Astrakan an, wo wir den General, der seine Truppen zu dem Zuge nach Baku einschiffte, antrafen. Jch erhielt zu eben der Zeit auch einen sehr unvermuthe- ten Befehl, um das Caspische Meer herum zu fah- ren, es zu besichtigen, dessen Tiefe zu untersuchen, und von allen Jnseln, Flüssen, Baien und Meerbu- sen nebst ihren verschiedenen Tiefen eine Carte zu ver- fertigen. Jch bekam hierzu eine von den neuerbau- ten Galeeren mit 40 Rudern, die zwey 18psündige Kanonen auf ihrem Vordertheile, 24 Drehbassen, und 300 Mann führte, und 4 Bothe, zwey mit 8, eines mit 10 und eines mit 12 Rudern, bey sich hat- te, wovon jedes eine Drehbasse führte. Ueberdieß wurden mir auch noch zwey Jngenieurs zu meinem Beystande gegeben.
Der Verfas- ser geht da- hin ab.
Meine erste Sorge war also, mich gegen die Wi- derwärtigkeiten, welche meine letzte Galeere, die ich auf dem Caspischen Meere commandirte, betrafen, dadurch vorzusehen, daß ich mir einen großen Vorrath von Proviant anschaffte. Mein alter Freund, der Ca- puciner, machte mir ein Geschenk mit zwey Fäßchen sehr guten rothen und weißen Wein, und mit einem Viertelfäßchen Branntwein, und verschiednen Arten von Gebackenem, und wurde nicht müde, mir seine Dankbarkeit für die kleine Gefälligkeit, die ich ihm auf seiner Fahrt erwiesen hatte, zu bezeigen. Der Gene- ral fuhr den 15ten April mit seiner Armee ab, und wir giengen den 18ten den Fluß hinunter und ka- men den andern Morgen in der Mündung der Wol- ga an. Von da wendeten wir uns gegen Osten, und fuhren längst der Küste, die so sehr mit Rohr be- wachsen war, und in so seichtem Wasser, daß wir
uns
Aſtrakan an, wo wir den General, der ſeine Truppen zu dem Zuge nach Baku einſchiffte, antrafen. Jch erhielt zu eben der Zeit auch einen ſehr unvermuthe- ten Befehl, um das Caspiſche Meer herum zu fah- ren, es zu beſichtigen, deſſen Tiefe zu unterſuchen, und von allen Jnſeln, Fluͤſſen, Baien und Meerbu- ſen nebſt ihren verſchiedenen Tiefen eine Carte zu ver- fertigen. Jch bekam hierzu eine von den neuerbau- ten Galeeren mit 40 Rudern, die zwey 18pſuͤndige Kanonen auf ihrem Vordertheile, 24 Drehbaſſen, und 300 Mann fuͤhrte, und 4 Bothe, zwey mit 8, eines mit 10 und eines mit 12 Rudern, bey ſich hat- te, wovon jedes eine Drehbaſſe fuͤhrte. Ueberdieß wurden mir auch noch zwey Jngenieurs zu meinem Beyſtande gegeben.
Der Verfaſ- ſer geht da- hin ab.
Meine erſte Sorge war alſo, mich gegen die Wi- derwaͤrtigkeiten, welche meine letzte Galeere, die ich auf dem Caspiſchen Meere commandirte, betrafen, dadurch vorzuſehen, daß ich mir einen großen Vorrath von Proviant anſchaffte. Mein alter Freund, der Ca- puciner, machte mir ein Geſchenk mit zwey Faͤßchen ſehr guten rothen und weißen Wein, und mit einem Viertelfaͤßchen Branntwein, und verſchiednen Arten von Gebackenem, und wurde nicht muͤde, mir ſeine Dankbarkeit fuͤr die kleine Gefaͤlligkeit, die ich ihm auf ſeiner Fahrt erwieſen hatte, zu bezeigen. Der Gene- ral fuhr den 15ten April mit ſeiner Armee ab, und wir giengen den 18ten den Fluß hinunter und ka- men den andern Morgen in der Muͤndung der Wol- ga an. Von da wendeten wir uns gegen Oſten, und fuhren laͤngſt der Kuͤſte, die ſo ſehr mit Rohr be- wachſen war, und in ſo ſeichtem Waſſer, daß wir
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Aſtrakan an, wo wir den General, der ſeine Truppen
zu dem Zuge nach Baku einſchiffte, antrafen. Jch
erhielt zu eben der Zeit auch einen ſehr unvermuthe-
ten Befehl, um das Caspiſche Meer herum zu fah-
ren, es zu beſichtigen, deſſen Tiefe zu unterſuchen,
und von allen Jnſeln, Fluͤſſen, Baien und Meerbu-
ſen nebſt ihren verſchiedenen Tiefen eine Carte zu ver-
fertigen. Jch bekam hierzu eine von den neuerbau-
ten Galeeren mit 40 Rudern, die zwey 18pſuͤndige
Kanonen auf ihrem Vordertheile, 24 Drehbaſſen,
und 300 Mann fuͤhrte, und 4 Bothe, zwey mit 8,
eines mit 10 und eines mit 12 Rudern, bey ſich hat-
te, wovon jedes eine Drehbaſſe fuͤhrte. Ueberdieß
wurden mir auch noch zwey Jngenieurs zu meinem
Beyſtande gegeben.
Meine erſte Sorge war alſo, mich gegen die Wi-
derwaͤrtigkeiten, welche meine letzte Galeere, die ich
auf dem Caspiſchen Meere commandirte, betrafen,
dadurch vorzuſehen, daß ich mir einen großen Vorrath
von Proviant anſchaffte. Mein alter Freund, der Ca-
puciner, machte mir ein Geſchenk mit zwey Faͤßchen
ſehr guten rothen und weißen Wein, und mit einem
Viertelfaͤßchen Branntwein, und verſchiednen Arten
von Gebackenem, und wurde nicht muͤde, mir ſeine
Dankbarkeit fuͤr die kleine Gefaͤlligkeit, die ich ihm auf
ſeiner Fahrt erwieſen hatte, zu bezeigen. Der Gene-
ral fuhr den 15ten April mit ſeiner Armee ab, und
wir giengen den 18ten den Fluß hinunter und ka-
men den andern Morgen in der Muͤndung der Wol-
ga an. Von da wendeten wir uns gegen Oſten, und
fuhren laͤngſt der Kuͤſte, die ſo ſehr mit Rohr be-
wachſen war, und in ſo ſeichtem Waſſer, daß wir
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/376>, abgerufen am 21.11.2024.
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