mit unserer Galeere nahe hinzu konnten, so schickte ich einen von den Jngenieurs mit zwey Bothen ab, um denselben herum zu fahren, ihn zu besehen, und an der entgegen stehenden Spitze wieder zu uns zu stoßen, in welcher Absicht wir sogleich abfuhren, gegen Sü- Jnsel Ku- lala.den segelten, und den 30sten zwischen der Jnsel Ku- lala, und der Spitze der See in einer Tiefe von 6 Faden ankerten. Wir hatten die Gebirge Karagan vor uns, und von hier an hatten wir reines und hohes Ufer. An diesem Orte fangen sich die Turkistanischen Länder, oder die Turkomannischen Tartarn an. Wäh- rend unseres Aufenthalts, da wir hier auf die Zurück- kunft des Jngenieurs warteten, und Holz und Was- ser in Menge hatten, vergnügten wir uns mit Fisch- und Vögelfangen. Wir fiengen einen Beluga, der beynahe 6 Ellen lang und nach Proportion dick war, und aus dessen Rogen wir vortrefflichen Caviar mach- ten, von dem wir über einen Monat zu essen hatten. Den 10ten May kam unser Jngenieur mit den zwey Bothen wieder, und berichtete, daß er in Besichti- gung der Bay nur von 5 bis 10 Fuß Wasser gefun- den habe; daß das ganze Ufer so mit Rohr bedeckt sey, daß sie bloß in der Mündung des Flusses Yem- bo, der breit und tief sey, hätten landen können.
Wir verließen den 11ten die Jnsel Kulala und fuhren auf den Meerbusen Jskander zu, wo wir den 20sten ankamen. Längst dieser Küste dahin ist das Wasser so tief, daß wir mit unserer Galeere überall lan- den konnten. Es fallen von den Bergen eine Men- ge Flüsse in die See, deren Nahmen wir aber nicht erfahren konnten, ob ich mich gleich darum bemühte, und ein Both mit 12 Rudern nebst einem Officier
mit
mit unſerer Galeere nahe hinzu konnten, ſo ſchickte ich einen von den Jngenieurs mit zwey Bothen ab, um denſelben herum zu fahren, ihn zu beſehen, und an der entgegen ſtehenden Spitze wieder zu uns zu ſtoßen, in welcher Abſicht wir ſogleich abfuhren, gegen Suͤ- Jnſel Ku- lala.den ſegelten, und den 30ſten zwiſchen der Jnſel Ku- lala, und der Spitze der See in einer Tiefe von 6 Faden ankerten. Wir hatten die Gebirge Karagan vor uns, und von hier an hatten wir reines und hohes Ufer. An dieſem Orte fangen ſich die Turkiſtaniſchen Laͤnder, oder die Turkomanniſchen Tartarn an. Waͤh- rend unſeres Aufenthalts, da wir hier auf die Zuruͤck- kunft des Jngenieurs warteten, und Holz und Waſ- ſer in Menge hatten, vergnuͤgten wir uns mit Fiſch- und Voͤgelfangen. Wir fiengen einen Beluga, der beynahe 6 Ellen lang und nach Proportion dick war, und aus deſſen Rogen wir vortrefflichen Caviar mach- ten, von dem wir uͤber einen Monat zu eſſen hatten. Den 10ten May kam unſer Jngenieur mit den zwey Bothen wieder, und berichtete, daß er in Beſichti- gung der Bay nur von 5 bis 10 Fuß Waſſer gefun- den habe; daß das ganze Ufer ſo mit Rohr bedeckt ſey, daß ſie bloß in der Muͤndung des Fluſſes Yem- bo, der breit und tief ſey, haͤtten landen koͤnnen.
