Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Belagerung
von Bethune.

Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei-
ner so schweren Arbeit brachen wir auf, in der Absicht
Arras zu belagern. Als der Feind solches merkte,
gieng er in seine neuen Linien und vereitelte dadurch
unser Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be-
schlossen, und die Stadt den 13sten Julii berenneten.
Den 23sten wurden die Laufgräben auf zwey Seiten
eröffnet, die eine von dem General Schuylenburg
und die andere von dem General Fagel. Die Fran-
zösische Armee machte eine Bewegung, als wenn sie
die Stadt entsetzen wollte; als sie aber sahe, daß wir
bereit waren, sie zu empfangen, so zeigte sie sich bloß
und zog sich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die
Belagerung ward sehr lebhaft geführet. Den 29sten
that die Besatzung einen Ausfall auf Fagels Seite,
wo er fast ein ganzes Regiment Preussischer Garde
zu Grunde richtete, welches zum Unglücke auf ein-
mal gefeuert, sich dadurch verschossen hatte, und da-
her von dem Feinde mit großem Verluste über den
Haufen geworfen ward. Unser Regiment eilte ihm
so gleich zu Hülfe, und hinderte, daß es nicht abge-
Unglück
sechs Schot-
tischer Offi-
ciers.
schnitten ward. Denselben Tag begegnete sechs Of-
ficieren von einem Schottischen Regimente, welche in
einer Reihe auf dem Banquette saßen, das Unglück,
daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Füße wegnahm,
einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf
dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete.
Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam,
die übrigen mußten sterben. Diese unglückliche Ku-
gel kam aus einer unserer eigenen Kanonen auf Schuy-
lenburgs Seite, welche auf ein Bastion gerichtet war,
aber unglücklicher Weise unsere eigenen Laufgräben

flankierte.
Belagerung
von Bethune.

Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei-
ner ſo ſchweren Arbeit brachen wir auf, in der Abſicht
Arras zu belagern. Als der Feind ſolches merkte,
gieng er in ſeine neuen Linien und vereitelte dadurch
unſer Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be-
ſchloſſen, und die Stadt den 13ſten Julii berenneten.
Den 23ſten wurden die Laufgraͤben auf zwey Seiten
eroͤffnet, die eine von dem General Schuylenburg
und die andere von dem General Fagel. Die Fran-
zoͤſiſche Armee machte eine Bewegung, als wenn ſie
die Stadt entſetzen wollte; als ſie aber ſahe, daß wir
bereit waren, ſie zu empfangen, ſo zeigte ſie ſich bloß
und zog ſich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die
Belagerung ward ſehr lebhaft gefuͤhret. Den 29ſten
that die Beſatzung einen Ausfall auf Fagels Seite,
wo er faſt ein ganzes Regiment Preuſſiſcher Garde
zu Grunde richtete, welches zum Ungluͤcke auf ein-
mal gefeuert, ſich dadurch verſchoſſen hatte, und da-
her von dem Feinde mit großem Verluſte uͤber den
Haufen geworfen ward. Unſer Regiment eilte ihm
ſo gleich zu Huͤlfe, und hinderte, daß es nicht abge-
Ungluͤck
ſechs Schot-
tiſcher Offi-
ciers.
ſchnitten ward. Denſelben Tag begegnete ſechs Of-
ficieren von einem Schottiſchen Regimente, welche in
einer Reihe auf dem Banquette ſaßen, das Ungluͤck,
daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Fuͤße wegnahm,
einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf
dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete.
Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam,
die uͤbrigen mußten ſterben. Dieſe ungluͤckliche Ku-
gel kam aus einer unſerer eigenen Kanonen auf Schuy-
lenburgs Seite, welche auf ein Baſtion gerichtet war,
aber ungluͤcklicher Weiſe unſere eigenen Laufgraͤben

