angreifen und zur Aufhebung der Belagerung zwingen wollte. Den 30sten lagerte er sich einen Kanonen- schuß von unsern Verschanzungen, welches uns an der Belagerung hinderte, indem jedes Regiment, wel- ches wir nur auf einige Art ersparen konnten, zur Verstärkung der Armee gebraucht ward. Der Feind blieb vier Tage in dieser Stellung, ohne uns zu be- unruhigen, da denn der Marschall von Villars es für das Beste hielt, sich auf eine Stunde weit zurück zu ziehen, worauf die Belagerungs-Regimenter wieder auf ihre Posten giengen, und die Belagerung mit dem größten Eifer förtgesetzt wurde. Der Feind that häufige Ausfälle und ließ viele Minen springen, wel- ches uns doch nicht hinderte, uns den 5ten Junii der Contrescarpe zu bemächtigen. Den 17ten liefen wir Sturm und eroberten ein Ravelin, und nachdem wir den Graben mit Faschinen ausgefüllet hatten, schlugen wir unsere Brücke nach der Haupt-Bresche. Jn der Nacht auf den 22sten wurden die Laufgräben auf das Fort Scarp geöffnet, welches ein reguläres Fünfeck war, worauf der Feind den 25sten Nachmit- tags um 2 Uhr Chamade schlug, und den 26sten so wohl die Stadt als das Fort übergab. Die Bela- gerten hatten ungefähr 3000 Mann Todte, unser Verlust aber bestand in 8000 Mann an Todten und Verwundeten. Den 29sten marschierte der Mar- schall Albergotti mit seiner Besatzung, die noch aus 4725 Mann bestand, aus. General Hompesch ward Gouverneur der Stadt, und der Brigadier des Roques, der erste Jngenieur, ward Commendant des des Forts Scarp.
Nach
angreifen und zur Aufhebung der Belagerung zwingen wollte. Den 30ſten lagerte er ſich einen Kanonen- ſchuß von unſern Verſchanzungen, welches uns an der Belagerung hinderte, indem jedes Regiment, wel- ches wir nur auf einige Art erſparen konnten, zur Verſtaͤrkung der Armee gebraucht ward. Der Feind blieb vier Tage in dieſer Stellung, ohne uns zu be- unruhigen, da denn der Marſchall von Villars es fuͤr das Beſte hielt, ſich auf eine Stunde weit zuruͤck zu ziehen, worauf die Belagerungs-Regimenter wieder auf ihre Poſten giengen, und die Belagerung mit dem groͤßten Eifer foͤrtgeſetzt wurde. Der Feind that haͤufige Ausfaͤlle und ließ viele Minen ſpringen, wel- ches uns doch nicht hinderte, uns den 5ten Junii der Contreſcarpe zu bemaͤchtigen. Den 17ten liefen wir Sturm und eroberten ein Ravelin, und nachdem wir den Graben mit Faſchinen ausgefuͤllet hatten, ſchlugen wir unſere Bruͤcke nach der Haupt-Breſche. Jn der Nacht auf den 22ſten wurden die Laufgraͤben auf das Fort Scarp geoͤffnet, welches ein regulaͤres Fuͤnfeck war, worauf der Feind den 25ſten Nachmit- tags um 2 Uhr Chamade ſchlug, und den 26ſten ſo wohl die Stadt als das Fort uͤbergab. Die Bela- gerten hatten ungefaͤhr 3000 Mann Todte, unſer Verluſt aber beſtand in 8000 Mann an Todten und Verwundeten. Den 29ſten marſchierte der Mar- ſchall Albergotti mit ſeiner Beſatzung, die noch aus 4725 Mann beſtand, aus. General Hompeſch ward Gouverneur der Stadt, und der Brigadier des Roques, der erſte Jngenieur, ward Commendant des des Forts Scarp.
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angreifen und zur Aufhebung der Belagerung zwingen
wollte. Den 30ſten lagerte er ſich einen Kanonen-
ſchuß von unſern Verſchanzungen, welches uns an der
Belagerung hinderte, indem jedes Regiment, wel-
ches wir nur auf einige Art erſparen konnten, zur
Verſtaͤrkung der Armee gebraucht ward. Der Feind
blieb vier Tage in dieſer Stellung, ohne uns zu be-
unruhigen, da denn der Marſchall von Villars es fuͤr
das Beſte hielt, ſich auf eine Stunde weit zuruͤck zu
ziehen, worauf die Belagerungs-Regimenter wieder
auf ihre Poſten giengen, und die Belagerung mit dem
groͤßten Eifer foͤrtgeſetzt wurde. Der Feind that
haͤufige Ausfaͤlle und ließ viele Minen ſpringen, wel-
ches uns doch nicht hinderte, uns den 5ten Junii der
Contreſcarpe zu bemaͤchtigen. Den 17ten liefen wir
Sturm und eroberten ein Ravelin, und nachdem wir
den Graben mit Faſchinen ausgefuͤllet hatten, ſchlugen
wir unſere Bruͤcke nach der Haupt-Breſche. Jn
der Nacht auf den 22ſten wurden die Laufgraͤben auf
das Fort Scarp geoͤffnet, welches ein regulaͤres
Fuͤnfeck war, worauf der Feind den 25ſten Nachmit-
tags um 2 Uhr Chamade ſchlug, und den 26ſten ſo
wohl die Stadt als das Fort uͤbergab. Die Bela-
gerten hatten ungefaͤhr 3000 Mann Todte, unſer
Verluſt aber beſtand in 8000 Mann an Todten und
Verwundeten. Den 29ſten marſchierte der Mar-
ſchall Albergotti mit ſeiner Beſatzung, die noch aus
4725 Mann beſtand, aus. General Hompeſch
ward Gouverneur der Stadt, und der Brigadier des
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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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