Wir verließen den 11ten die Jnſel Kulala und fuhren auf den Meerbuſen Jskander zu, wo wir den 20ſten ankamen. Laͤngſt dieſer Kuͤſte dahin iſt das Waſſer ſo tief, daß wir mit unſerer Galeere uͤberall lan- den konnten. Es fallen von den Bergen eine Men- ge Fluͤſſe in die See, deren Nahmen wir aber nicht erfahren konnten, ob ich mich gleich darum bemuͤhte, und ein Both mit 12 Rudern nebſt einem Officier
mit
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0378"n="368"/>
mit unſerer Galeere nahe hinzu konnten, ſo ſchickte ich<lb/>
einen von den Jngenieurs mit zwey Bothen ab, um<lb/>
denſelben herum zu fahren, ihn zu beſehen, und an<lb/>
der entgegen ſtehenden Spitze wieder zu uns zu ſtoßen,<lb/>
in welcher Abſicht wir ſogleich abfuhren, gegen Suͤ-<lb/><noteplace="left">Jnſel Ku-<lb/>
lala.</note>den ſegelten, und den 30ſten zwiſchen der Jnſel Ku-<lb/>
lala, und der Spitze der See in einer Tiefe von 6<lb/>
Faden ankerten. Wir hatten die Gebirge Karagan<lb/>
vor uns, und von hier an hatten wir reines und hohes<lb/>
Ufer. An dieſem Orte fangen ſich die Turkiſtaniſchen<lb/>
Laͤnder, oder die Turkomanniſchen Tartarn an. Waͤh-<lb/>
rend unſeres Aufenthalts, da wir hier auf die Zuruͤck-<lb/>
kunft des Jngenieurs warteten, und Holz und Waſ-<lb/>ſer in Menge hatten, vergnuͤgten wir uns mit Fiſch-<lb/>
und Voͤgelfangen. Wir fiengen einen Beluga, der<lb/>
beynahe 6 Ellen lang und nach Proportion dick war,<lb/>
und aus deſſen Rogen wir vortrefflichen Caviar mach-<lb/>
ten, von dem wir uͤber einen Monat zu eſſen hatten.<lb/>
Den 10ten May kam unſer Jngenieur mit den zwey<lb/>
Bothen wieder, und berichtete, daß er in Beſichti-<lb/>
gung der Bay nur von 5 bis 10 Fuß Waſſer gefun-<lb/>
den habe; daß das ganze Ufer ſo mit Rohr bedeckt<lb/>ſey, daß ſie bloß in der Muͤndung des Fluſſes Yem-<lb/>
bo, der breit und tief ſey, haͤtten landen koͤnnen.</p><lb/><p>Wir verließen den 11ten die Jnſel Kulala und<lb/>
fuhren auf den Meerbuſen Jskander zu, wo wir den<lb/>
20ſten ankamen. Laͤngſt dieſer Kuͤſte dahin iſt das<lb/>
Waſſer ſo tief, daß wir mit unſerer Galeere uͤberall lan-<lb/>
den konnten. Es fallen von den Bergen eine Men-<lb/>
ge Fluͤſſe in die See, deren Nahmen wir aber nicht<lb/>
erfahren konnten, ob ich mich gleich darum bemuͤhte,<lb/>
und ein Both mit 12 Rudern nebſt einem Officier<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mit</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[368/0378]
mit unſerer Galeere nahe hinzu konnten, ſo ſchickte ich
einen von den Jngenieurs mit zwey Bothen ab, um
denſelben herum zu fahren, ihn zu beſehen, und an
der entgegen ſtehenden Spitze wieder zu uns zu ſtoßen,
in welcher Abſicht wir ſogleich abfuhren, gegen Suͤ-
den ſegelten, und den 30ſten zwiſchen der Jnſel Ku-
lala, und der Spitze der See in einer Tiefe von 6
Faden ankerten. Wir hatten die Gebirge Karagan
vor uns, und von hier an hatten wir reines und hohes
Ufer. An dieſem Orte fangen ſich die Turkiſtaniſchen
Laͤnder, oder die Turkomanniſchen Tartarn an. Waͤh-
rend unſeres Aufenthalts, da wir hier auf die Zuruͤck-
kunft des Jngenieurs warteten, und Holz und Waſ-
ſer in Menge hatten, vergnuͤgten wir uns mit Fiſch-
und Voͤgelfangen. Wir fiengen einen Beluga, der
beynahe 6 Ellen lang und nach Proportion dick war,
und aus deſſen Rogen wir vortrefflichen Caviar mach-
ten, von dem wir uͤber einen Monat zu eſſen hatten.
Den 10ten May kam unſer Jngenieur mit den zwey
Bothen wieder, und berichtete, daß er in Beſichti-
gung der Bay nur von 5 bis 10 Fuß Waſſer gefun-
den habe; daß das ganze Ufer ſo mit Rohr bedeckt
ſey, daß ſie bloß in der Muͤndung des Fluſſes Yem-
bo, der breit und tief ſey, haͤtten landen koͤnnen.
Jnſel Ku-
lala.
Wir verließen den 11ten die Jnſel Kulala und
fuhren auf den Meerbuſen Jskander zu, wo wir den
20ſten ankamen. Laͤngſt dieſer Kuͤſte dahin iſt das
Waſſer ſo tief, daß wir mit unſerer Galeere uͤberall lan-
den konnten. Es fallen von den Bergen eine Men-
ge Fluͤſſe in die See, deren Nahmen wir aber nicht
erfahren konnten, ob ich mich gleich darum bemuͤhte,
und ein Both mit 12 Rudern nebſt einem Officier
mit
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/378>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.