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Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

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sie an einem schönen Tage in Bothen zu den Felsen,
(die in großer Anzahl um diese Jnsel sind,) und samm-
leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne-
stern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier-
hundert Thaler ziehet.

Da die Dänen damals glaubten, daß die Russen
einen Angriff auf Holstein, wegen des Herzogs, zu
thun gesonnen wären, so ließ mich der Gouverneur
in keine Festung, weil er aus meinem Passe sahe, daß
ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzählte, daß
ich nicht gesonnen sey, wieder in Russische Dienste zu-
rück zu gehen, so führte er mich selbst in beyde, und
ich nahm seine Entschuldigung gerne an, als ich sie
beyde in einem wehrlosen Zustande fand. Er sagte,
daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an-
gehalten habe, der sie in einen bessern Zustand setzen
möchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer bessern
Vertheidigung nothwendig sey. Da sie lange nicht
waren ausgebessert worden, so sagte ich, daß ein Jn-
genieur eine ziemliche Zeit darauf würde wenden müs-
sen, wenn er sie in einen Vertheidigungszustand se-
tzen wollte. Der Gouverneur schlug mir hierauf vor,
daß ich in Dänische Dienste gehen sollte, und versicher-
te mich, daß ich als Jngenieur sehr angesehen seyn
würde, weil sie sehr übel damit versehen wären, äus-
serte auch, daß er mir leicht bey seinem eigenen Re-
gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem hüb-
schen Frauenzimmer verhelfen könnte. Jch erfuhr
hernach, daß dieses mit dem Capitain Fischer, einem
alten Officier bey dem Regimente, und seiner Frau
war verabredet gewesen, indem derselbe mir seine
Compagnie abtreten wollte, im Fall ich seine Tochter,

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ſie an einem ſchoͤnen Tage in Bothen zu den Felſen,
(die in großer Anzahl um dieſe Jnſel ſind,) und ſamm-
leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne-
ſtern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier-
hundert Thaler ziehet.

Da die Daͤnen damals glaubten, daß die Ruſſen
einen Angriff auf Holſtein, wegen des Herzogs, zu
thun geſonnen waͤren, ſo ließ mich der Gouverneur
in keine Feſtung, weil er aus meinem Paſſe ſahe, daß
ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzaͤhlte, daß
ich nicht geſonnen ſey, wieder in Ruſſiſche Dienſte zu-
ruͤck zu gehen, ſo fuͤhrte er mich ſelbſt in beyde, und
ich nahm ſeine Entſchuldigung gerne an, als ich ſie
beyde in einem wehrloſen Zuſtande fand. Er ſagte,
daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an-
gehalten habe, der ſie in einen beſſern Zuſtand ſetzen
moͤchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer beſſern
Vertheidigung nothwendig ſey. Da ſie lange nicht
waren ausgebeſſert worden, ſo ſagte ich, daß ein Jn-
genieur eine ziemliche Zeit darauf wuͤrde wenden muͤſ-
ſen, wenn er ſie in einen Vertheidigungszuſtand ſe-
tzen wollte. Der Gouverneur ſchlug mir hierauf vor,
daß ich in Daͤniſche Dienſte gehen ſollte, und verſicher-
te mich, daß ich als Jngenieur ſehr angeſehen ſeyn
wuͤrde, weil ſie ſehr uͤbel damit verſehen waͤren, aͤuſ-
ſerte auch, daß er mir leicht bey ſeinem eigenen Re-
gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem huͤb-
ſchen Frauenzimmer verhelfen koͤnnte. Jch erfuhr
hernach, daß dieſes mit dem Capitain Fiſcher, einem
alten Officier bey dem Regimente, und ſeiner Frau
war verabredet geweſen, indem derſelbe mir ſeine
Compagnie abtreten wollte, im Fall ich ſeine Tochter,

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[435/0445] ſie an einem ſchoͤnen Tage in Bothen zu den Felſen, (die in großer Anzahl um dieſe Jnſel ſind,) und ſamm- leten Federn oder Dunen in den wilden Enten-Ne- ſtern, woraus der Gouverneur des Jahres auf vier- hundert Thaler ziehet. Da die Daͤnen damals glaubten, daß die Ruſſen einen Angriff auf Holſtein, wegen des Herzogs, zu thun geſonnen waͤren, ſo ließ mich der Gouverneur in keine Feſtung, weil er aus meinem Paſſe ſahe, daß ich bloß Urlaub hatte. Als ich ihm aber erzaͤhlte, daß ich nicht geſonnen ſey, wieder in Ruſſiſche Dienſte zu- ruͤck zu gehen, ſo fuͤhrte er mich ſelbſt in beyde, und ich nahm ſeine Entſchuldigung gerne an, als ich ſie beyde in einem wehrloſen Zuſtande fand. Er ſagte, daß er oft, aber vergebens, um einen Jngenieur an- gehalten habe, der ſie in einen beſſern Zuſtand ſetzen moͤchte, und fragte mich jetzt, was zu ihrer beſſern Vertheidigung nothwendig ſey. Da ſie lange nicht waren ausgebeſſert worden, ſo ſagte ich, daß ein Jn- genieur eine ziemliche Zeit darauf wuͤrde wenden muͤſ- ſen, wenn er ſie in einen Vertheidigungszuſtand ſe- tzen wollte. Der Gouverneur ſchlug mir hierauf vor, daß ich in Daͤniſche Dienſte gehen ſollte, und verſicher- te mich, daß ich als Jngenieur ſehr angeſehen ſeyn wuͤrde, weil ſie ſehr uͤbel damit verſehen waͤren, aͤuſ- ſerte auch, daß er mir leicht bey ſeinem eigenen Re- gimente zu einer Compagnie, wie auch zu einem huͤb- ſchen Frauenzimmer verhelfen koͤnnte. Jch erfuhr hernach, daß dieſes mit dem Capitain Fiſcher, einem alten Officier bey dem Regimente, und ſeiner Frau war verabredet geweſen, indem derſelbe mir ſeine Compagnie abtreten wollte, im Fall ich ſeine Tochter, ein E e 2

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Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/445>, abgerufen am 21.11.2024.