen wieder einzunehmen, zu-
rück käme. Wir fuhren also den 2ten April von
Czaritza die Wolga herunter, und kamen den 8ten in

Astrakan

wuͤnſchten Erfolg hatte. Denn als Ratzin merkte,
daß ſeine Koſaken wankelmuͤthig wurden, und ihm
einige von ſeinen Freunden an des Kaiſers Hofe Hoff-
nung zur Vergebung machten, ſo ergab er ſich das fol-
gende Jahr dem Czar Alexis Michaelowitz auf Gnade
und Ungnade. Da ſich nun ſeine Parthey ihres An-
fuͤhrers beraubet ſahe, ſo nahm ſie den angebotenen
Pardon bereitwillig an; aber Ratzin fand ſich kurz
darauf in ſeiner Hoffnung ſehr betrogen, denn er wur-
de mitten unter einer Menge Zuſchauer, die ſich ver-
ſammelt hatten das traurige Ende eines Mannes zu ſe-
hen, vor dem ſie ſich ſeit nicht vielen Monaten, als vor
ihrem aͤrgſten Feinde, gefuͤrchtet hatten, auf den groſ-
ſen Marktplatz vor dem Schloſſe in Moskau gefuͤhret,
wo ihm erſt die Arme, hernach die Beine und zuletzt
der Kopf abgehauen wurde. Seit dieſer Zeit ſind
die Koſaken in ſehr ſtrenger Zucht und Ordnung ge-
halten worden, indem ſie meiſtens in den Graͤnzſtaͤd-
ten zur Beſatzung gebraucht werden, von der ſie
niemals uͤber ein Drittheil ausmachen. Da ſie alle
zu Pferde ſind, ſo werden ſie auch auf Streifereyen
gebraucht, die benachbarten Tartarn in Furcht zu er-
halten, da hingegen die Ruſſiſchen Soldaten nur in
Garniſonen Dienſte thun.

Jndem wir uns Hoffnung machten, nach Mos-1722.
Befehl zur
Beſichtigung
des Caspi-
ſchen Meeres.

kau zu gehen, erhielten wir dieſen Fruͤhling ſehr zeitig
Befehl, nach Aſtrakan zuruͤck zu gehen, und dort in
Garniſon zu bleiben, bis der General Matuskin, der
Befehl erhalten hatte, nach Baku zu gehen, und die
Stadt mit ſeinen Truppen wieder einzunehmen, zu-
ruͤck kaͤme. Wir fuhren alſo den 2ten April von
Czaritza die Wolga herunter, und kamen den 8ten in

Aſtrakan
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[365/0375] wuͤnſchten Erfolg hatte. Denn als Ratzin merkte, daß ſeine Koſaken wankelmuͤthig wurden, und ihm einige von ſeinen Freunden an des Kaiſers Hofe Hoff- nung zur Vergebung machten, ſo ergab er ſich das fol- gende Jahr dem Czar Alexis Michaelowitz auf Gnade und Ungnade. Da ſich nun ſeine Parthey ihres An- fuͤhrers beraubet ſahe, ſo nahm ſie den angebotenen Pardon bereitwillig an; aber Ratzin fand ſich kurz darauf in ſeiner Hoffnung ſehr betrogen, denn er wur- de mitten unter einer Menge Zuſchauer, die ſich ver- ſammelt hatten das traurige Ende eines Mannes zu ſe- hen, vor dem ſie ſich ſeit nicht vielen Monaten, als vor ihrem aͤrgſten Feinde, gefuͤrchtet hatten, auf den groſ- ſen Marktplatz vor dem Schloſſe in Moskau gefuͤhret, wo ihm erſt die Arme, hernach die Beine und zuletzt der Kopf abgehauen wurde. Seit dieſer Zeit ſind die Koſaken in ſehr ſtrenger Zucht und Ordnung ge- halten worden, indem ſie meiſtens in den Graͤnzſtaͤd- ten zur Beſatzung gebraucht werden, von der ſie niemals uͤber ein Drittheil ausmachen. Da ſie alle zu Pferde ſind, ſo werden ſie auch auf Streifereyen gebraucht, die benachbarten Tartarn in Furcht zu er- halten, da hingegen die Ruſſiſchen Soldaten nur in Garniſonen Dienſte thun. Jndem wir uns Hoffnung machten, nach Mos- kau zu gehen, erhielten wir dieſen Fruͤhling ſehr zeitig Befehl, nach Aſtrakan zuruͤck zu gehen, und dort in Garniſon zu bleiben, bis der General Matuskin, der Befehl erhalten hatte, nach Baku zu gehen, und die Stadt mit ſeinen Truppen wieder einzunehmen, zu- ruͤck kaͤme. Wir fuhren alſo den 2ten April von Czaritza die Wolga herunter, und kamen den 8ten in Aſtrakan 1722. Befehl zur Beſichtigung des Caspi- ſchen Meeres.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/375>, abgerufen am 21.11.2024.