sie an einem schönen Tage in Bothen zu den Felsen, (die in großer Anzahl um diese Jnsel sind,) und samm- leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne- stern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier- hundert Thaler ziehet.
Da die Dänen damals glaubten, daß die Russen einen Angriff auf Holstein, wegen des Herzogs, zu thun gesonnen wären, so ließ mich der Gouverneur in keine Festung, weil er aus meinem Passe sahe, daß ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzählte, daß ich nicht gesonnen sey, wieder in Russische Dienste zu- rück zu gehen, so führte er mich selbst in beyde, und ich nahm seine Entschuldigung gerne an, als ich sie beyde in einem wehrlosen Zustande fand. Er sagte, daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an- gehalten habe, der sie in einen bessern Zustand setzen möchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer bessern Vertheidigung nothwendig sey. Da sie lange nicht waren ausgebessert worden, so sagte ich, daß ein Jn- genieur eine ziemliche Zeit darauf würde wenden müs- sen, wenn er sie in einen Vertheidigungszustand se- tzen wollte. Der Gouverneur schlug mir hierauf vor, daß ich in Dänische Dienste gehen sollte, und versicher- te mich, daß ich als Jngenieur sehr angesehen seyn würde, weil sie sehr übel damit versehen wären, äus- serte auch, daß er mir leicht bey seinem eigenen Re- gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem hüb- schen Frauenzimmer verhelfen könnte. Jch erfuhr hernach, daß dieses mit dem Capitain Fischer, einem alten Officier bey dem Regimente, und seiner Frau war verabredet gewesen, indem derselbe mir seine Compagnie abtreten wollte, im Fall ich seine Tochter,
ein
E e 2
ſie an einem ſchoͤnen Tage in Bothen zu den Felſen, (die in großer Anzahl um dieſe Jnſel ſind,) und ſamm- leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne- ſtern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier- hundert Thaler ziehet.
Da die Daͤnen damals glaubten, daß die Ruſſen einen Angriff auf Holſtein, wegen des Herzogs, zu thun geſonnen waͤren, ſo ließ mich der Gouverneur in keine Feſtung, weil er aus meinem Paſſe ſahe, daß ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzaͤhlte, daß ich nicht geſonnen ſey, wieder in Ruſſiſche Dienſte zu- ruͤck zu gehen, ſo fuͤhrte er mich ſelbſt in beyde, und ich nahm ſeine Entſchuldigung gerne an, als ich ſie beyde in einem wehrloſen Zuſtande fand. Er ſagte, daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an- gehalten habe, der ſie in einen beſſern Zuſtand ſetzen moͤchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer beſſern Vertheidigung nothwendig ſey. Da ſie lange nicht waren ausgebeſſert worden, ſo ſagte ich, daß ein Jn- genieur eine ziemliche Zeit darauf wuͤrde wenden muͤſ- ſen, wenn er ſie in einen Vertheidigungszuſtand ſe- tzen wollte. Der Gouverneur ſchlug mir hierauf vor, daß ich in Daͤniſche Dienſte gehen ſollte, und verſicher- te mich, daß ich als Jngenieur ſehr angeſehen ſeyn wuͤrde, weil ſie ſehr uͤbel damit verſehen waͤren, aͤuſ- ſerte auch, daß er mir leicht bey ſeinem eigenen Re- gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem huͤb- ſchen Frauenzimmer verhelfen koͤnnte. Jch erfuhr hernach, daß dieſes mit dem Capitain Fiſcher, einem alten Officier bey dem Regimente, und ſeiner Frau war verabredet geweſen, indem derſelbe mir ſeine Compagnie abtreten wollte, im Fall ich ſeine Tochter,
ein
E e 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0445"n="435"/>ſie an einem ſchoͤnen Tage in Bothen zu den Felſen,<lb/>
(die in großer Anzahl um dieſe Jnſel ſind,) und ſamm-<lb/>
leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne-<lb/>ſtern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier-<lb/>
hundert Thaler ziehet.</p><lb/><p>Da die Daͤnen damals glaubten, daß die Ruſſen<lb/>
einen Angriff auf Holſtein, wegen des Herzogs, zu<lb/>
thun geſonnen waͤren, ſo ließ mich der Gouverneur<lb/>
in keine Feſtung, weil er aus meinem Paſſe ſahe, daß<lb/>
ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzaͤhlte, daß<lb/>
ich nicht geſonnen ſey, wieder in Ruſſiſche Dienſte zu-<lb/>
ruͤck zu gehen, ſo fuͤhrte er mich ſelbſt in beyde, und<lb/>
ich nahm ſeine Entſchuldigung gerne an, als ich ſie<lb/>
beyde in einem wehrloſen Zuſtande fand. Er ſagte,<lb/>
daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an-<lb/>
gehalten habe, der ſie in einen beſſern Zuſtand ſetzen<lb/>
moͤchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer beſſern<lb/>
Vertheidigung nothwendig ſey. Da ſie lange nicht<lb/>
waren ausgebeſſert worden, ſo ſagte ich, daß ein Jn-<lb/>
genieur eine ziemliche Zeit darauf wuͤrde wenden muͤſ-<lb/>ſen, wenn er ſie in einen Vertheidigungszuſtand ſe-<lb/>
tzen wollte. Der Gouverneur ſchlug mir hierauf vor,<lb/>
daß ich in Daͤniſche Dienſte gehen ſollte, und verſicher-<lb/>
te mich, daß ich als Jngenieur ſehr angeſehen ſeyn<lb/>
wuͤrde, weil ſie ſehr uͤbel damit verſehen waͤren, aͤuſ-<lb/>ſerte auch, daß er mir leicht bey ſeinem eigenen Re-<lb/>
gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem huͤb-<lb/>ſchen Frauenzimmer verhelfen koͤnnte. Jch erfuhr<lb/>
hernach, daß dieſes mit dem Capitain Fiſcher, einem<lb/>
alten Officier bey dem Regimente, und ſeiner Frau<lb/>
war verabredet geweſen, indem derſelbe mir ſeine<lb/>
Compagnie abtreten wollte, im Fall ich ſeine Tochter,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[435/0445]
ſie an einem ſchoͤnen Tage in Bothen zu den Felſen,
(die in großer Anzahl um dieſe Jnſel ſind,) und ſamm-
leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne-
ſtern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier-
hundert Thaler ziehet.
Da die Daͤnen damals glaubten, daß die Ruſſen
einen Angriff auf Holſtein, wegen des Herzogs, zu
thun geſonnen waͤren, ſo ließ mich der Gouverneur
in keine Feſtung, weil er aus meinem Paſſe ſahe, daß
ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzaͤhlte, daß
ich nicht geſonnen ſey, wieder in Ruſſiſche Dienſte zu-
ruͤck zu gehen, ſo fuͤhrte er mich ſelbſt in beyde, und
ich nahm ſeine Entſchuldigung gerne an, als ich ſie
beyde in einem wehrloſen Zuſtande fand. Er ſagte,
daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an-
gehalten habe, der ſie in einen beſſern Zuſtand ſetzen
moͤchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer beſſern
Vertheidigung nothwendig ſey. Da ſie lange nicht
waren ausgebeſſert worden, ſo ſagte ich, daß ein Jn-
genieur eine ziemliche Zeit darauf wuͤrde wenden muͤſ-
ſen, wenn er ſie in einen Vertheidigungszuſtand ſe-
tzen wollte. Der Gouverneur ſchlug mir hierauf vor,
daß ich in Daͤniſche Dienſte gehen ſollte, und verſicher-
te mich, daß ich als Jngenieur ſehr angeſehen ſeyn
wuͤrde, weil ſie ſehr uͤbel damit verſehen waͤren, aͤuſ-
ſerte auch, daß er mir leicht bey ſeinem eigenen Re-
gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem huͤb-
ſchen Frauenzimmer verhelfen koͤnnte. Jch erfuhr
hernach, daß dieſes mit dem Capitain Fiſcher, einem
alten Officier bey dem Regimente, und ſeiner Frau
war verabredet geweſen, indem derſelbe mir ſeine
Compagnie abtreten wollte, im Fall ich ſeine Tochter,
ein
E e 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/445>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.