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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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uns 5 bis 6 Meilen vom Ufer entfernen mußten,
doch nur 10 bis 12 Fuß Wasser hatten, und in acht
Tagen keinen Ort finden konnten, wo wir auch nur
mit einem kleinen Bothe hätten landen können. Wir
sahen auf unserm Wege zwey kleine Jnseln, zu denen
wir aber des Rohres wegen nicht kommen konnten.
Wir schossen indessen viele Wasservögel, die ihre Ne-
ster auf diesen Jnseln haben, und hatten auch Fische
in Menge. Wir segelten und ruderten, nachdem es
der Wind erforderte, warfen aber alle Abende Anker,
damit unserer Beobachtung nichts entgehen möge.

Wir kamen den 6ten in dem Flusse Jaik an,Der Fluß
Jaik.

dessen Mündung 100 Faden breit und 18 Fuß tief
ist. Wir begaben uns nach der Stadt Jaik, die
gegen eine Meile an dem Flusse hinunter lieget, wohl
befestiget ist und eine starke Besatzung von Russen
und Kosaken hat, die Kalmucken und Nogayischen
Tartarn in Furcht zu erhalten und sie zu hindern, daß
sie einander nicht angreifen, indem sie in beständiger
Feindschaft leben. Die Nogayer bewohnen das gan-
ze Land längst der Seeküste von Astrakan bis Jaik,
welches 250 Werste lang ist, und die Kalmucken be-
wohnen den großen Strich Landes von Saratof und
der großen Steppe Beriket, und den Strich, welcher
der Stadt Jaik gegen Süden lieget, längst dem Ufer
des Flusses Yembo, welches von diesem Orte auf
43 Werste beträgt. Wir hielten uns nur einen ein-
zigen Tag in Jaik auf, und versorgten uns mit fri-
schen Lebensmitteln und mit Wasser. Da ich von
dem Gouverneur erfuhr, daß von diesem Orte gegen
Süden, auf den Fluß Yembo zu, ein großer Meer-
busen, das Wasser aber zu seicht sey, als daß wir

mit

uns 5 bis 6 Meilen vom Ufer entfernen mußten,
doch nur 10 bis 12 Fuß Waſſer hatten, und in acht
Tagen keinen Ort finden konnten, wo wir auch nur
mit einem kleinen Bothe haͤtten landen koͤnnen. Wir
ſahen auf unſerm Wege zwey kleine Jnſeln, zu denen
wir aber des Rohres wegen nicht kommen konnten.
Wir ſchoſſen indeſſen viele Waſſervoͤgel, die ihre Ne-
ſter auf dieſen Jnſeln haben, und hatten auch Fiſche
in Menge. Wir ſegelten und ruderten, nachdem es
der Wind erforderte, warfen aber alle Abende Anker,
damit unſerer Beobachtung nichts entgehen moͤge.

Wir kamen den 6ten in dem Fluſſe Jaik an,Der Fluß
Jaik.

deſſen Muͤndung 100 Faden breit und 18 Fuß tief
iſt. Wir begaben uns nach der Stadt Jaik, die
gegen eine Meile an dem Fluſſe hinunter lieget, wohl
befeſtiget iſt und eine ſtarke Beſatzung von Ruſſen
und Koſaken hat, die Kalmucken und Nogayiſchen
Tartarn in Furcht zu erhalten und ſie zu hindern, daß
ſie einander nicht angreifen, indem ſie in beſtaͤndiger
Feindſchaft leben. Die Nogayer bewohnen das gan-
ze Land laͤngſt der Seekuͤſte von Aſtrakan bis Jaik,
welches 250 Werſte lang iſt, und die Kalmucken be-
wohnen den großen Strich Landes von Saratof und
der großen Steppe Beriket, und den Strich, welcher
der Stadt Jaik gegen Suͤden lieget, laͤngſt dem Ufer
des Fluſſes Yembo, welches von dieſem Orte auf
43 Werſte betraͤgt. Wir hielten uns nur einen ein-
zigen Tag in Jaik auf, und verſorgten uns mit fri-
ſchen Lebensmitteln und mit Waſſer. Da ich von
dem Gouverneur erfuhr, daß von dieſem Orte gegen
Suͤden, auf den Fluß Yembo zu, ein großer Meer-
buſen, das Waſſer aber zu ſeicht ſey, als daß wir

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[367/0377] uns 5 bis 6 Meilen vom Ufer entfernen mußten, doch nur 10 bis 12 Fuß Waſſer hatten, und in acht Tagen keinen Ort finden konnten, wo wir auch nur mit einem kleinen Bothe haͤtten landen koͤnnen. Wir ſahen auf unſerm Wege zwey kleine Jnſeln, zu denen wir aber des Rohres wegen nicht kommen konnten. Wir ſchoſſen indeſſen viele Waſſervoͤgel, die ihre Ne- ſter auf dieſen Jnſeln haben, und hatten auch Fiſche in Menge. Wir ſegelten und ruderten, nachdem es der Wind erforderte, warfen aber alle Abende Anker, damit unſerer Beobachtung nichts entgehen moͤge. Wir kamen den 6ten in dem Fluſſe Jaik an, deſſen Muͤndung 100 Faden breit und 18 Fuß tief iſt. Wir begaben uns nach der Stadt Jaik, die gegen eine Meile an dem Fluſſe hinunter lieget, wohl befeſtiget iſt und eine ſtarke Beſatzung von Ruſſen und Koſaken hat, die Kalmucken und Nogayiſchen Tartarn in Furcht zu erhalten und ſie zu hindern, daß ſie einander nicht angreifen, indem ſie in beſtaͤndiger Feindſchaft leben. Die Nogayer bewohnen das gan- ze Land laͤngſt der Seekuͤſte von Aſtrakan bis Jaik, welches 250 Werſte lang iſt, und die Kalmucken be- wohnen den großen Strich Landes von Saratof und der großen Steppe Beriket, und den Strich, welcher der Stadt Jaik gegen Suͤden lieget, laͤngſt dem Ufer des Fluſſes Yembo, welches von dieſem Orte auf 43 Werſte betraͤgt. Wir hielten uns nur einen ein- zigen Tag in Jaik auf, und verſorgten uns mit fri- ſchen Lebensmitteln und mit Waſſer. Da ich von dem Gouverneur erfuhr, daß von dieſem Orte gegen Suͤden, auf den Fluß Yembo zu, ein großer Meer- buſen, das Waſſer aber zu ſeicht ſey, als daß wir mit Der Fluß Jaik.

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/377>, abgerufen am 21.11.2024.