flankierte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0042" n="32"/>
        <note place="left">Belagerung<lb/>
von Bethune.</note>
        <p>Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei-<lb/>
ner &#x017F;o &#x017F;chweren Arbeit brachen wir auf, in der Ab&#x017F;icht<lb/>
Arras zu belagern. Als der Feind &#x017F;olches merkte,<lb/>
gieng er in &#x017F;eine neuen Linien und vereitelte dadurch<lb/>
un&#x017F;er Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und die Stadt den 13&#x017F;ten Julii berenneten.<lb/>
Den 23&#x017F;ten wurden die Laufgra&#x0364;ben auf zwey Seiten<lb/>
ero&#x0364;ffnet, die eine von dem General Schuylenburg<lb/>
und die andere von dem General Fagel. Die Fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Armee machte eine Bewegung, als wenn &#x017F;ie<lb/>
die Stadt ent&#x017F;etzen wollte; als &#x017F;ie aber &#x017F;ahe, daß wir<lb/>
bereit waren, &#x017F;ie zu empfangen, &#x017F;o zeigte &#x017F;ie &#x017F;ich bloß<lb/>
und zog &#x017F;ich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die<lb/>
Belagerung ward &#x017F;ehr lebhaft gefu&#x0364;hret. Den 29&#x017F;ten<lb/>
that die Be&#x017F;atzung einen Ausfall auf Fagels Seite,<lb/>
wo er fa&#x017F;t ein ganzes Regiment Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;cher Garde<lb/>
zu Grunde richtete, welches zum Unglu&#x0364;cke auf ein-<lb/>
mal gefeuert, &#x017F;ich dadurch ver&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en hatte, und da-<lb/>
her von dem Feinde mit großem Verlu&#x017F;te u&#x0364;ber den<lb/>
Haufen geworfen ward. Un&#x017F;er Regiment eilte ihm<lb/>
&#x017F;o gleich zu Hu&#x0364;lfe, und hinderte, daß es nicht abge-<lb/><note place="left">Unglu&#x0364;ck<lb/>
&#x017F;echs Schot-<lb/>
ti&#x017F;cher Offi-<lb/>
ciers.</note>&#x017F;chnitten ward. Den&#x017F;elben Tag begegnete &#x017F;echs Of-<lb/>
ficieren von einem Schotti&#x017F;chen Regimente, welche in<lb/>
einer Reihe auf dem Banquette &#x017F;aßen, das Unglu&#x0364;ck,<lb/>
daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Fu&#x0364;ße wegnahm,<lb/>
einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf<lb/>
dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete.<lb/>
Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam,<lb/>
die u&#x0364;brigen mußten &#x017F;terben. Die&#x017F;e unglu&#x0364;ckliche Ku-<lb/>
gel kam aus einer un&#x017F;erer eigenen Kanonen auf Schuy-<lb/>
lenburgs Seite, welche auf ein Ba&#x017F;tion gerichtet war,<lb/>
aber unglu&#x0364;cklicher Wei&#x017F;e un&#x017F;ere eigenen Laufgra&#x0364;ben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">flankierte.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0042] Nach einer Erholung von einigen Tagen nach ei- ner ſo ſchweren Arbeit brachen wir auf, in der Abſicht Arras zu belagern. Als der Feind ſolches merkte, gieng er in ſeine neuen Linien und vereitelte dadurch unſer Vorhaben, daher wir Bethune zu belagern be- ſchloſſen, und die Stadt den 13ſten Julii berenneten. Den 23ſten wurden die Laufgraͤben auf zwey Seiten eroͤffnet, die eine von dem General Schuylenburg und die andere von dem General Fagel. Die Fran- zoͤſiſche Armee machte eine Bewegung, als wenn ſie die Stadt entſetzen wollte; als ſie aber ſahe, daß wir bereit waren, ſie zu empfangen, ſo zeigte ſie ſich bloß und zog ſich hierauf wieder hinter ihre Linien. Die Belagerung ward ſehr lebhaft gefuͤhret. Den 29ſten that die Beſatzung einen Ausfall auf Fagels Seite, wo er faſt ein ganzes Regiment Preuſſiſcher Garde zu Grunde richtete, welches zum Ungluͤcke auf ein- mal gefeuert, ſich dadurch verſchoſſen hatte, und da- her von dem Feinde mit großem Verluſte uͤber den Haufen geworfen ward. Unſer Regiment eilte ihm ſo gleich zu Huͤlfe, und hinderte, daß es nicht abge- ſchnitten ward. Denſelben Tag begegnete ſechs Of- ficieren von einem Schottiſchen Regimente, welche in einer Reihe auf dem Banquette ſaßen, das Ungluͤck, daß eine Kanonenkugel ihnen allen die Fuͤße wegnahm, einen einigen ausgenommen, der den einen Fuß auf dem Banquette liegen hatte, und ihn dadurch rettete. Er war auch der einige, der mit dem Leben davon kam, die uͤbrigen mußten ſterben. Dieſe ungluͤckliche Ku- gel kam aus einer unſerer eigenen Kanonen auf Schuy- lenburgs Seite, welche auf ein Baſtion gerichtet war, aber ungluͤcklicher Weiſe unſere eigenen Laufgraͤben flankierte. Ungluͤck ſechs Schot- tiſcher Offi- ciers.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/42
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/42>, abgerufen am 03.12.2024.